RE-RELEASE: Mama passt auf - Vertrauen oder an die Leine nehmen?

Shownotes

Kinder werden größer, ob man will oder nicht – und stehen immer mehr auf eigenen Beinen. Mal allein zum Bäcker gehen, eine Freundin besuchen oder mit dem Rad durch die Nachbarschaft fahren, das gehört für die „Großen“ dazu. Für uns Eltern bedeutet es: loslassen – und viele Ängste. Sabrina und Verena kennen das – und gehen unterschiedlich damit um. Von Kinderleinen über GPS-Tracker bis „heimlich-Apps“ auf dem Kinder-Smartphone – wir sprechen drüber, in unserer neuen Folge Mama Talk – viel Spaß damit.

Kleiner Hinweis: Die Episode wurde erstmals am 29.05.2018 veröffentlicht.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Der Mama Talk.

00:00:02: Der Podcast von Antenne Niedersachsen.

00:00:05: Von Mamas für Mamas.

00:00:07: Big Mama is watching you.

00:00:10: Oder wie viel Überwachung ist denn eigentlich

00:00:13: in der eigenen Familie erlaubt?

00:00:15: Unser Thema heute im Mama Talk Podcast.

00:00:18: Wir sind Verena und Sabrina.

00:00:20: Unsere Kinder sind übrigens fünf, sechs und sieben Jahre alt,

00:00:23: um das auch mal erwähnt zu haben.

00:00:25: Ja, wir kennen das Gefühl, ne?

00:00:27: Das wird jetzt aber von Jahr zu Jahr schwerer, haben wir festgestellt.

00:00:31: Was war das schön? Als die als Babys auf der Decke lagen.

00:00:35: Nicht laufen konnten.

00:00:37: Du wusstest immer genau, wo sind die?

00:00:39: Es geht ihnen gut, wunderbar.

00:00:41: Irgendwann werden die mobil.

00:00:43: Da gibt's einen Riesenmarkt an Elternunterstützung.

00:00:46: Zum Beispiel mit der Kinderleine.

00:00:48: Dieses Laufgeschirr sieht dann sehr befremdlich aus.

00:00:51: Ein bisschen wie man das von größeren Hunden kennt.

00:00:55: Die Kinder sind so angeklippt und fertig.

00:00:57: Die einen sagen, das ist wirklich Gottes Geschenk gegen Unfälle.

00:01:01: Meine erste Reaktion war auf gar keinen Fall für mich.

00:01:04: Aber ich hab ne Freundin, die ist krank.

00:01:07: Die kann nicht gut laufen.

00:01:09: Als die Lütsche in das Alter kam, dass die weggerannt ist,

00:01:12: hatte ich gesagt, keine Chance.

00:01:14: Ich kann mich nicht mit der Tarin der Wohnung einschließen,

00:01:17: nur damit das Kind nicht wegläuft.

00:01:20: Ich muss auch mit ihr rausgehen zum Spielplatz gehen können.

00:01:23: Ein bisschen umdenken musst du da.

00:01:25: Gut ist aber dann auch wieder dieses Einzelbeispiel.

00:01:28: Die Hauptkäufer schafft dieser Leinen bei Amazon.

00:01:31: Habe ich sie entdeckt, aber auch bei verschiedenen Spielwarenherstellern.

00:01:35: Das sind schon Eltern mit Überwachungstrieb.

00:01:38: Da werden Helikoptereltern zu Drohneltern, habe ich das Gefühl.

00:01:42: Das kann gut sein.

00:01:44: Aber auch ich hatte schon mal die Situation,

00:01:46: wo ich dachte, jetzt wird es brenzlig.

00:01:48: Und zwar war ich im Krankenhaus und hatte so ein Infusionsständer dran.

00:01:52: Ich habe mich flöten gegangen, der war damals so zwei.

00:01:55: Der hat nicht gehört.

00:01:58: Ich bin im Infusionsständer hinterher.

00:02:00: Mittlerweile ist das eine Geschichte, wo wir uns totlachen.

00:02:03: Mit diesem Ständer im Schlepptau.

00:02:05: Henry, Henry, Henry!

00:02:07: Durch die MHA in Hannover ein riesiges Krankenhaus.

00:02:10: Das war schon irre. - Die Dimme wird immer höher.

00:02:13: Ja, und auch verzweifelt er, weil da waren Millionen Menschen.

00:02:17: Und im Nachrichten hätte ich mir gedacht, so ein Geschirr.

00:02:20: Andererseits kann man auch darauf hoffen,

00:02:22: dass jemand von den Menschen, die dich da kreischen hören,

00:02:25: irgendwann reagieren und Henry kurz mal einfangen für dich.

00:02:28: Das war die Verkäuferin aus dem Buchladen,

00:02:31: die sehr nett zur Seite gesprungen ist.

00:02:33: Die das Problem selber kennt.

00:02:35: Aber ich weiß, dass ich eine Freundin hatte.

00:02:37: Die hat auch mal gesagt, ne, so eine Kinderleine,

00:02:39: das ist total entwürdigend, mein Kind ist kein Hund.

00:02:42: Dann hat sie das zweite Kind bekommen.

00:02:44: Clara, ihre Tochter, die war damals knapp drei,

00:02:46: die war immer auf Achse, superneugierig.

00:02:48: Und als der kleine Bruder dann da ist,

00:02:50: ist Clara fast vor die Bahn gerannt.

00:02:52: Also wirklich die absolute Horrorsituation.

00:02:54: Mama mit dem Kinderwagen unterwegs, Clara rennt Richtung Straßenbahn.

00:02:57: Sie schreit noch, stopp!

00:03:00: Und es war eine Zentimeter Geschichte, so erzählt sie das.

00:03:03: Und das war der Arm, wo sie sich hingesetzt hat und gesagt hat,

00:03:06: klick, klick, klick, ich bestelle mir so einen Teil jetzt.

00:03:09: Am Ende ist es so ein Eulenrucksack geworden.

00:03:11: Ah, mit so einer Schnur dann dran?

00:03:13: Ja, die kann man dann so anklippen.

00:03:15: Und sie ist ein Rucksack ganz normal benutzen, als Kindergartenrucksack.

00:03:18: Und dann in Situationen, wenn die zum Beispiel in der Stadt unterwegs sind.

00:03:22: Jetzt ist der kleine Bruder mittlerweile auch schon mobil.

00:03:25: Also den hat sie dann an der Hand.

00:03:27: Da legt sie dann dieses Geschirr um.

00:03:29: Und du siehst schon an meinem Gesicht,

00:03:31: ich krieg's schon kaum über die Lippen, da legt sie dann ihrer Tochter

00:03:34: das Geschirr um, weil sie sagt, ich komm da ja so schnell nicht hinterher.

00:03:38: Sie sagt aber auch, dass sie es nicht als Erziehungshilfe nimmt.

00:03:41: Sie sagt, es entbindet sie jetzt nicht, ihr beizubringen,

00:03:45: ihr seid ja nicht mehr da.

00:03:47: Sie hätte auch das Gefühl, dass Clara lernt, mal einen Moment zu warten.

00:03:50: Aber auch dafür, dass ich das Bild heißt,

00:03:52: dass du an der Leine ziehst und sagst, du musst jetzt mal kurz warten.

00:03:55: Ich tue mich da echt schwer.

00:03:57: Um sie in Schutz zu nehmen, ich finde den Schritt nicht mehr weit von,

00:04:00: ich halte mein Kind ganz normal an der Kapuze fest.

00:04:03: An der Straße ist das gleiche Prinzip.

00:04:05: Oder hinten von der Latzhose an den Trägern oder so.

00:04:09: Hab ich natürlich auch gemacht bei Henry, logischerweise.

00:04:12: Immer, wenn ich das gemacht habe, habe ich festgestellt,

00:04:15: oh, schade, Knopffunktion.

00:04:17: Bei Felix habe ich angefangen, Kapuzen zu kaufen,

00:04:20: die fest angenäht sind aus diesem Grund.

00:04:22: Es gibt wirklich diese Situation, wo du sie festhalten musst.

00:04:25: Weil einfach, es ist eine Sekundenentscheidung.

00:04:27: Ich weiß, wir sind mal ums Auto rumgegangen.

00:04:30: Ich sag noch, bleib kurz stehen, weil ich bin mit dem Kinderwagen

00:04:33: für den Kleinen nicht durch die beiden Autos durchgekommen.

00:04:36: Also habe ich mich entschieden, ich gehe anders rum.

00:04:39: Ich habe mich in den Keks damals, bleib hier stehen,

00:04:42: ich komme gleich, hatte aber nicht gehört.

00:04:44: Ich komme ums Auto rum und sehe, das Kind steht nicht mehr da.

00:04:47: Nach rechts fest, der ist schon fast auf der Fahrbahn an einem Freitag,

00:04:51: wo bei uns Wochenmarkt ist.

00:04:53: Wo die Aufmerksamkeitsspanne der Autofahrer gerne null geht,

00:04:57: weil sie alle nur nach einem Parkplatz gucken

00:04:59: und sicher nicht nach einem 2-jährigen auf 80 cm Höhe,

00:05:02: der jetzt auf die Straße rennt.

00:05:04: Trotzdem muss ich sagen, ich hätte keine Leine gekauft.

00:05:07: Ich habe die Situation, aus denen ich etwas gelernt habe,

00:05:10: aus denen er etwas gelernt hat.

00:05:12: Ich habe gebrüllt wie am Spieß.

00:05:14: Er ist wirklich erstarrt aus Panik, weil er sich so erschreckt hat,

00:05:19: wie laut ich brülle.

00:05:21: Ich bin in Tränen ausgebrochen, habe ihn ganz fest in den Arm genommen,

00:05:24: habe erklärt, was unser Problem gerade war, was da schiefgegangen ist.

00:05:27: Und toll, toll, toll, das ist nie wieder passiert.

00:05:30: Und ich habe immer so die Hoffnung, ja klar,

00:05:33: weil es bisher immer gut gegangen ist,

00:05:35: und das lernen wir ja auch.

00:05:37: Das macht uns beim nächsten Mal besser.

00:05:40: Da brauche ich doch keine Leine.

00:05:42: Ich sehe das ja auch wie du.

00:05:44: Jetzt sind unsere Kinder sowieso aus diesem Leinenalter raus.

00:05:47: Jetzt kommen die Pailuren und sogar schon die Smartphones.

00:05:50: Ich habe das mitbekommen im Bekanntenkreis.

00:05:52: 6-Jährige hat jetzt erstes Smartphone geschenkt bekommen.

00:05:55: Mit welcher Begründung?

00:05:57: Die Begründung ist, dass da so eine Pail-App drauf ist.

00:06:00: Das Kind kann immer geortet werden.

00:06:03: Was darf das Kind mit dem Handy machen?

00:06:05: Das Kind kann nur dabei und weiß, dass es geortet wird.

00:06:08: Das Kind kann sogar schon WhatsApp schreiben in Anführungsstrichen.

00:06:11: Die ganze Familie wird jetzt bombardiert mit Emojis.

00:06:14: Mit Smilies.

00:06:16: Hat bei uns auch so angefangen.

00:06:18: Aber es ist interessant, was Kinder alles in Smilies ausdrücken können.

00:06:21: Dieser kleine Kackkaufen wird besonders häufig benutzt.

00:06:25: Und die haben jetzt also das Gefühl,

00:06:27: wenn das Kind, ich nenn es mal so plakativ,

00:06:29: ein Pailsender dabei haben,

00:06:31: dann sind sie jetzt auf der sicheren Seite,

00:06:33: und das ist natürlich ein bisschen dieses Dilemma, in dem wir sind.

00:06:36: Wir wollen, dass unsere Kinder selbstständig werden.

00:06:39: Das heißt, auch die müssen alleine das Haus mal verlassen dürfen.

00:06:43: Zum Spielplatz, zur besten Freundin, drei Straßen weiter.

00:06:47: Da gibt es irgendwie so ein Alter, wo das dann irgendwann losgeht.

00:06:50: Und dann denken sich die Eltern, hmmm,

00:06:52: jetzt sind die alleine unterwegs.

00:06:54: Ich würde gerne wissen, nach einer Stunde,

00:06:56: wenn ich irgendwie so ein Gefühl kriege, zack, schnell diese App gecheckt.

00:07:00: Da ist sie auf dem Spielplatz, alles gut.

00:07:02: Also mal vorsichtig gesagt, glaube ich, es ist noch was anderes,

00:07:05: wenn unsere Kinder irgendwann mal zwölf, dreizehn, vierzehn sind.

00:07:08: Ich glaube, das ist echt noch mal eine andere Hausnummer.

00:07:12: Aber jetzt, Jonas, mit seinen sieben Jahren,

00:07:14: darf nach der Schule alleine nach Hause gehen

00:07:16: und darf sich auch seinen Weg aussuchen.

00:07:18: Das heißt, wenn er mit seinem Lieblingskumpel aus der Klasse,

00:07:21: den noch nach Hause bringen möchte, dann kann er das tun.

00:07:24: Er schlägt dann irgendwann zwischen, also in so einem Zeitfenster,

00:07:27: von einer halben Stunde bei mir zu Hause auf.

00:07:29: Tut er das nicht merk ich, ich werde hektisch.

00:07:32: Ich würde mir aber trotzdem nicht deswegen,

00:07:34: ich hab's gesehen, wegen unseres Themas hab ich mal recherchiert,

00:07:37: ich hab gesehen, du kannst im Netz wirklich für fünf Euro

00:07:40: so ein Mini-GPS-Tracker kaufen,

00:07:42: den du z.B. eine Jacke oder einen Rucksack festmachen kannst.

00:07:45: Und dann kannst du von deinem Handy genau sehen,

00:07:47: ah, klasse, zwei Querstraßen, weiter dauert noch vier Minuten,

00:07:50: dann kommt deine Hause.

00:07:52: Klingt erst mal total cool, dachte ich so.

00:07:54: Dann könnte ich mehr abschätzen, wir müssen seinen Bruder abholen.

00:07:57: Er könnte dann eine Runde über den Spielplatz machen,

00:08:00: was ist aber der Umkehrschluss, es entbindet uns der Kommunikation.

00:08:03: Ich muss nichts mehr mit ihm absprechen, das ist doch bescheuert.

00:08:06: Also es ist doch viel schlauer, dass unsere Verabredung ist,

00:08:09: du bist bis dann und dann zu Hause.

00:08:12: Wir sprechen uns einmal ab, zur Not auch nur über die Gegensprechanlage.

00:08:15: Ihr muss jetzt nicht die drei Stockwerke hoch und ich nicht die drei Stockwerke runter.

00:08:18: Wir sprechen einmal kurz ab, haben wir noch eine Verabredung.

00:08:20: Bis wann darfst du auf den Spielplatz?

00:08:22: Gibt es noch irgendwas Wichtiges zu besprechen?

00:08:24: Siehe Hausaufgaben, Mittagessen, irgendwas, was noch geklärt werden muss?

00:08:27: Das klären wir an der Stelle kurz.

00:08:29: Und gut ist, ich würde ins Essen brechen, wenn wir jetzt wirklich über WhatsApp kurz absprechen.

00:08:35: Ach so, nicht wundern, ich bin dann gleich nicht zu Hause, aber ich weiß ja eh nicht, wann du kommst.

00:08:38: Nee, aber umgekehrt möchte ich Ihnen auch nicht tracken und sagen,

00:08:41: ach ich geh mal ganz entspannt einkaufen, ihr kommt ja in den nächsten zehn Minuten sowieso nicht nach Hause.

00:08:44: Nein.

00:08:45: Ich glaube, das ist ein Thema, was die Nation spaltet.

00:08:48: Ich habe es mit einer Freundin darüber gehabt, da ist die Kleine jetzt erst vier.

00:08:51: Also da ist das Thema, dass sie alleine irgendwo hingeht, ist jetzt noch nicht da.

00:08:55: Aber sie hat ganz klar gesagt, sie wird dem Kind, ob das jetzt ein Smartphone oder diese Peiluhren sind oder so ein kleiner Sender,

00:09:03: sie wird das machen auf jeden Fall.

00:09:04: Wobei diese Peiluhren jetzt schon verboten sind, ne?

00:09:06: Ach was?

00:09:07: Also, ich habe das mit einer Netzagentur, also auch da in meiner Vorrecherche habe ich festgestellt,

00:09:12: die hatten ja diese Abhörfunktion.

00:09:14: Das fand ich ziemlich krass.

00:09:15: Also nicht nur, dass du Orten konntest, wo ist dein Kind, sondern du konntest ein Mikro, also da ist ein Mikro drin,

00:09:22: dass du hören kannst, was das Kind gerade tut und sogar mit dem Kind kommunizieren kannst,

00:09:26: ähnlich wie man das von diesen Babyphones kennt.

00:09:28: Du sitzt unten im Wohnzimmer, oben weint das Kind und du sagst erstmal, sch, sch, sch, Mama kommt,

00:09:33: äh, eine ähnliche Funktion.

00:09:34: Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass jeder Depf auf der Welt sich einwählen kann,

00:09:39: wo dein Kind gerade ist.

00:09:40: Das heißt im Freibad, ah, ich nehme Kabine Nummer 4.

00:09:44: Ach guck mal, in Kabine Nummer 4 sitzt ein 7-Jähriger und wartet nur darauf, dass ich mal klopfe.

00:09:49: Das sind so die Panik-Sachen, die bei mir im Kopf rumgehen.

00:09:51: Ist vielleicht auch ein bisschen paranoid, also ne?

00:09:53: Ist vielleicht genau das Gegenteil von dem.

00:09:55: Nee, alles was technisch ist, kann gehackt werden, das muss man sich auch vor Augen halten.

00:09:58: Und dann denke ich mir, ich serviere mein Kind auf dem Präsentierteller, jeder guckt nochmal schnell,

00:10:01: ach guck mal, das ist jetzt zwei Straßen von zu Hause entfernt.

00:10:04: Super, da geh ich doch mal vorbeizubrechen an und sag, deine Mama hat mir gesagt, ich soll dich mitnehmen.

00:10:08: Ah, ah, nicht mit mir.

00:10:10: Die Frage ist ja auch die, selbst wenn sich Menschen jetzt dazu älternt, dazu entscheiden,

00:10:14: ich will mein Kind jetzt ja nicht überwachen, nennen wir das mal nicht so, aber ich möchte so,

00:10:19: hm, für den Notfall in der Hinterhand haben, dass ich einfach gucken kann, wo befindet es sich das.

00:10:24: Also ich möchte irgendwie so ein, wie auch immer gearteten, Peilsender dran heften, ja?

00:10:28: Die Frage ist, wann höre ich wieder damit auf?

00:10:32: Wenn du einmal damit angefangen hast, gibt dir das ja so eine, so eine Sicherheitsdecke,

00:10:37: die ja so eingezogen wird so in deinem ganzen Dings, ja?

00:10:40: Dann ist dein Kind sechs, dann ist es sieben, dann ist es irgendwann zwölf.

00:10:44: Und dann kommen ja die wirklich schwierigen Sachen?

00:10:46: Ja.

00:10:47: Dann redet es nicht mehr mit dir, dann, ne?

00:10:49: Also das sind ja wirklich die Jahre als Eltern, wo du dich richtig durchquälst, weil du so wenig Basis hast für Austausch.

00:10:54: Und dann fängst du an, es heimlich still und leise zu überwachen, das ist ja schlimmer als ein Tagebuch lesen.

00:10:59: Nee, das geht gar nicht.

00:11:00: Also du musst A, dem Kind ganz klar sagen, pass mal auf, in deinem Smartphone,

00:11:04: da haben wir so eine Ordnungsfunktion eingerichtet, das ist nur für den Notfall, also das musst du kommunizieren.

00:11:09: Aber wie gesagt, wo hört das denn auf? Willst du dein 16-jähriges Kind noch tracking?

00:11:14: Und wenn du sagst, mit 16 ist es sowieso super gefährlich, da geht unsere Lütsche zur Disco mittlerweile und abends allein nach Hause.

00:11:21: Jetzt erst recht, dann wird sie 18 und geht noch weitere Kreise vom Elternhaus weg.

00:11:26: Irgendwann ist sie 32, ja?

00:11:27: Kriegt ihr erst das Kind und du willst wissen, wann es in den Kreis geht?

00:11:29: Nee, aber mal im Ernst, wo hörst du dann auf?

00:11:33: Zumal für solche Sachen gibt es wieder auch keine Regeln.

00:11:35: Es gibt ja viele Dinge, die jetzt irgendwie über die Jahre sich schon so, da hat man so seine ersten Erfahrungen gemacht.

00:11:40: Jetzt sind ja auch die ersten Programme gehackt worden.

00:11:44: Also da sind jetzt die Apple-IDs von Kindern schön in Umlauf gekommen, weil irgendein Server nicht richtig gesichert war in Amerika.

00:11:49: Ja, super, da sitzen aber auch die Server.

00:11:51: Und du hast also genau das Gegenteil von dem erreicht, was du vorhattest.

00:11:54: Du wolltest dein Kind ganz besonders schützen.

00:11:56: Und eigentlich, finde ich, setzt du es auf einen Präsentierteller für denjenigen, der sich dafür interessiert.

00:12:01: Und das ist die Angst.

00:12:02: Diese ganzen Apps, die es mittlerweile zu kaufen gibt, die sind ja auch wirklich für schmale Skate irgendwie zu kriegen.

00:12:08: So coole Namen wie Pocket Nanny, Eye Nanny, Family Tracker, Food Prince.

00:12:13: Da kannst du also diese Ordnungsfunktion haben.

00:12:15: Dann gibt es ein Geo-Zauen.

00:12:17: Das heißt, du gibst vorher ein genaues Gebiet ein, in dem sich dein Kind bewegen darf.

00:12:21: Krass!

00:12:23: Also entschuldige Meister, es gibt Verbrecher, die eine Fußfestel haben, ja?

00:12:25: Die kennen das.

00:12:26: Aber es ist nichts anderes.

00:12:28: In dem Moment, wo dein Kind also 2 Meter vom Spielplatz weggeht, geht auf deinem Handy "meh, meh, meh, meh" der Alarm an.

00:12:33: Und deine Chance, also um bei dem Beispiel der 6-Jährigen zu bleiben, schön mal anzurufen und zu sagen, gehst du bitte wieder zurück auf den Spielplatz.

00:12:39: Die Mami hat es genau gesehen.

00:12:41: Und dann gibt es ja auch die Möglichkeit, so Inhalte auf dem Handy zum Beispiel sperren zu lassen.

00:12:45: Oder auch in WhatsApp-Chats, Facebook-Chats und so weiter mitzulesen.

00:12:49: Auch da gibt es Spyware, die du halt halblich bei deinem Kind installieren kannst.

00:12:53: Und dann kannst du jeden WhatsApp-Chat mitlesen.

00:12:55: Einerseits kann ich das nachvollziehen.

00:12:57: Ja.

00:12:59: Wie gesagt, ich sehe auch meine Zukunft, wenn die 12, 13, 14 sind.

00:13:01: Aber verdammte Hacke, es ist unsere Pflicht mit dem Urvertrauen, dass unsere Eltern auch haben mussten, daran zu gehen.

00:13:07: Zu glauben, dass wir bis hierhin ihnen das Rüstzeug mitgegeben haben, dass sie kommen, wenn ein Problem da ist.

00:13:15: Natürlich immer einen Blick drauf zu haben, aber ich glaube wirklich, das ist schlimmer als Tagebuchlesen.

00:13:19: Wenn du ihnen das Gefühl nimmst von "Ich vertraue dir, du schaffst das und ich bin da, wenn du mich brauchst."

00:13:23: Ich glaube, dann kannst du es gleich lassen.

00:13:25: Dann ist grundlegend was so schief gelaufen.

00:13:27: Finde ich.

00:13:29: Aber vielleicht ist da auch genau der Unterschied.

00:13:31: Du hast ja von gesagt, das spaltet so die Nation.

00:13:33: Ich versuchte es auch immer so ein bisschen zu betrachten, würde ich das mit meinem Freund schrägstrich mit meinem Ehepartner so machen.

00:13:39: Also würde ich den gerne händimäßig tracken lassen.

00:13:41: Würste ich gerne, wann du wo bist, wann du einkaufen gehst, wann du beim Arzt ist und so weiter?

00:13:45: Nein.

00:13:47: Denn ich freue mich ja darüber, wenn du mir davon erzählst.

00:13:49: Oder wir tauschen uns darüber aus.

00:13:51: Ich möchte selber nicht getrackt werden und ich möchte auch andere Menschen nicht tracken.

00:13:55: Weil mir das irgendwie auch die Freude daran nimmt, darüber zu sprechen, wo ich jemand gewesen ist.

00:13:57: Witzig.

00:13:59: Und ich tracke den Hasen.

00:14:01: Der Hase trackt mich. Also wir wissen das selbstverständlich ineinander.

00:14:03: Da geht es aber um so Sachen.

00:14:05: Wann setze ich jetzt bitte das Wasser für die Nudeln auf?

00:14:09: Ist das schon in der Einflugschneise?

00:14:11: Also um solche Sachen geht es dann natürlich.

00:14:13: Und wann hört ihr damit wieder auf?

00:14:15: Wir haben keine Veranlassung damit wieder aufzuhören.

00:14:19: Weil ich sage mal so, keiner von uns geht fremd.

00:14:23: Von daher gibt es da keine schlimmen Dinge zu erfahrt.

00:14:25: Sagt mir das auch.

00:14:27: Nee, aber klar.

00:14:29: Am Ende des Tages muss das auch jeder für sich selber wissen.

00:14:31: Natürlich kann ich meine Witze über Helikopter und Drohneneltern machen.

00:14:33: Ich weiß aber genau, ganz oft bin ich selber eine, die dieselben Sorgen und Nöte hat.

00:14:37: Und welche Entscheidung man da trifft und aus welchen Gründen sie hier dein erstes Beispiel von "Mama ist nicht so schnell".

00:14:43: Es ist für sie wirklich eine Sicherheitsfunktion, dass sie mit ihrer Behinderung trotzdem eine Mama sein kann,

00:14:48: die ihr Kind in die Welt schickt, die es laufen lässt.

00:14:51: Umgekehrt kann man auch sagen, wenn es mir die Sicherheit gibt, dass mein Kind allein auf dem Spielplatz darf,

00:14:56: weil ich weiß, über eine App kann ich sehen, dass es da ist.

00:14:59: Ja mein Gott, dann mach es doch.

00:15:01: Aber wenn es nur darum geht zu sagen, ich will einfach alles wissen, ich bin allwissend.

00:15:04: Und wenn ich was rauskriege, dann mache ich fast auf.

00:15:08: Ich glaube dann ist es wirklich die absolut falsche Alternative.

00:15:10: Und das Sicherheitsgefühl von, wenn es ein GPS-Tracker hat, dann kann ihm nichts passieren,

00:15:16: ist leider, leider, leider falsche Sicherheit.

00:15:19: Denn A) lässt sich so ein GPS-Tracker abmachen und B) wenn wirklich was passiert.

00:15:25: Es wird uns nicht unsere Ängste wirklich am Ende entbinden, es wird uns die Ängste nicht nehmen können.

00:15:31: Und trotzdem finde ich, sollte jeder für sich entscheiden, wie er damit umgeht.

00:15:34: Lass uns in zwei Jahren, lass uns mal einen Termin jetzt schon machen, für in zwei Jahren,

00:15:38: dass wir noch mal darüber sprechen.

00:15:40: Ich kann ja nämlich nicht in die Hand versprechen, dass ich Henry nicht in irgendeiner Art und Weise Mini überwache.

00:15:47: Wir haben es ja von den Helikoptereltern gehabt, ich sage ja immer, ich bin kein Helikopter,

00:15:50: ich bin so eine Mini-Drohne, die ihm im Prinzip die Freiheit geben möchte, aber eben auch mit der Sicherheit.

00:15:58: Und ich bin die, die ganz viele Ängste hat und sich aber immer hinstellt und sagt,

00:16:01: "Ach, Quatsch, der macht das schon."

00:16:03: Ja, aber inhaltlich, bedumm, bedumm, bedumm, bedumm, bedumm.

00:16:06: Und ganz egal, was ihr für eine Mama oder für ein Papa seid, ihr macht das garantiert richtig,

00:16:10: wenn es aus dem Bauch heraus entscheidet und wenn es am Ende des Tages immer darum geht,

00:16:13: dass ihr es als Familie eben so haben wollt.

00:16:15: In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal ihr Lieben. Tschüss!

00:16:20: Eine Produktion von Antenne Niedersachsen.

00:16:23: Copyright WDR 2021

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