RE-RELEASE: Helikopter-Eltern: Zwischen Fürsorge und Überwachung

Shownotes

Helikopter-Eltern - ist gefühlt DAS Schimpfwort der letzten Jahre?! Aber was sind Helikopter-Eltern eigentlich? Wo hört Fürsorge auf und setzt "Überwachung" ein? Und was ist eigentlich besser: aufpassen oder laufen lassen? Verena und Sabrina halten sich nicht für überbesorgte Helikopter-Mütter, aber es gibt immer wieder Situationen in denen sie entscheiden müssen: schaffen die Kinder das alleine oder muss Mama "helfen". Und wie sehen die Kinder das eigentlich? Wollen die das überhaupt? Unser neuer Mama-Talk-Podcast ist da - hört mal rein!

Kleiner Hinweis: Die Episode wurde erstmals am 22.01.2018 veröffentlicht.

Mehr Infos rund um die aktuelle Crew des Mama-Talks und unsere Werbepartner (Codes, Infos, Angebote): https://linktr.ee/mama_talk_podcast

Transkript anzeigen

00:00:00: Der Mama Talk, der Podcast von Antenne Niedersachsen.

00:00:05: Von Mamas für Mamas.

00:00:08: So, neues Jahr, neues Glück und hier ist euer Mama Podcast mit Sabrina und Verena.

00:00:15: So, und jetzt denken alle es ist andersrum. Also ich bin Sabrina, das ist Verena.

00:00:18: Und unser Thema heute, der Vorschlag kommt ja auch von dir, ist,

00:00:21: ab wann sind wir Helikopter oder anders gefragt, wie kriegen wir unsere Kinder dazu,

00:00:26: wie selbstständig werden. Und es ist gerade zwischen uns beiden ein fantastisches Thema.

00:00:30: Denn eine von uns beiden würde eher sagen, sie ist eine Helikoptermutter

00:00:34: und eine von uns beiden würde sagen, sie ist überhaupt keine Helikoptermutter.

00:00:37: Ja, wobei ich muss sofort reingehen, man fühlt sich ja immer angegriffen schon,

00:00:40: wenn jemand sagt, du bist ein bisschen helikoptermäßig drauf.

00:00:43: Es stimmt schon, ich bin anders als du, aber ich sage immer so,

00:00:46: ich will mich auch nicht sofort irgendwie so in eine Schublade reinstecken lassen,

00:00:49: weil je nach Thema fällt das ja auch komplett anders wieder aus.

00:00:53: Es ist halt auch ein schmaler Grad zwischen sich kümmern um die Bedürfnisse

00:00:57: seiner Kinder und es übertreiben und dann eben diesen Marke zu bekommen,

00:01:01: Helikopterätern zu sein. Das ist ja auch so ein sehr neuer Begriff.

00:01:04: Es ist noch ein relativ neuer Begriff und vor allen Dingen wird ja immer wieder

00:01:07: in Zusammenhang mit dieser Schulweg-Diskussion gebracht.

00:01:10: Und ich muss dir wirklich sagen, das hatten wir auch hier bei uns auf dem Sender

00:01:13: schon als Riesenthema, als Call-in, wo sich Hörer gemeldet haben.

00:01:16: Und ich habe die ganze Zeit so gedacht, der Tenor ist schon immer da,

00:01:19: wer seine Kinder mit dem Auto zur Schule bringt, gehört zu diesen Helikoptereltern.

00:01:23: Wobei ich das schon eingegrenzt habe und gesagt habe, es kommt auch immer

00:01:26: auf die äußerlichen Umstände an. Also wir können die Schule fußläufig

00:01:31: innerhalb von 10 Minuten erreichen. Ja, das wenig ins Auto steigen ist ja wohl logisch.

00:01:35: Da würde ich mir von Kopf schlagen. Deine Schule ist wie weit entfernt?

00:01:38: Ich kann es jetzt nicht in Kilometern oder Metern sagen, aber zu weit um zu laufen

00:01:42: mit dem Fahrrad dürfen sie eh noch nicht. Bus ist keine Alternative,

00:01:45: habe ich mich schon erkundigt, der fährt einmal die Stunde und zufällig

00:01:49: entgegengesetzten Zeiten netterweise. Also das ist alles noch keine Option.

00:01:53: Das heißt, ich werde ihn, also er kommt im Sommer rein, ich werde ihn mit dem Auto fahren

00:01:58: und wir haben uns auch schon so mit drei, vier Müttern zusammengetan,

00:02:01: dass man mal so ein Fahrdienst macht, um eben zu vermeiden, dass da so viele

00:02:05: Eltern-Taxis sich vor der Schule stapeln, dass man sagt, irgendwie im Wochenweisen

00:02:08: wechseln oder wie auch immer, dass man sich da abwechselt.

00:02:11: Nun sieht ja jeder seine Grenze woanders. Ich persönlich würde ja

00:02:14: sagen, Helikoptern beginnt bei mir da, wo du wirklich bis vor die Tür

00:02:18: vorfährst, in der zweiten Reihe stehenbleibst, dein Kind aus dem Auto-Kindersitz

00:02:22: abschneitzt, an die Hand nimmst, in den Klassenraum reinträgst, ihm die Tasche

00:02:25: noch mal hinstellen, ihm noch mal 15 Küsschen gibst, fragst, was er heute

00:02:29: mal Mittag zum Essen gerne hätte und dann so langsam aber sicher zu deinem

00:02:32: insweite Reihe gepackte Auto wieder zurückgehst. Aber so bist du ja überhaupt nicht.

00:02:36: Nein, also ich würde es sogar so machen, dass ich mir vorab eine Querststraße

00:02:41: irgendwo um Block suche, wo man sehr gut parken kann, wo man vielleicht auch

00:02:45: irgendwie andere Menschen nicht auf dem Schulweg behindert und an der

00:02:49: Weiterfahrt hindert und dass man sagt, hey, der hat jetzt irgendwie sogar

00:02:52: nochmal zwei Straßen, die er überqueren musste, ist noch eine Ampel mit dabei

00:02:55: und ein bisschen so was wie Verkehr, weil das ist ja bei uns auf dem Dorf so

00:02:59: eine Sache. Kinder lernen diese Verkehrsnummer nicht so selbstverständlich wie

00:03:03: bei dir in der Stadt, und da würde ich mir tatsächlich so eine Nebenstraße

00:03:06: ausgucken, dass er eben noch ein bisschen Schulweg hat. Also ich finde, da ist

00:03:12: auch gar nicht so von Helikoptern die Rede. Ich finde, das beginnt eigentlich

00:03:14: ganz woanders, aber das ist ja auch wieder, jeder hat da so seine eigenen

00:03:17: Grenzen. Ich finde, das beginnt ja oft schon mit diesen Überängsten mit

00:03:20: Säuglingen. Also damit, dass man irgendwie die Windin zählt, wie oft hat er denn

00:03:25: heute und wie schwer war die und wie viel Gramm hat er denn heute zugenommen?

00:03:29: Dann kauft man sich noch eine Matratze, die irgendwie die Atmung überwachen soll

00:03:34: und ich weiß nicht, dann geht das irgendwie weiter, indem du die alle vier

00:03:37: Stunden wächst, um sie zu füttern, wo ich denke, ich habe noch nie gehört, dass

00:03:40: ein Baby verhungert ist, weil es sich nicht gemeldet hat, dass es Hunger hat.

00:03:42: Ja, aber da haben ja viele diese Still-App und wo die sich dann wirklich dran

00:03:46: halten. Jetzt hat das Kind Hunger zu haben, das habe ich aber auch nie gemacht.

00:03:50: Aber ich finde, da fängt halt das Helikoptern an. Also wenn es nicht mehr

00:03:53: um die Bedürfnisse des Kindes geht, die du wirklich sehen kannst und die du

00:03:56: irgendwie ja auch befriedigen möchtest, sondern wenn es darüber hinausgeht,

00:04:00: dass du dir sagst, wie du es dir vorstellst, wie du es für richtig hältst

00:04:03: und sagst, oh, ja, jetzt weg ich es nochmal und dann fütter ich es und dann

00:04:07: muss aber in der Winkelsohn so viel Gramm Wasser sein, ansonsten, oh, vielleicht

00:04:10: ist was mit den Nieren, gehe ich gleich mal zum Arzt. Ich finde, da fängt das so an.

00:04:13: Also vielleicht kann man diese Begrifflichkeiten auch noch mal ein bisschen

00:04:16: aufweichen. Also immer, es wurden ja immer von den Eltern, weil die Rede, die so

00:04:20: ganz cool sind, die als laufen lassen, die selbstständige Kinder kriegen

00:04:23: und die Helikoptereltern. Ich glaube, ich bin so ein Zwischending,

00:04:27: vielleicht bin ich so eine Mini-Drohne. Das ist ein schönes Bild.

00:04:31: Eine Mini-Drohne gefällt mir sehr gut. Nein, weil mein Kind ist ja auch noch

00:04:36: ein Recht Schüchternis bzw. nicht so, wie sagt man selbst,

00:04:42: bewusstes Kind, wie deine es mitunter sind. Also Henry, 6 Jahre alt,

00:04:47: noch nicht in der Schule, hat mitunter noch Probleme, alleine in den

00:04:50: Supermarkt einmal reinzugehen, sich was zu kaufen, auf die Kasse zu legen,

00:04:53: zu bezahlen, rauszugehen. Wir sind jetzt klein angefangen, er geht alleine zum

00:04:56: Bäckerein, holt sich ein Brötchen und feiert sich dann selber total ab,

00:05:00: wenn er das geschafft hat. So machen wir das gerade. Ich weiß, dass das bei

00:05:04: deinen Kindern sicherlich eine ganz andere Nummer ist. Ja, das sagst du ja

00:05:07: schon ganz richtig, das kommt ja aufs Kind an. Ich finde es erstmal ganz

00:05:09: toll an dieser Stelle, dass du solche Sachen trainierst. Also du, ich meine,

00:05:13: könnte dir auch einfach egal sein und du sagst, die Mami macht das schon.

00:05:15: Und ich dann wundere, wenn er mit 15 sagt, ich wollte gar nicht, wie man

00:05:18: einen Brötchen kaufen. Nein, die Mini-Drohne war draußen vor der Tür,

00:05:21: für den Ernstfall, falls was ist. Das war sogar ganz witzig beim

00:05:25: ersten Mal, als er das versucht hat, weil er vorher tatsächlich aufgeregt,

00:05:28: das jetzt ein paar Wochen her, und er mit dem ein Euro Stück zum

00:05:32: Bäckerein und ich so, ja, vorher geübt, du sagst zu der Verkäuferin,

00:05:36: so, was war? Die Verkäuferin war just in der Backstube hinten, was ja nun

00:05:39: mal so ist, manchmal, dann kommt die aber nach 30 Sekunden wieder,

00:05:42: völlig verunsichert, das Kind rausgekommen, da ist keiner. Ich konnte ja

00:05:45: reingucken und gesagt, so, du geh noch mal rein, die ist bestimmt in der

00:05:48: Backstube. Und dann geht mein Kind wieder rein, wirklich mutig bis ins

00:05:52: Markt und dann saß da so ein älterer Herr in der Ecke, der gerade sein

00:05:55: Kuchenstück verdrückte und sagte dann, na du, Angsthause, ein bisschen

00:06:00: wieder da. Und ich hörte das so und dachte so, ich erwirge ihn, ich

00:06:04: erwirge ihn, aber Henry war viel zu aufgeregt, er hat das gar nicht

00:06:07: gehört und hat seine Challenge dann gut abgewickelt. Also ich weiß noch,

00:06:10: wie unser erster alleine Bäckerbesuch war, wie du schon sagst, meine

00:06:14: Kinder sind ja ein bisschen anders als deine, jedenfalls der große, der

00:06:17: will ja alles alleine machen und das schon immer. Also er war drei

00:06:20: Jahre alt, als er mir verkündete, das Nachbarskind, das dürfe er alleine

00:06:23: zum Bäcker gehen, er wolle das jetzt auch. Da sagte ich dann ganz vorsichtig,

00:06:26: das Nachbarskind ist aber auch fünf Jahre alt, das ist schon ein

00:06:28: Unterschied. Ja, aber er möchte das jetzt auch unbedingt, dann sagte ich,

00:06:31: weil ich dachte, dann haben wir die Diskussion erstmal von der Backe,

00:06:34: es war irgendwie so Januar, wenn du in einem halben Jahr Geburtstag hast

00:06:37: und vier Würstern darfst du auch alleine zum Bäcker gehen. Es war der

00:06:40: 20.7.2014, das Kind wurde wach, ich sagte herzlichen Glückwunsch und er

00:06:44: sagte, ich darf heute alleine zum Bäcker gehen. Ist das klasse.

00:06:48: So, und jetzt kommt meine kleine Mini-Dronengeschichte, völlig cool,

00:06:52: das war's, hier ist der Zettel, hier ist das Geld, viel Spaß, er muss

00:06:55: auch keine Straße kreuzen, er muss da nur um zwei Ecken rufen.

00:06:58: Wer ist heimlich? Alle drei Stockwerke nach unten gegangen. Heimlich von Haus-Ecke

00:07:03: zur Haus-Ecke hinterher gegangen, um zu gucken, wie er in den Bäckereien geht und

00:07:06: als er wieder rauskam, ganz schnell nach Hause gelaufen und dann oben cool gesagt.

00:07:09: Und wie war's? Ich. Und du hättest sagen müssen, ich bin's. Deine Mama, die Minidrone.

00:07:17: Genau, die gerade hinter dir hergelaufen ist und genau geguckt hat, was du da machst.

00:07:21: Ja, aber natürlich, es ist ein ganz schmaler Grad. Ich finde es einerseits total teuer,

00:07:25: dass Jonas mit seinen sieben Jahren das alles alleine machen will. Der möchte alleine zur Schule

00:07:29: gehen, der möchte alleine von der Schule nach Hause kommen, er möchte alleine zum Bäcker gehen,

00:07:32: er kann alleine Kartoffelsuppe kochen und dementsprechend kann er auch alleine in den

00:07:35: Supermarkt gehen und alle Zutaten dafür kaufen. Ich meine, er ist sieben Jahre alt,

00:07:39: da denke ich mir so, wow, was der schon so alles kann. Andererseits ist da zwischen

00:07:43: der Straße, die im Winter verdammt dunkel ist und wo ich als Autofahrer selber weiß,

00:07:47: du musst zwei Radwege im Auge behalten, Gegenverkehr, Querstraße, da parken sie immer zweite Reihe.

00:07:52: Superunversichtlich, er ist 1,25 m groß, das kann schon mal passieren, dass er da übersehen wird.

00:07:58: Und wenn ich diese Gedanken an mich ran lasse, dann fange ich an zu hyperventilieren und denke so,

00:08:01: nein, ich packe mit ihn jetzt unter den Arm und er darf keinen Schritt alleine machen. Und dann

00:08:05: wüsche ich die ganz schnell wieder raus aus meinem Kopf und sage, das hilft ja nichts. Und das

00:08:08: gemeine ist, wenn das alles gut geht, dann werde ich in 20 Jahren also stehen, ich weiß überhaupt

00:08:12: nicht, warum diese Eltern immer ihre Kinder nicht alleine laufen lassen, der durfte schon. Aber wenn

00:08:16: was passiert, dann würde ich mir das mein Lebtag nicht verzeihen und denken, ja, das ist meine eigene

00:08:21: Schuld, weil ich geglaubt habe, er kann das schon. Aber ich versuche halt wirklich an dem, was er will

00:08:24: und was er schon können kann, daran zu entscheiden. Also ich weiß, er ist zuverlässig, er geht nicht

00:08:31: alleine vom Spielplatz weg, wenn wir das so verabredet haben, deswegen darf er auch schon,

00:08:34: seit er sechs ist, alleine auf den Spielplatz gehen. Er meldet sich dann so alle halbe Stunde mal.

00:08:38: Super. Damit ich so ein bisschen Überblick habe oder ich gehe dann auch mal mit dem kleinen

00:08:42: Bruder gucken, ach komm, wir schauen mal, dann können wir gleich zum Bäcker gehen oder so was.

00:08:46: Klar, ich wär schon mal ein Blick und ich hab auch immer ein bisschen Angst, dass irgendwann mal jemand

00:08:50: bei mir klingelt und sagt, ihr Kind benimmt sich wie der letzte Hänker auf dem Spielplatz,

00:08:52: warum ist die Mutter nicht dabei? Also auch das sind so Gedanken, die ich manchmal habe,

00:08:56: müsste ich nicht vielleicht daneben stehen, falls irgendwas ist, dass ich eingreifen kann,

00:08:59: dass andere Eltern auch sehen. Ich glaube, ich kümmer mich... Ich glaube, mein Leben, Alter nicht mehr.

00:09:03: Ich hab eine Freundin, die hat auch zwei Kinder und als das älteste Kind drei war, haben wir so

00:09:09: telefoniert und sie sagt so, ach, ich muss mal eben gucken, wo die älteste ist. Ich so wie, wo ist

00:09:14: die irgendwo im Haus unterwegs? Ne, die ist ja zwei Stunden schon alleine draußen und ich habe

00:09:18: gemerkt, wie sich mir die Kehle zuschnürt. Dreichiriges Kind alleine draußen und zwar haben

00:09:25: die schon die perfekte Situation, es ist so eine Siedlung mit, ich weiß nicht, 45, die gleichen

00:09:29: Häuser und die ist mehr oder weniger eingezäunt, diese Siedlung und es gibt auch nur eine Zufahr,

00:09:33: das heißt, wer da drauf fährt, das sind alles Anwohner, die alle selber auch Kinder haben.

00:09:37: Das ist das Argument, dass die da alleine zum Spielplatz in dieser Siedlung gehen können.

00:09:42: Aber mit drei, also da hat sogar mein Mann gesagt, der Hase, der normalerweise zu mir sagt, Mensch,

00:09:48: mach dich mal locker, der sagt so, nee, also echt mit drei Jahren so alleine und stundenlang weg.

00:09:53: Also wenn da jetzt ein Geschwisterkind mit dabei wäre oder ein Nachbarskind, ja, dass man immer weiß,

00:09:59: okay, die sind zu zweit, einer könnte kommen und Hilfe holen, das wäre mir auch was. Also bei uns

00:10:03: beim Spielplatz, da weiß ich eben auch, da sind immer so fünf, sechs Kinder, die kennst du aus dem

00:10:06: FF, da weiß du auch, also bei dem einen, die wohnen da direkt auf der Ecke, wir selber wohnen ja auch nur,

00:10:12: ich sag mal, 50 Schritte entfernt, das ist schnell gemacht, dass da mal jemand zu mir kommt und sagt,

00:10:16: wir brauchen hier mal, denn mir ist es als Kind selber auch passiert, ich hatte mal so einen blöden

00:10:19: Fahrradunfall, wo ich wirklich grün und blau war und war noch ganz stinkig, dass meine achtjährige

00:10:23: Freundin damals einfach weggefahren ist, was hat die gemacht, die ist zu meiner Mutter gefahren,

00:10:26: hat Sturm geklingelt und hat geschrieben, die müssen kommen, sie müssen kommen, Sabrina hat sich ganz

00:10:30: toll weh getan. Im Nachhinein dachte ich, wow, so weit ich wieder nicht gedacht. Ja, und von daher denke ich,

00:10:35: aber mein Credo ist ja auch ein bisschen fauler Eltern und zu den zähle ich mich persönlich,

00:10:40: haben selbstständige Kinder, denn es fängt schon damit an, dass ich einfach auch einfordere,

00:10:44: deckt den Tisch. Also das mache ich halt nicht, die sind fünf und sieben Jahre alt, die können

00:10:49: selber ihren Teller, ihre Gabel und ihre Gläser dahin stellen und ich erwarte auch nicht, dass sie mir

00:10:54: den Geschirrspüler einräumen, aber die Sachen wieder zurück in die Küche zu tragen, damit ich es tue,

00:10:57: so was zum Beispiel. Ich erwarte, wenn sie sich ihre Klamotten ausgezogen haben im Kinderzimmer,

00:11:02: dass sie die wieder in die Wäsche tonne bringen und so erwarte ich eben auch, wenn sie zum Beispiel

00:11:07: auf den Spielplatz wollen und ich sage, du, ich muss ja aber eben noch die Wäsche machen oder

00:11:10: wollt noch was kochen oder dieses oder jenes, dass dann die Entscheidung ist, entweder gehst du alleine

00:11:14: oder du wartest, bis ich Zeit habe. Und da merke ich wirklich aus Faulheit meinerseits, bzw. dann

00:11:20: auch aus der Ungeduld meiner Kinder entstehen dann eben auch selbstständige Situationen,

00:11:24: die sie sich vielleicht gar nicht vor allem der kleinere so vorher zugetraut hätten und dann ganz

00:11:27: stolz und ganz gewachsen daraus gehen. Und die scheinen anscheinend gar nicht so selbstverständlich

00:11:33: zu sein, wenn wir das Ganze jetzt mal international betrachten. Kein Witz, ich habe einen Artikel in

00:11:37: der New York Times gelesen, weil meiner Facebook Timeline natürlich nicht, dass ich die New York

00:11:42: Times normalerweise lesen würde. Ein Artikel übersetzt nach dem Motto, lass es uns mal mehr machen,

00:11:48: sowie deutsche Elternes machen. Ja, also in die ganze Helikoptereltern-Disposition kommt ein Artikel

00:11:53: rein, wo wir Deutschen jetzt einfach mal, vorallgemeinert, werden wir da dargestellt, als Eltern, die ihre

00:12:01: Kinder zu wahnsinnig großer Selbstständigkeit erziehen und das wird echt anerkannt. Ja gut,

00:12:06: in Amerika fängt es ja schon damit an, dass du keinen Radweg hast und dein Kind schlecht mit dem

00:12:09: Fahrrad zusammen fahren lassen kannst. Ja, die fahren überall hin. Die bewundern, dass das unsere

00:12:12: Kinder eben alleine zum Bäcker, alleine zur Schule mit untergehen können. Da fahren die voll drauf ab.

00:12:17: Also ich hätte wiederum keinen Bock, mein Kind überall hinzufahren. Ich hätte wirklich keine Lust,

00:12:21: morgens zur Schule, 11.45 Uhr wieder vor der Schule stehen, 13 Uhr Schwimmtraining, 15 Uhr, das ist ja

00:12:26: in Amerika so, noch mal ein kleiner Mandarin-Sprachkurs, dann wird das Essen, wird dann geordert,

00:12:31: weißt du, das hat dann wieder irgendeine Pizzeria angefertigt, aber du hast dein Kind schön von A

00:12:36: nach B nach D gefahren und selber bleibst voll auf der Strecke. Nee, das kann irgendwie nicht

00:12:40: das Konzept sein, wie ich mir das vorstelle. Also unterm Strich alle so ein bisschen aufs Bauchgefühl

00:12:45: hören, ja, irgendwie vielleicht sich also in meinem Fall auch mal locker machen und immer so anhand

00:12:49: das Kindes. Also ich behaupte, ein Kind, das ängstlich ist, wird jetzt nicht besonders mutig, wenn man ihm

00:12:55: immer sagt, du musst das nicht machen. Kommt die Mami macht das für dich, deswegen finde ich halt

00:12:58: deinen Ansatz gut zu sagen, los, trau dich, ich bin hier, ich gucke dir zu, mach ich mit meinem

00:13:02: Jüngsten genau so, dass der dann sagt, Mama, ich möchte noch was trinken, dann gehst du bitte

00:13:06: vorne zum Tränen und sagst, was du gerne noch hättest und dann geht der ganz tapfer dahin und

00:13:10: natürlich gucke ich von hinten und ich geb es ganz offen zu, ich bin dann manchmal den Tränen da,

00:13:14: weil ich so stolz bin, aber das geschafft. Das geht mir auch so, das geht der Mini-Drohner auch so.

00:13:19: Am Ende, weißt du, versuchen wir doch alle unser Bestes zu machen und mal machen wir zu viel und

00:13:24: manchmal machen wir vielleicht auch ein bisschen zu wenig und am Ende versuchen wir... Jeder tut was er kann.

00:13:28: Das ist der Punkt. Und das sollte auch unser Schlusswort sein, egal ob ihr jetzt besonders oft die

00:13:33: schützende Hand über euer Kind legt oder sagt, hey, lass die doch auch mal alleine laufen, die können ruhig

00:13:38: selbstständig auch mal auf die Klappe fallen und dann eine Trösti-Fenz nach Hause kommt. Ich finde,

00:13:43: das hat alles irgendwie seine Berechtigung, Hauptsache, wir versuchen alle unser Bestes.

00:13:46: Absolut. In diesem Sinne, bis bald ihr Lieben. Tschüss.

00:13:49: Eine Produktion von Antenne Niedersachsen.

00:13:52: * Musik *

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