RE-RELEASE: Bestechung als Erziehungsmethode

Shownotes

Manchmal geht es nicht ohne eine kleine oder auch größere Bestechung, wenn es darum geht bei Kindern eingefahrenes Verhalten zu ändern! Die Palette der "überzeugenden" Argumente reicht da von Gummibärchen bis hin zu zum neuen Comic-Heft oder zusätzlicher Daddel-Zeit auf dem iPad! Unsere beiden Mütter Sabrina und Verena sind sehr kreativ, wenn es darum geht bei ihren Kindern eingefahrene, aber belastende Muster zu durchbrechen. Und sie stehen auch dazu, dass es ab und zu mal einfach eine kleine Bestechung sein darf, damit Kinder eingefahrenes Verhalten ändern. Nicht alleine schlafen wollen oder aber nicht immer unterbrechen, wenn Erwachsene sich mal unterhalten! Beide Mütter haben die Erfahrung gemacht, dass gute Argumente alleine oft nicht zum Ziel führen, wenn man dagegen ein spielerisches Ziel ausgibt, dann klappt es schon eher. Allerdings ist die Methode, die man anwenden kann auch von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Und was manchmal mit guter Absicht gemeint ist, kann auch ins Gegenteil umschlagen. Wenn es um Bestechung als Erziehungsmethode geht, da muss man gut ausloten, was funktioniert, meinen beide Mütter.

Kleiner Hinweis: Die Episode wurde erstmals am 20.03.2018 veröffentlicht.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Der Mammertalk, der Podcast von Antenne Niedersachsen.

00:00:05: Von Mamas für Mamas.

00:00:08: Hallo zusammen und herzlich willkommen zu unserem neuen Mammertalk-Podcast.

00:00:12: An meiner Seite ist natürlich wieder die wunderbare Brina.

00:00:15: Und Sabrina ist natürlich auch mit dabei.

00:00:17: Wir haben uns heute für das Thema "Bestechung" entschieden.

00:00:20: "Bestechung" als Erziehungsmethode hat sich so ergeben,

00:00:23: aus dem was ich von zu Hause erzählt habe,

00:00:25: dass wir gesagt haben, ist eigentlich auch mal ein schönes Thema für unseren Podcast.

00:00:28: Bei uns läuft nämlich gerade eine "Bestechung" und ich gebe das ganz offen zu.

00:00:32: Ja, ich bin eine Mutter, die mit "Bestechung" arbeitet.

00:00:35: Ich glaube, es gibt keine, die es nicht tut.

00:00:37: Behaupt dich jetzt mal im Kleinen.

00:00:39: Ja, wobei, eben, jeder würde überhaupt "Ja, das ist ja nicht richtig "Bestechung",

00:00:42: aber ich stehe dazu.

00:00:43: Ich habe meinen Sohn jetzt bestochen, er ist 7 Jahre alt und möchte nicht alleine schlafen.

00:00:46: Wir haben alles probiert.

00:00:47: Ich habe ihm ein eigenes, besonderes, riesengroßes Kuscheltier gekauft,

00:00:50: das er sich ausgesucht hat, mit dem er abends ins Bett gehen kann.

00:00:53: Wir haben Verabredungen getroffen, dass er ja noch ein Hörbuch hören darf.

00:00:56: Wir haben Verabredungen getroffen, dass er noch lesen darf,

00:00:59: seit er lesen kann, nichts fruchtet.

00:01:02: Irgendwann im Laufe des Abends zwischen halb 10 und halb 11

00:01:04: hat er aus seinem Zimmer wieder ins Wohnzimmer und sagt, ich kann aber nicht schlafen.

00:01:08: Und dann muss halt einer von uns Erwachsenen sich danebenlegen,

00:01:11: Händchen halten, Kopf streichen und es klingt ja immer alles sehr niedlich.

00:01:14: Ist es aber nicht.

00:01:15: Nein, ich weiß ja, braucht das.

00:01:17: Es ist ja jetzt nicht so, dass ich danebenstehe und sage,

00:01:19: Mann, wieso kann das nicht alleine schlafen?

00:01:21: Mir ist schon klar, dass er das einfordert, weil er das braucht,

00:01:24: aber ein Stück weit mit seinen sieben Jahren auch einfach so möchte.

00:01:27: Er hat sich dran gewöhnt, dass da abends einer liegt

00:01:29: und gefälligst soll das jetzt weiter so gehen.

00:01:31: Und ich grauche auf dem Zahnfleisch.

00:01:33: Ich bin selber früh auf Steherin, ich kann nicht abends um halb 10

00:01:36: noch völlig gelassen sagen.

00:01:38: Aber gern, mein Schatz. Warte, die Mama legt sich noch kurz daneben.

00:01:41: Darf ich noch ein Lied singen? Sorry, so bin ich nicht.

00:01:43: Nein, das geht auch in vielen anderen Familien einfach nicht,

00:01:45: wo Menschen arbeiten und funktionieren müssen und schlafen müssen.

00:01:48: So, das heißt, wie sieht die Bestechung dann aus?

00:01:51: Wir haben darüber gesprochen, dass ich zu ihm gesagt habe,

00:01:54: wenn du zehnmal hintereinander alleine einschläfst, am Stück,

00:01:58: das ist die Vorgabe, dann kannst du dir was aussuchen.

00:02:01: Alles klar.

00:02:02: So, und dann guckt er mich an, strahlt über das Gesicht und sagt,

00:02:04: hm, so 50 Euro?

00:02:06: Nein.

00:02:08: Okay, so 5 Euro?

00:02:10: Ich sag, ja, 5 Euro find ich einen guten Preis, machen wir.

00:02:13: Und dann freut er sich schon total und ich merke, wie es in ihm arbeitet,

00:02:16: was er sich für 5 Euro kaufen kann.

00:02:18: Ich sag, ich bin ganz locker aus der Hose.

00:02:21: Also, für zehnmal hintereinander rück ich sogar 10 Euro raus.

00:02:25: Und jetzt ist er hoch motiviert.

00:02:27: Also, die ersten beiden Abende ist er komplett alleine schlafen,

00:02:29: dann hat er sich total gefreut, so, ich gehe dann jetzt schon mal und so.

00:02:31: Ich habe auch gesagt, das wird nicht täglich ausgezeilt,

00:02:33: sondern erst am Ende.

00:02:34: Also, nach 10 gibt es 10.

00:02:36: Aber umgerechnet kann er sich jetzt ausrechnen, jedes Mal,

00:02:38: wenn er alleine schläft, hat er ein Euro in die Kasse geworfen.

00:02:40: Nach zwei Tagen versucht er zu trixen.

00:02:43: Er geht also in sein Zimmer, bleibt da ewig lange, ich war schon im Bett,

00:02:46: tarpert um halb elf raus zum Papa und sagt,

00:02:48: ich bin gerade wach geworden.

00:02:50: Ich kuschel mich mal zum Mama ins Bett.

00:02:53: Und Christoph so, äh, nee.

00:02:56: Doch, doch.

00:02:57: Legt sich hin am nächsten Nachmittag, als wir uns dann gesehen haben,

00:02:59: sag ich, sag ich, sag mal, Hase, hast du gestern versucht,

00:03:01: ein bisschen zu beschubsen?

00:03:03: Ich sag, hast du überhaupt nicht hast schon geschlafen, ne?

00:03:06: Ist dir klar, dass du damit nicht durchkommst.

00:03:08: Wir fangen heute wieder bei eins an, ne?

00:03:10: Das tut weh.

00:03:12: Mit einem Lächeln hat er es hingenommen.

00:03:14: Er hat es schon vor 30 Jahren beschritten.

00:03:16: Er wusste ja, dass er es probiert.

00:03:18: Und er wusste mit mir, ah, da, da, da, da, pech,

00:03:20: weil ganz ehrlich, diese Wege habe ich alle schon beschritten vor 30 Jahren.

00:03:23: Und ja, jetzt sind wir an Tag drei.

00:03:25: Er ist immer noch hoch motiviert.

00:03:27: Und das ist mir die zehn Euro Werte.

00:03:29: Und ich überlege, ob ich danach ehrlicherweise mit der nächsten

00:03:32: Bestechung um die Ecke komme.

00:03:34: Und wenn wir, man sagt ja, sechs Wochen muss man etwas

00:03:37: ritusmäßig selber irgendwie über die Bühne bringen, bis das hirn

00:03:40: und der ganze Körper sich daran gewöhnt haben.

00:03:42: Und jetzt diese verdammten 42 Tage irgendwie über Bestechung

00:03:45: zusammenkriegen und dann sagen, hey komm, du hast das jetzt sieben

00:03:47: Wochen gemacht oder sechs Wochen.

00:03:49: Jetzt kannst du es auch weiter so machen.

00:03:51: Verhaltensmuster durchbrechen, so nenne ich das immer.

00:03:53: Weil das, was du beschreibst, das machen wir seit Jahr und Tag,

00:03:56: also seit das Kind kapiert, wenn du das dann das, ja?

00:03:59: Genau, das ist das immer der Anfang.

00:04:01: Wenn dann mit drei, dreieinhalb oder so haben wir das angefangen.

00:04:04: Henry hatte gewisse Verhaltensmuster an Tag gelegt, wo ich sage,

00:04:07: geht überhaupt gar nicht.

00:04:09: Du klingst wie die Super Nanny gerade.

00:04:11: Und dann ist es so, dass wir uns so gut haben, dass wir uns so

00:04:14: gut haben, dass wir uns so gut haben.

00:04:16: Und dann haben wir das dann auch wieder gelegt.

00:04:18: Und dann haben wir das dann auch wieder gelegt.

00:04:20: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:22: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:24: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:26: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:28: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:30: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:32: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:34: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:36: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:38: Und dann haben wir das dann wieder gelegt.

00:04:40: Und dann haben wir irgendwann die Aufkleber Challenge bei uns eingeführt.

00:04:43: Das ist einfach nur ein Dienervierblatt, wo ich Montagdienster mit

00:04:46: und dann noch das Freitag darauf gemalt habe, ihn so spalten.

00:04:49: Und für jeden Tag, wo er quasi gewünschtes Verhalten gezeigt hat,

00:04:53: kriegt er ein Aufkleber.

00:04:55: Und bei uns ist auch immer der Modus so, bei 10 Aufklebern

00:04:58: gibt es dann eine Kleinigkeit.

00:05:00: Also bei Henry ist es meistens so, dass er sich eine Zeitschrift

00:05:02: aussuchen möchte, im Supermarkt.

00:05:04: Was weiß ich.

00:05:05: Wo hat er mal nicht das Taschengeld für verkneiden muss?

00:05:07: So, genau. Damals hatte er auch noch kein Taschengeld.

00:05:09: Und das funktioniert bei uns echt immer gut.

00:05:12: Also das ist im Prinzip genau das, was du sagst.

00:05:16: Du hast dieses Verhaltensmuster dann durchbrochen

00:05:18: und meistens nach ein, zwei Aufkleber Challenges

00:05:21: ist dieses Verhalten dann auch weg.

00:05:23: Also ich gelernt.

00:05:24: Ich weiß, dass Felix auch auf Fleißkärtchen

00:05:26: und so super anspringt mit seinen fünf Jahren.

00:05:28: Aber bei Jonas kann ich das komplett vergessen.

00:05:30: Den setzt das unter Druck.

00:05:32: Also wir haben das mal ausprobiert, dass ich gesagt habe, hier guck mal

00:05:34: und wenn das alles abends gut geklappt hat

00:05:36: und so wir hatten dann auch so verschiedene Etappen.

00:05:38: Und da konnte er sich über die Woche dann was zusammen sammeln.

00:05:40: Und wenn am Ende der Woche da irgendwie eine Zehen stand,

00:05:42: dann weiß ich nicht, gehen wir schwimmen oder so was.

00:05:44: Also ein Ausflug, was Schönes vor auf Erlust hat.

00:05:47: Und der war nach zwei Tagen total gestresst.

00:05:50: Okay, das ist eine Stimme.

00:05:52: Und ich habe richtig gemerkt, dass das setzt ihm richtig zu.

00:05:54: Und dann haben wir das sofort wieder abgeblasen.

00:05:56: Weil bei uns dann auch wirklich ein Haydentheater war,

00:05:59: wenn es dann eben nicht ein Sternchen ins Heft gab,

00:06:01: um es mal sozusagen, sondern wenn ich dann gesagt habe,

00:06:04: ne, erinnert dich mal, das und das war heute,

00:06:07: nein, das war so nicht.

00:06:09: Und dann hast du da neue Konflikte darauf geschworen,

00:06:11: auf dich überhaupt keine Lust hatte.

00:06:13: Die du auch vorher gar nicht gehabt hättest.

00:06:15: Im Endeffekt haben wir es dann so gemacht,

00:06:17: obwohl ich mit Jonas am Einschlafen arbeiten wollte,

00:06:19: über Fleißkärtchen, hat am Ende Felix einen Gewinn gehabt

00:06:22: fürs Tischdecken und was weiß ich nicht.

00:06:24: Und hat sich total gefeiert und gefreut.

00:06:26: Und ja, mit Jonas weiß ich,

00:06:28: brauche ich mit so einem Belohnungssystem nicht kommen.

00:06:30: Aber wenn es um, sagen wir es mal ganz ehrlich,

00:06:33: wenn es um Kohle geht, dann, ja, es ist wirklich so.

00:06:36: Ich würde das jetzt nicht missbrauchen, um Gottes willen.

00:06:38: Also ich will jetzt nicht, dass das Kind nach meiner Pfeife tanzt,

00:06:40: nach dem Motto, so, ich werfe dir mal 20 Cent auf den Boden

00:06:42: und du tanzt für mich.

00:06:44: Es geht hier wirklich um elementare Dinge durch,

00:06:47: mit anderen Mitteln nicht weitergekommen.

00:06:49: Das sage ich ganz offen.

00:06:51: Also ich glaube, das ist für mich auch so ein bisschen das letzte Mittel.

00:06:53: Also ich habe jetzt andere Sachen probiert,

00:06:55: ich habe es mit gutem Zureden probiert.

00:06:57: Ich habe es auch vielleicht mit der einen oder anderen kleinen Drohung probiert.

00:06:59: Pass auf, wenn das nicht funktioniert,

00:07:01: dann klappt das nicht mehr, dass wir irgendwie abends noch 2 Stunden lesen.

00:07:03: Dann kürze ich das auf eine Stunde oder wie auch immer.

00:07:05: Aber das hat alles nicht gefruchtet.

00:07:07: Und komischerweise habe ich jetzt das Gefühl,

00:07:09: wir können uns ja beim nächsten Podcast mal updaten,

00:07:12: wie es gelaufen ist.

00:07:14: Aber ich habe das Gefühl, mit der Nummer könnte ich jetzt endlich den großen Durchbruch haben.

00:07:17: Und ich brauche ihn auch.

00:07:19: Jedes Kind reagiert dann wieder unterschiedlich auf diese,

00:07:22: also bei uns genannt, Aufkleber-Challenges.

00:07:24: Bei Henry muss ich immer aufpassen, ich reiche ihm den Finger,

00:07:27: er frisst den ganzen Arm ab. - Das ist bei allen Kindern so.

00:07:31: Aber bei ihm so ganz, dass der auf einmal anfing,

00:07:33: er hat den Tisch gedeckt, jedes Mal, wenn wir zusammen frühstücken.

00:07:37: Ich erwarte, dass er mit den Tisch gedeckt, das gehört dazu.

00:07:40: Dann kommt er hinterher und sagt, was kriege ich denn dafür?

00:07:43: Da muss man auch mal sagen, das ist schwierig,

00:07:45: für die Kinder das auseinanderzulegen.

00:07:47: Das kann man auch sagen, dass sie bestimmte Dinge automatisch tun,

00:07:51: weil es Teil ihres Jobs ist, sie Tischdecken, eigene Sachen abräumen,

00:07:55: die Klamotten, die man ausgezogen hat, in die Wäschetonne zu werfen,

00:07:58: also Sachen, die man in dem Alter erwarten darf.

00:08:01: Aber umgekehrt sagen wir, für besonders gutes Falken gibt's eine Belohnung.

00:08:05: Natürlich wollen sie für alles, was sie positiv finden,

00:08:08: eine Belohnung haben. - Ja.

00:08:09: Dann geht's los. Ich fang noch nicht an, Preise auszugeben

00:08:12: für auch so ein Thema. Noten, Hausarbeit und so weiter.

00:08:15: Und wenn sie dazu verdienen können, ich weiß nicht.

00:08:18: Ich denke, das gehört eigentlich zu ihren Aufgaben dazu.

00:08:20: Ich finde, auch da muss jede Familie für sich eine Grenze ziehen.

00:08:24: Was ist jetzt Verhalten, wo es eine Belohnung für geben kann?

00:08:27: Und was ist selbstverständlich?

00:08:29: Dann musst du natürlich noch aufpassen,

00:08:31: bei uns ist mein geliebter Ehemann,

00:08:33: der dann gerne vom Einkaufen mit dem Kind nach Hause kommt.

00:08:36: Und das Kind kommt freudestrahlend rein und trägt die neuste Zeitschrift

00:08:39: oder irgendwas, ein kleines Spielzeug, Auto oder so, wo ich denke,

00:08:43: ja, wofür war das jetzt?

00:08:45: Gut, aber passiert mir auch, dass ich, ich halte mich auch für eine,

00:08:49: der Mütter, die nie vor dem Quengelregal einknicken,

00:08:51: weil ich überhaupt gar keine Lust darauf habe,

00:08:53: dass das unser neues Spiel wird.

00:08:55: Die wissen ganz genau im Vorfeld, ob es was gibt oder nicht.

00:08:58: Das hat meine Oma schon mit mir gemacht.

00:09:00: Es hat wunderbar funktioniert.

00:09:02: Vor der Kaufhalle gab's die Ansage, so, heute gibt's was,

00:09:05: und dann durfte ich mir was aussuchen, oder?

00:09:07: So, wir gehen jetzt einkaufen, heute gibt's nichts.

00:09:10: Dann sind wir durch die Regale durch.

00:09:12: Weil ich kannte das von meiner Oma, wenn, dann, ne?

00:09:15: Mhm. Die Frauen in deiner Familie, die sagen, wo es lang geht.

00:09:18: Ich muss sagen, dass ich früher auch mit dem Wort "Bestechung"

00:09:22: so meine Probleme hatte.

00:09:23: Also, ich hab früher eher gesagt, nein, ich bestech ihn ja nicht.

00:09:26: Ich nenn dir das Meinungsverstärker.

00:09:28: Das war dann so mein Running Gag, als ich mit Felix Schwanger war.

00:09:31: Da war Jonas ja nun erst anderthalb.

00:09:33: Und wir wohnen ja im dritten Stock Eidbau.

00:09:35: Auch wenn ich in der zweiten Schwangerschaft entspannter war,

00:09:38: als beim ersten Mal, was ich vermieden hab,

00:09:41: für einen anderthalbjähriger ist verdammt schwer,

00:09:43: wenn du ihn drei Etagen hochschleppen musst.

00:09:45: Also, hab ich irgendwann zu ihm gesagt,

00:09:47: Schatz, es geht jetzt leider nicht mehr.

00:09:49: Du weißt ja, ich hab ein Baby im Bauch,

00:09:52: und dann darf man nicht mehr so schwer tragen.

00:09:54: Für einen anderthalbjährigen macht das Null Sinn.

00:09:57: Also, hab ich angefangen, mir kleine ... - Gummibärchen.

00:10:00: Es waren die Gummibärchen. - Genau.

00:10:02: Diese Mini-Gummibärchen-Pakete,

00:10:03: da sind zwischen neun und elf Stück drin.

00:10:05: Ich weiß das mittlerweile, die sind nicht ganz genormt.

00:10:08: Nach jeder Treppe gab es einen Gummibärchen in den Mund geschoben.

00:10:12: Und am Ende, wenn er oben war, gab es den Rest.

00:10:14: Im Schnitt zwischen drei und fünf Gummibärchen,

00:10:17: die er sich da noch mal so einverleiben durfte.

00:10:19: Ich hab zwischendurch gedacht,

00:10:21: jetzt hast du irgendwann ein stark übergewichtiges Kind,

00:10:24: weil du zwar im dritten Stock wohnst,

00:10:26: aber weil du jedes Mal auf dem Weg mit 2.000 Kalorien fütterst.

00:10:29: Nein, es hat sich von ganz alleine ausgeschlichen,

00:10:32: dass irgendwann die Treppe mit mir ohne zu Murren hochgegangen ist.

00:10:35: Den kleinen Bruder hab ich länger hochgeschleppt,

00:10:38: weil ich das Recht muss er auch haben,

00:10:40: dass er fürs Treppen gehen belohnt wird.

00:10:42: Dann haben wir vielleicht auch ein, zwei Wochen gab es

00:10:45: diese Gummibärchen-Aktion.

00:10:46: Dann war das Thema aber auch durch.

00:10:49: Ich komm nicht auf die Idee, heute zu mir zu sagen,

00:10:51: wo sind meine Gummibärchen, sonst kann ich nicht nach Hause gehen.

00:10:54: Es war in dem Moment der gangbare Weg, den hast du genommen.

00:10:57: Ich find, Bestechung klingt eh so hart.

00:11:00: Wenn wir da jetzt wirklich mal anfangen, wo genau fängt Bestechungen an,

00:11:03: dann ist auch die Schnullerfee-Bestechung.

00:11:06: Wenn du das nicht brauchst, dann legen wir ihn hin,

00:11:08: die Schnullerfee kommt und bringt dafür was.

00:11:10: Auch das ist schon Bestechung.

00:11:12: Wir machen uns nichts vor, dass das ganze Leben funktioniert.

00:11:15: Auch in der Partnerschaft, ich hatte mal eine Freundin,

00:11:18: die kennst du auch, wir wollen mal keine Namen nennen.

00:11:21: Da sagte der Mann damals, weil sie gesagt hat,

00:11:23: wenn du dieses Wochenende und nächstes Wochenende weg bist,

00:11:25: dann würde ich gerne mal in drei Wochen mit einer Freundin um die Häuser ziehen.

00:11:29: Da sagte er, so eine Ehe ist doch nicht irgendwie ein Konto,

00:11:33: wo man Einzeit und abhebt.

00:11:35: Wenn du den Einkauf übernehmen würdest,

00:11:37: dann würde ich schon mal mit dem Kochen anfangen.

00:11:39: Das kann man jetzt einen freundlichen Vorschlag nennen.

00:11:42: Am Ende des Tages ist es Bestechung.

00:11:44: Geh einkaufen und dich koch für dich oder Puh, musst du selber kochen.

00:11:48: Wenn wir es noch mal auf die Kinder zurückdrehen,

00:11:50: ich weiß nicht, wie du das empfinden ist, es gibt gewisse Dinge,

00:11:53: die die Kinder irgendwann auch mal haben können, haben müssen.

00:11:56: Wie zum Beispiel bei uns war es jetzt der Scooter, der Roller.

00:11:59: Da ist kein Geburtstag in der Nähe, da ist kein Weihnachten in der Nähe.

00:12:03: Da ist der nächste Winter ja auch schon wieder.

00:12:05: Dann haben wir das auch schon mal so gemacht, dass wir das ...

00:12:08: Nicht schlecht. - Also mit einer größeren,

00:12:10: da war es nicht mit zehn Aufklebern getan,

00:12:13: sondern da war das ein größeres Gesamtkonzept.

00:12:15: So konnten wir ihm auch mitten im Jahr mal ein größeres Geschenk machen.

00:12:18: Du verstehst so ein Geschenk, jetzt nicht irgendein Spielzeug,

00:12:21: sondern wirklich so ein Gebrauchsgegenstand,

00:12:23: den man aber eigentlich nicht so zwischendrin schenken möchte,

00:12:26: weil er dann doch zu wertvoll ist.

00:12:29: Das finde ich eine total klävere Sache.

00:12:31: Er hat eine Überschenken und hat gleichzeitig noch ein Belohnungssystem.

00:12:35: Man hätte es sowieso gemacht, das weiß nur das Kind nicht.

00:12:38: Auf solche Erziehungsmethoden stehe ich, ich muss sie zugeben.

00:12:41: Ich muss sagen, manchmal schäme ich mich dann doch ein bisschen,

00:12:45: wenn es nicht nur solche tollen Sachen sind, wo ich denke,

00:12:48: hey, da hast du Erziehung irgendwie richtig gemacht.

00:12:51: Wenn es zum Beispiel um das Wochenende und das Thema Ausschlafen geht.

00:12:54: Moment, ich schreibe mit.

00:12:56: Das funktioniert ja nicht, das wissen wir.

00:12:59: Da muss man sie um 7 Uhr wirklich aus dem Bett rausprügeln,

00:13:02: in Anführungsstrichen.

00:13:04: Am Wochenende, 5.30 Uhr, wir werden dann mal fit

00:13:06: und können Frühstücken und Ausflüge machen.

00:13:09: Ist das so beruhigend, dass es überall genauso ist?

00:13:11: Ich ertappe mich schon dabei, dass ich sage, pass mal auf,

00:13:14: hier hast du das Bett, geh in dein Zimmer, setz dich aufs Bett,

00:13:17: spiel was mit dem Bett.

00:13:19: Ich kaufe mir damit noch eine halbe bis eine Dreiviertelstunde Schlaf.

00:13:23: Auch das ist irgendwo Bestechung.

00:13:25: Ich muss es zugeben, es ist nicht das Beste.

00:13:27: Wir hatten ja gerade das Thema Medienutzung.

00:13:29: Ziehst du das dann auch von seiner Zeit ab?

00:13:32: Nee, das kann ich nicht bringen.

00:13:35: Deshalb auch Bestechung, weil das ist noch mal on top.

00:13:38: Es ist so ein bisschen wie die Kugel-Eis vor dem Essen.

00:13:41: Und weißt du, was ich daran so charmant finde?

00:13:44: Das macht das Leben für Kinder so toll.

00:13:46: Ich weiß, dass ich mich am ehesten an die Sachen zurückerinnern kann,

00:13:50: wo meine Mutter die Regel gebrochen hat.

00:13:52: Wo sie mit mir einfach "Monsters Straßenmann" ausgestiegen ist

00:13:56: und ich so habe.

00:13:58: An Regenheiten haben wir alle gelernt,

00:14:00: aber wo sie durchbrochen werden, das sind die besonderen Momente.

00:14:03: Man, verdammt, dann gab es halt morgens mal ein bisschen iPad.

00:14:06: Du hast ein bisschen ausgeschlafen.

00:14:08: Am Ende macht dir den schönsten Ausflug am Rest des Tages.

00:14:11: Weil alle Tiefen entspannt sind.

00:14:13: Am Ende sieht wieder das Bauchgefühl, wie bei so vielen Dingen,

00:14:16: dass du sagst, du musst für dich selber entscheiden,

00:14:19: ist das jetzt in Ordnung?

00:14:21: Komm, fünfe mal gerade sein lassen, dann geht das auch.

00:14:24: Ich glaube, da darf man das auch mal einsetzen.

00:14:26: Und wenn es am Ende nur Gummibärchen sind.

00:14:28: In diesem Sinne, lasst euch bestechen, bestecht was das Zeug geht.

00:14:32: Wir wünschen euch eine schöne Woche. Tschüss!

00:14:35: Eine Produktion von Antenne Niedersachsen.

00:14:38: SWR 2021

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