Kindliche Wut umlenken! Mit Dr. Martina Stotz
Shownotes
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Beißen, hauen, unkontrollierte Wut … wohl jede Mutter von Babys und Kleinkindern kennt kindliche Wutausbrüche und muss einen Weg finden, damit umzugehen. Aber wie? Ich (Mela) habe auf wertvollen Input von Dr. Martina Stotz gehofft … und was soll ich sagen: Ich wurde nicht enttäuscht 😊
Es ist schon bemerkenswert: In der Kita ist mein knapp zweijähriger Sohn recht brav, aber zuhause wird dann leider gehauen und gebissen (gefühlt auch immer öfter). Oder wenn ich beim Stillen Grenzen setze (Stichwort „Nippelzwirbler“), macht das den Kleinen wütend. „Der tanzt dir ja auf der Nase rum!“, das habe ich jetzt schon öfter hören müssen und mich natürlich gefragt: Wie kann ich das unterbinden? Soll ich ihn ablenken, soll ich noch deutlicher Grenzen setzen, oder soll ich einfach nichts machen und abwarten, bis er sich selbst regulieren kann?
All diese Fragen habe ich in meinem Gespräch mit Martina beantwortet bekommen! Sie hat an aber auch einen echt beeindruckenden Erfahrungsschatz … als Grundschullehrerin, in der psychologischen Forschung und als Beraterin für Familien, Eltern und Paare. Und dieses enorme Wissen, das hilft ganz praktisch!
Hier in der Episode lernen wir den Unterschied zwischen „Ablenken“ und „Umlenken“ kennen. Wir lernen, kindliche Wut besser zu verstehen und bekommen eine Idee davon, warum es oft besser ist, uns zu verändern als das Kind. Im besten Fall kommen wir zusammen in eine neue „Aha-Haltung“, die das Potenzial hat, ein echter Game-Changer in der Eltern-Kind-Beziehung zu sein 😊 Eure Mela!
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge hier beim MamaTalk Podcast.
00:00:03: Ich freue mich sehr, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Hier spricht Mella, mich kennt ihr ja schon.
00:00:07: Und heute gibt es keine Solo-Folge, sondern ich habe mal wieder eine hochkarätige Gästin an meiner Seite.
00:00:14: Ich freue mich total, dass die Liebe Martina dabei ist, Dr. Stotz Kinderpsychologie bei Instagram.
00:00:20: Ein großer Kanal mit ganz, ganz vielen wertvollen Tipps und ich freue mich, dass wir heute über das Thema Wut bei Kindern sprechen, aber auch bei uns Eltern.
00:00:28: Ich bin gerade hier total in dieser Phase mit meinem kleinen Sohn Felix und ich, also der Papa und ich.
00:00:34: Wir geraten auch selber an unsere Grenzen, deswegen wird das hier heute eine Folge, die auch mir zugutekommt.
00:00:39: Aber erst mal Hallo, liebe Martina, danke, dass du da bist und stelle dich doch gerne mal selber vor.
00:00:45: Hallo Melanie, ich freue mich so riesig, dass wir heute über dieses wichtige Thema sprechen.
00:00:49: Danke, dass ich zu Gast sein darf.
00:00:51: Ja, mein Name ist Martina Stotz, genau. Ihr findet mich bei Instagram.
00:00:56: Und ich war viele, viele Jahre Grundschullehrerin und war davor an der Uni in der Forschung im Bereich der Entwicklungspsychologie.
00:01:03: Ich habe mich ganz viel mit Familiendynamiken auseinandergesetzt, genau.
00:01:07: Und habe dann auch in der Schulzeit als Beratungslehrerin gearbeitet.
00:01:10: Also mit Kindern auch in der Grundschule, in der Mittelschule, also auch mit älteren Kindern gearbeitet und war auch lange musikalische Früherzieherin.
00:01:18: Das heißt, ich habe so Kinder, die jeder Altersstufe begleitend dürfen.
00:01:22: Und jetzt bin ich seit vielen Jahren selbstständig, auch in der Elternberatung und begleite in erster Linie Eltern und pädagogische Fachkräfte und ja in erster Linie online.
00:01:30: Und seit einem Jahr will ich jetzt auf meiner Bindungsakademie Menschen zum Elternberater aus.
00:01:36: Genau, das ist mein absolutes neues Herzensprojekt und so geht der Weg so vor sich hin, genau.
00:01:43: Und ich bin total dankbar, weil das Thema gut ist natürlich nicht nur in der Kindheit ein Thema, sondern vor allem auch im Erwachsenenalter.
00:01:49: Und da ich sehr viel innere Kinderarbeit mit Eltern mache und sehr tief gehe, auch in meinen Beratungen,
00:01:55: ja, merke ich einfach immer wieder, es gibt Wege mit gut umzugehen und am schönsten ist es natürlich, wenn Kinder das bereits in ihrer Kindheit lernen.
00:02:04: Richtig schön, so wertvoll, was du da leistest, also das resoniert total mit mir auch, dass du, glaube ich, auch diese ganzen Erfahrungen aus der Praxis mitbringen durftest.
00:02:13: Na klar, du hast dann wahrscheinlich Sozialpädagogik auch studiert, also da trifft...
00:02:16: Ja, da trifft so vieles aufeinander, weil ich merke das auch selber, wenn man dann diese Praxiserfahrung zusammen mit der Theorie einbinden darf, ist es so wertvoll.
00:02:27: Und ich kann mir vorstellen, wenn ich an meine eigene Schulzeit oder auch jetzt an die Kita bei meinem Sohn zurückdenke,
00:02:33: da sind bestimmt viele verschiedene Menschen, die aufeinandertreffen, verschiedene Elternhäuser.
00:02:38: Und auch in der Grundschule wirst du ja viel mit Thema gut wahrscheinlich auch noch in Kontakt geraten sein,
00:02:44: weil das für mich auch so ein Thema ist, da hatte ich letztens erst eine Aufnahme zu.
00:02:48: Wenn ich mir schon vorstelle, wenn mein Sohn in die Schule "muss" in Anführungszeichen, aber der hat so einen hohen Bewegungsdrang und er ist einen...
00:02:56: Ich weiß nicht, ob er ein gefühlt starkes Kind ist, man hat ja immer so Begrifflichkeiten, neumoderne Begrifflichkeiten für diese Dinge.
00:03:03: Genau, aber vielleicht starten wir da direkt mal rein. Wie viel Wut ist wirklich normal?
00:03:07: Hörst du das auch?
00:03:08: Ja, genau.
00:03:09: Sorry, das ist mein Handy, ich habe es eigentlich nicht leisen.
00:03:12: Okay, ich hoffe, das war es jetzt.
00:03:15: Also, wie viel Wut ist normal? Kann man das überhaupt klassifizieren?
00:03:19: Und welche Intensität ist noch normal? Das wären vielleicht so meine ersten Einstiegsfragen an dich.
00:03:25: Also erstmal ist es, glaube ich, gut zu wissen, dass Kinder in bestimmten Entwicklungsphasen einfach mehr Wut haben.
00:03:31: Also es liegt meistens daran, dass sie sich in der Autonomiefase befinden und je nach Entwicklungsstand des Kindes auch nach Temperament des Kindes kommt,
00:03:39: und dann natürlich auch noch so dieses Temperament hinzu.
00:03:42: Es gibt Kinder, die haben zum Beispiel eine sehr ausgeprägte erste Autonomiefase, also schon mit anderthalb und wollen alles selber machen,
00:03:49: und sind da dann schon sehr, sehr wütend und frustriert, wenn Dinge nicht so klappen.
00:03:53: Vor allem auch, wenn sie noch nicht so richtig sprechen können.
00:03:55: Das ist ja auch sehr frustrierend, wenn sie noch nicht ausdrücken können, was sie möchten.
00:03:59: Und genau die zweite Autonomiefase ist dann so die Wackelzahnpuppetät.
00:04:04: Und das Spannende ist oft, wenn Kinder eine weniger ausgeprägte erste Autonomiefase mit Wut hatten, kommt es dann manchmal auch erst mit fünf, sechs Jahren noch mal verstärkt.
00:04:13: Und die dritte Autonomiefase ist dann im Teenageralter, natürlich die Pubertät.
00:04:18: Und es ist total spannend, weil ich begleite ja viele Erwachsene und viele sagen auch, in Beratung finden wir das immer wieder raus,
00:04:26: dass manche auch nie eine Autonomiefase hatten, nie wütend sein durften und die dann immer wachsenden Alter nachgeholt wird
00:04:32: und dann ganz viel Wut kommt.
00:04:34: Ja, das ist auch ganz spannend.
00:04:36: Und genau das ist erstmal schön zu wissen für den Hintergrund, auch für das Verständnis.
00:04:40: Und dann, wie du schon gesagt hast, gibt es eben Kinder, die wirklich gefühlt stärker sind, die einfach mehr zum Ausdruck bringen, wie sie sich fühlen, die allerdings auch Freude viel mehr zeigen.
00:04:50: Ja, und einfach grundsätzlich ihre Gefühle wahnsinnig nach außen tragen, die sehr lebendig sind.
00:04:55: Ich finde es immer so total schön, das auch positiv zu sehen, denn oft sind Kinder, die im sehr aufbrausen Zündern auch in den anderen Bereichen,
00:05:03: bei den angenehmen Gefühlen sehr, sehr deutlich in ihrem Ausdruck.
00:05:06: Und ja, es ist halt nur für die Eltern herausfordernd, gerade dann, wenn sie selbst als Kind nie diese Gefühle zeigen durften und diese Gefühle gedeckelt wurden.
00:05:16: Und ich würde sagen, das ist eigentlich bei 80 Prozent, 90 Prozent aller Eltern so, dass sie das wirklich nicht zeigen durften.
00:05:22: Das war nicht erwünscht, gut, trauer, unangenehme Gefühle waren einfach nicht erwünscht.
00:05:27: Und da ist halt so dieses riesige Thema, warum es auch so schwer ist, Gut und Frust auszuhalten.
00:05:34: Also ich nehme mich selbst nicht aus.
00:05:36: Ja, ich finde es wahnsinnig anstrengend, weil einfach ich auch aufgewachsen bin, zwar mit einer bindungsorientierten Mama.
00:05:42: Zum Beispiel mein Papa hat das bei mir auch immer gedeckelt.
00:05:44: Ja, und das ist so spannend, dann zu sehen, wie es dann in einem so Bruder gerade dann, wenn es um die engsten Bezugspersonen geht.
00:05:53: Ja, das ist dann gerade die eigenen Kinder.
00:05:56: Ich sage immer, das ist was ganz anderes, wenn ich als Beraterin von außen dir Strategien gebe, mit Wut umzugehen.
00:06:02: Und dann ist es das eigene Kind und dann plötzlich stehst du wie der Ochs vom Berg.
00:06:06: Total, das sprichst du mir schon so aus der Seele, weil ich mich da auch an meine eigene Kindheit erinnere.
00:06:12: Also bei mir war es oft so, wenn vielleicht auch gerade ich als Mädchen zu laut und zu wütend war,
00:06:16: ich wurde oft aufs Zimmer geschickt.
00:06:18: Also meine Eltern waren nicht doll mit Strafen oder mit Schlagen und sowas auch gar nicht mit dabei.
00:06:23: Aber trotzdem kann ich mich sehr daran erinnern.
00:06:25: Wenn ich zu schwierig war, habe ich abgespeichert, dann musste ich mich alleine im Zimmer wieder runter regulieren.
00:06:31: Ich durfte dann erst wieder rauskommen, wenn ich quasi wieder normal drauf war oder wie man es nennen mag.
00:06:37: Und das war für mich, muss ich sagen, sehr prägend.
00:06:39: Und ich glaube, kannst du ja vielleicht auch nochmal deine Einschätzung dazu geben, wie du dazu stehst.
00:06:45: Begriffe sind da vielleicht auch Co- und Selbstregulation und was vielleicht auch wichtig ist in einem bestimmten Alter,
00:06:50: dass Eltern diese Gefühle, auch diese starken Gefühle begleiten.
00:06:54: Ist das sinnvoll, das am Anfang gerade noch zu machen?
00:06:57: Oder ist es auch mal sinnvoll, dass die Kinder sich alleine runterholen, lernen dürfen?
00:07:01: Also erst mal meine ich bedauere das, weil du hättest ja auch jemanden gebraucht, der wirklich da ist.
00:07:06: Und der, der dich akzeptiert, hätte mit deinem Gefühl, weil das ist nämlich diese Grundhaltung, die ich Eltern vermitt werde,
00:07:13: ist einfach wichtig, ja zu diesem Gefühl zu sagen.
00:07:16: Also voll in die Akzeptanz zu gehen und zu sagen, ja, mein Kind ist jetzt wütend.
00:07:20: Das ist wieder schlecht noch gut, sondern aha, das ist jetzt so.
00:07:22: Ja, mein Kind ist jetzt wütend und meine Aufgabe als Bezugsperson ist es, für mein Kind da zu sein.
00:07:29: Und da sein bedeutet, hat nicht das Kind aus Zimmer zu schicken und alleine zu lassen,
00:07:34: es sei denn das Kind möchte alleine sein, ein Riesenunterschied.
00:07:37: Weil Kinder fangen dann so an mit fünf, sechs Jahren, auch wenn sie sich anfangen zu schämen,
00:07:42: das hat mit der Entwicklung zu tun, dann wollen die manchmal aus ihren Raum haben.
00:07:46: Das kennen wir Erwachsene ja auch, dass es manchmal total schön ist, für sich zu sein, wenn man starke Gefühle spürt.
00:07:51: Und so ist es bei Kindern irgendwann auch.
00:07:53: Und dann ist es durchaus in Ordnung im Kind auch mal ein paar Minuten mit den Gefühlen zu lassen,
00:07:59: wenn das Kind es wirklich möchte und man weggeschickt wird.
00:08:02: Nur davor, gerade auch in diesen frühen Entwicklungsphasen,
00:08:05: sind Kinder einfach ihren Gefühlen einfach hilflos ausgeliefert.
00:08:10: Und ich sage dann gerne immer, dass es wie so ein großer Gefühlselefant,
00:08:13: der durch den Körper wütet beim Kind und das Kind kann sich überhaupt nicht dagegen wehren.
00:08:18: Das wird einfach davon übermandt und weiß gar nicht, was da passiert und was da los ist.
00:08:22: Und wenn ich als Kind dann abgewertet werde für dieses Gefühl,
00:08:27: dann denke ich ja automatisch oder lerne diesen Glaubenssatz "Ich bin nicht gut genug",
00:08:32: weil ich bin ja gerade, meine Mut, ich fühle das gerade und irgendwie bin ich damit nicht okay.
00:08:37: Und darum habe ich auch immer so diesen feinen Unterschied zwischen.
00:08:41: Es gibt einerseits das Gefühl und Gefühle sind immer okay und es gibt es Verhalten.
00:08:46: Und beim Verhalten braucht es natürlich Unterstützung,
00:08:49: dass ein Kind lernt, sozial verträglich mit Wut umzugehen.
00:08:52: Also das ist mir auch ganz wichtig.
00:08:55: Denn oft wird es jetzt so ein bisschen verwechselt, ja Kinder sind halt wütend
00:08:59: und das ist die Bindungsbedürfnisorientierung und dann dürfen die da alles rauslassen sollen das so machen, ja und so.
00:09:04: Und an der Stelle, da sage ich immer, ne, wir brauchen gerade mit Blick auf Gewaltprävention
00:09:09: und auch immer mehr Mobbingfällen hier in unserer Gesellschaft unbedingt Eltern,
00:09:14: die ganz klar dem Verhalten eine Grenze setzen.
00:09:18: Und das ist, glaube ich, diese große Kunst.
00:09:20: Ja, einerseits möchte man inzwischen als bindungsorientierte Muttervater
00:09:24: dem Wittes Kind da sein, die Wut auch zulassen und dann andererseits soll man auch nur Grenzen setzen,
00:09:29: nur wie und ist auch noch liebevoll.
00:09:31: Also Eltern von heute haben es schon auch nicht leicht.
00:09:34: Ich habe gleich mehrere Beispiele im Kopf.
00:09:36: Ich bin tiefer reingehen damit das für mich, aber auch vielleicht für die, die zuhören und noch klarer wird.
00:09:41: Mein Sohn hat, glaube ich, mit zehn Monaten ungefähr schon angefangen Wutausbrüche zu bekommen.
00:09:46: Ich fand das sehr früh und war auch überfordert und dachte mir,
00:09:49: hey, ich dachte, das heißt Terrible Two, was ist jetzt hier los?
00:09:52: Also er hat wirklich angefangen, da auch schon den Kopf auf den Boden zu hauen,
00:09:57: was mir Sorge bereitet hat, aber das ist irgendwann wieder verschwunden.
00:10:00: Aber ich würde gerne die anderen Beispiele noch kurz schildern,
00:10:03: bevor du vielleicht auf die so chronologisch eingehen kannst.
00:10:07: Das wäre ein Verhalten, was ich im Kopf hätte.
00:10:09: Dann auf jeden Fall beißen hauen ist auch immer noch ein Thema bei uns.
00:10:14: Und vielleicht ganz klassisch im Supermarkt.
00:10:16: Das Kind kriegt seinen Wutanfall, weil die Süßigkeit heute nicht gekauft wird.
00:10:21: Da wälzt sich da auf dem Boden.
00:10:23: Das habe ich auch noch im Kopf.
00:10:24: Und natürlich ist das dann in meinen Augen besonders schwer,
00:10:26: weil das Umfeld dich beobachtet, dich vielleicht auch bewertet
00:10:29: und dann ja ganz häufig diese Sätze kommen.
00:10:31: "Ah, die Mutter hat ihr Kind nicht im Griff."
00:10:34: Das wären vielleicht so drei typische Situationen,
00:10:36: glaube ich, auf die du vielleicht eingehen könntest.
00:10:38: Das sind ja wahrscheinlich auch Verhalten, vielleicht auf die du angespielt hast.
00:10:42: Das ist mir so eingefallen, was so jetzt bei meinem eigenen Kind auf jeden Fall gerade so abgeht.
00:10:47: Ja, genau.
00:10:48: Also jetzt mit zehn Monaten ist es natürlich so.
00:10:52: Das Kind ist ja wahnsinnig davon abhängig, dass du einfach diese Wut begleitest und wirst da bist.
00:10:57: Deswegen hast du nichts falsch gemacht als Mama,
00:10:59: sondern das sind einfach Gefühle, die auch rausmüssen.
00:11:01: Vielleicht auch eine Form von Reizverarbeitung.
00:11:03: Gerade so in diesem ersten Jahr sind Kinder auch manchmal wahnsinnig wütend,
00:11:08: weil ihnen einfach alles so viel ist oder sie sehr reizoffen zum Beispiel sind.
00:11:12: Ich weiß nicht, ob das jetzt auf deinen Kind zu trifft.
00:11:14: Dass es auch viel Ruhe und Entspannung braucht.
00:11:16: Und dann ist es manchmal so ein Signal,
00:11:19: dass es vielleicht auch eine Umstellung in zum Beispiel im Tagesrhythmus braucht.
00:11:24: Ja, dass es mehr Ruhe braucht oder vielleicht war auch in dieser Zeit
00:11:28: irgendwas anderes hier, Entwicklungsbedingt und es passiert.
00:11:31: Und dann ist es auch schwierig, wenn das Kind vielleicht Unbeschmerzen hat.
00:11:35: Und also das sind ja oft so unergründliche Dinge,
00:11:37: die wir auch nicht sofort wissen, die dann zu sehr viel Wut führen können.
00:11:41: Und Kinder reagieren halt anders, also unterschiedlich drauf.
00:11:45: Die einen Kinder sind vielleicht eher weinerlich.
00:11:46: Die anderen sind richtig wütend.
00:11:48: Das ist auch gerade in dem Alter, wenn Kinder noch nicht sprechen können,
00:11:51: wirklich eine Herausforderung, da feinfühlig drauf zu reagieren
00:11:55: und immer alles irgendwie abzuwägen und rauszufinden.
00:11:57: Ja, ich glaube, es wurde tatsächlich besser, als er endlich krabbeln und laufen konnte.
00:12:03: Also krabbeln konnte er, glaube ich, zu dem Zeitpunkt ja schon.
00:12:05: Aber er war in meinen Augen immer sehr frustriert,
00:12:08: dass irgendwas nicht geklappt hat und er sich nicht ausdrücken konnte.
00:12:10: Aber hätte ich irgendwas machen können,
00:12:13: weil wir haben versucht dann dieses Verhalten,
00:12:16: halt irgendwie in richtige Bahnen zu lenken werden,
00:12:18: auch das Gefühl, er tut sich weh.
00:12:19: Also hätte ich da noch irgendwas machen können?
00:12:22: Also auf jeden Fall, wenn er sich den Kopf auf den Boden haut,
00:12:24: sofort dazwischen gehen und sagen, stopp.
00:12:26: Und dein Kopf bleibt unverletzend, ich pass auf dich auf.
00:12:30: Und dann ist oft so eine Strategie umlenken.
00:12:32: Also ihm irgendwas anbieten, was ihn dann wieder reguliert
00:12:35: und Runde bringt ein Dietvorsingen.
00:12:37: Das ist so die sogenannte Coregulation.
00:12:40: Dass sozusagen die eigene innere Ruhe das Kind automatisch ansteckt.
00:12:45: Also ich sage mal, Nervensysteme sind ansteckend.
00:12:47: Die übertragen sich aufeinander.
00:12:49: Und drum ist auch dieses ruhige Atmen zum Beispiel dann wichtig.
00:12:52: Damit das Kind merkt, die Mama ist in einer ruhigen Atmung.
00:12:55: Das überträgt sich automatisch.
00:12:56: Und was ich auch immer so wertvoll finde,
00:12:59: ist, vermittel ich allen Eltern.
00:13:01: Das habe ich geprägt.
00:13:01: Die Haltung habe ich damals als Studentin irgendwann für mich entdeckt.
00:13:04: Die sogenannte AHA-Haltung.
00:13:07: Also nicht zu sagen, oh Gott, das macht mein Kind so was Schlimmes.
00:13:09: Und jetzt ist es wütend.
00:13:10: Das ist ja total wertend, ja.
00:13:12: Und wenn ich in so eine AHA-Haltung gehe,
00:13:14: aha, jetzt ist es grad wütend, das möchte ich grad was lernen.
00:13:17: Okay, meine Aufgabe ist für es da zu sein.
00:13:19: Bin ich automatisch in einem ruhigeren, neutraleren Zustand.
00:13:22: Und die AHA-Haltung, die wenden Eltern in jeder Entwicklungsphase an,
00:13:26: die ich begleite.
00:13:27: Und das würde ich jetzt in dieser Phase sagen.
00:13:30: Dann das Beispiel mit dem Supermarkt.
00:13:32: Das ist natürlich, wie du schon sagst, ein riesiger Druck.
00:13:35: Und da geht es auch wieder zuerst um die Selbstregulation.
00:13:39: Weil eigentlich, das Kind möchte ja nur zum Ausdruck bringen,
00:13:43: dass es gerade diese Süßigkeit haben möchte.
00:13:45: Und so gesehen ist die Welt in Ordnung.
00:13:47: Ja, es geht nicht um Leben und Tod.
00:13:49: Es ist eigentlich alles okay.
00:13:50: Ja, nur es fühlt sich in dem Moment oft für Eltern so betrohlich an,
00:13:55: weil die Wertung von außen kommt.
00:13:57: Weil wir in der Kindheit gelernt haben, was denken denn die anderen?
00:14:00: Und man muss das Kind im Griff haben.
00:14:01: Und die ganzen alten Glaubenssätze und Muster,
00:14:04: ja, die brechen über einen herein in dem Moment.
00:14:07: Deshalb ist einem eigentlich oft fast unmöglich ist,
00:14:10: selber runterzufahren.
00:14:12: Und genau deshalb, gerade in der Öffentlichkeit,
00:14:15: sind Gefühlsausbrüche bei Kindern auch so stark,
00:14:18: weil die Eltern so hochfahren und ihr Nervensystem
00:14:21: eben nicht regulieren können.
00:14:23: Total nachzuverziehen, das kann man lernen, mit der Zeit ist ein Weg.
00:14:27: Nur auch da wäre dann eher so dieses innere Mantra,
00:14:31: ich bleibe bei mir in meinem Kind.
00:14:32: Ich atme ruhig, ich verlangsam in meine Atmung.
00:14:36: Es geht hier wirklich nur um mich und mein Kind,
00:14:38: ich sag immer, es ist hilfreich, sich fortzustellen,
00:14:40: so eine Schutzblase, um sich rumzuhaben
00:14:43: und alles andere auszublenden.
00:14:44: Als wäre man mit dem Kind in so einem kleinen Kokon.
00:14:48: Und es geht erst mal nur darum, selber ruhig zu werden
00:14:50: und dann eventuell das Kind auch schnell aus der Situation zu tragen,
00:14:54: egal wie sehr es sich wehrt.
00:14:56: Also ich würde da zum Beispiel auch den Einkauf abbrechen,
00:14:58: den Bagen irgendwo hinstellen,
00:15:01: das Kind aus dem Supermarkt tragen,
00:15:02: irgendwo ein ruhiges Örtchen suchen und warten,
00:15:04: bis es überstanden ist.
00:15:06: Das ist immer, es hat immer Vorrang.
00:15:08: Ja, wer oft denkt mir dann auch,
00:15:10: jetzt müssen wir den Einkauf noch zu Ende bringen
00:15:11: und dann lieber irgendwo zu spät kommen.
00:15:13: Und das sind so die Momente, wo Kinder auch wirklich spüren,
00:15:16: die Mama ist für mich da, auch wenn ich in Not bin.
00:15:19: Schön, das finde ich richtig sinnvoll,
00:15:22: wirklich so einen praktischen Tipp an der Hand zu haben.
00:15:25: Weil ich gerade merke,
00:15:26: ich bin so oft in meinem Alltag so star in meinem Denken.
00:15:29: Und ich finde, das macht auch das aus,
00:15:32: was mir so viel Energie zieht.
00:15:33: Also klar, ich werde andauernd unterbrochen.
00:15:36: Aber meistens zieht mir, glaube ich, die Energie,
00:15:38: das Denken, dass ich es durchziehen will,
00:15:40: weil ich so darauf geprägt bin,
00:15:42: alles zum Abschluss zu bringen, zu funktionieren.
00:15:44: Und nein, ich kann jetzt nicht den Einkauf abbrechen,
00:15:46: weil wir brauchen jetzt Essen.
00:15:47: Und das war so auf der Tagesordnung.
00:15:49: Ich merke das gerade erst dadurch, dass du das erzählst,
00:15:51: weil bei mir noch gar nicht in meinem System war.
00:15:53: So Verfügung stand, du darfst den Einkauf abbrechen.
00:15:56: Ja, voll die gute Idee.
00:15:57: Bin ich automatisch aus dieser Situation raus,
00:15:59: aber signalisiere auch meinem Kind,
00:16:01: hey, du bist jetzt wichtiger und ich bin für dich da.
00:16:04: Und wir schaffen das so vielleicht, ne?
00:16:06: Danke für den Tipp.
00:16:07: Also einfach anspringen, das kannst du gar nicht steuern.
00:16:11: Du entwickelst ein Bewusstsein dafür.
00:16:14: Und ja, das freut mich sehr.
00:16:16: Du hattest noch ein drittes Beispiel genannt.
00:16:18: Genau, ich glaube, das ist auch das größte und aktuellste bei uns gerade.
00:16:23: Und ich glaube, vielleicht auch bei anderen Eltern.
00:16:25: Dieses Beißen und Hauen.
00:16:26: Also mein Sohn ist ja 22 Monate alt.
00:16:29: Aktuell geht auch schon seit fast einem Jahr in die Kita.
00:16:33: Und ich würde behaupten, noch ist dieses Beißen und Hauen-Thema
00:16:36: nicht in der Kita ein Thema, aber bei uns zu Hause auf jeden Fall.
00:16:39: Und auch, sobald wir dabei sind und andere Kinder dabei sind,
00:16:42: also wahrscheinlich wir als Sicherheitsbezugsperson,
00:16:45: dass er sich da mehr traut, so wirklich sein Falten zu zeigen.
00:16:49: In der Kita scheinbar noch nicht.
00:16:51: Da wollte ich fragen, wie ich das unterbinden kann
00:16:55: oder auch wieder umlenken kann, hattest du so schön gesagt.
00:16:58: Weil klar, wir sagen stopp und ich versuche, meine Grenze zu zeigen.
00:17:01: Aber es passiert halt immer wieder.
00:17:02: Oder ist das ein Ding?
00:17:04: Das gehört zu der Entwicklungsphase dazu.
00:17:06: Das sind auch die Situationen, wo ich ganz oft schon
00:17:10: vom Außen auch gespiegelt bekommen habe.
00:17:12: Ja, der tanzt ja auf der Nase rum.
00:17:14: Ja leider nicht.
00:17:16: Ja, leider ja.
00:17:17: Deswegen schön, dass du heute da bist und das mit so einem...
00:17:20: Ja, ich fühle mich schon richtig gehalten bei dir.
00:17:22: Also es tut gut, das mit dir zu besprechen.
00:17:25: Ja, vielen Dank auch für deine Offenheit.
00:17:27: Also jetzt gerade, was das beißen, hauen und schubsen angeht.
00:17:31: Und das ist etwas, was in der Entwicklung bei vielen Kindern,
00:17:34: nicht bei allen Kindern, nur bei sehr vielen Kindern vorkommt.
00:17:38: Insbesondere Kinder, die einen ganz starken Willen haben,
00:17:41: die gut für sich einstehen.
00:17:43: Es gibt ja so autonomere Kinder und angepasstere Kinder.
00:17:46: Also ich mag das nicht, Kinder in Schubladen zu stecken,
00:17:48: nur es gibt einfach manche Charakterzüge,
00:17:50: die sich sehr deutlich abzeichnen, vermutlich bei deinem Kind auch.
00:17:53: Denn es wollte ja auch schon mit 10 Monaten ganz viel erreichen
00:17:55: und vorwärtskommen und motorisch weiterkommen.
00:17:58: Und dann ist es tatsächlich so,
00:18:00: dass er in dem Moment sich entweder abgrenzen möchte
00:18:04: und er einfach vielleicht signalisieren möchte,
00:18:07: das ist meine Mama, mein Papa, auch wenn andere Kinder da sind.
00:18:10: Das ist oft ein Grund, dass Kinder auch dann einfach süchtig sind.
00:18:13: Oder Angst haben sie selbst, kriegen zu wenig Sicherheit und Aufmerksamkeit.
00:18:18: Könnte ein Grund sein.
00:18:19: Und was ich auch immer empfehle,
00:18:21: wenn ein Kind in bestimmten Situationen immer so ein Verhalten zeigt,
00:18:25: wie auf dem Spielplatz.
00:18:26: Oder du hast ja gesagt, dass immer, wenn andere Kinder da sind, oder?
00:18:29: Ja, auch in einzelnen Situationen,
00:18:31: aber auch vor allem, wenn andere Kinder da sind, ja, das stimmt.
00:18:33: Dann könnte es durchaus einfach auch sein,
00:18:36: dass ihm so diese Sicherheit fehlt.
00:18:38: Mama und Papa sind trotzdem voll und ganz für mich da.
00:18:41: Weil in dem Moment, wenn Besuch da ist, andere Kinder da sind,
00:18:45: ist man ja auch selbst als Gastgeber, Gastgeberin auch ein bisschen abgelenkt,
00:18:49: möchte, dass es den Gästen gut geht.
00:18:50: Und dann fehlt Kindern manchmal diese geistige Verbindung.
00:18:54: Ja, und deswegen empfehle ich, wenn ein Besuch kommt,
00:18:58: total beim Kind zu sein erst mal.
00:19:01: Und gemeinsam mit dem Kind, dem Besuch zu begrüßen und gleich mal zu sagen,
00:19:05: schau mal, magst du mal zeigen, was du vorbereitet hast zum Spielen.
00:19:08: Und ganz eng auch geistig, am Kind dran zu bleiben, auch körperlich.
00:19:12: Und erst dann, wenn dieser Übergang geschafft ist,
00:19:16: sozusagen ein bisschen locker lassen und sich mehr auf den Besuch konzentrieren.
00:19:20: Das ist eine Strategie, die vermutlich in einem Bindungskurs, die halt Halt geben,
00:19:25: dem Kind Halt geben, wenn es in neue Situationen kommt,
00:19:29: in Übergangssituationen, durch körperliche und geistige Nähe.
00:19:32: Okay, sehr schön.
00:19:35: Auch schon wieder sehr gut, was ich mitnehmen würde.
00:19:38: Und ich habe gerade nochmal überlegt, wann diese Einzysituation auftreten.
00:19:42: Ich glaube tatsächlich, wenn ich Grenzen aufzeige,
00:19:47: für uns ist es ganz klassisch, ich stille noch, oder wir stillen noch.
00:19:51: Und er möchte immer meinen Nippel zwöbeln.
00:19:54: Also ganz, ganz intimes Detail hier und ich mag das gar nicht.
00:19:57: Und das ist schon immer ein Thema.
00:19:59: Und ich sage immer, man mag das nicht, man möchte das nicht.
00:20:02: Oftmals, dass diese Wiederholung schon da ist, ist das jetzt drin.
00:20:05: Aber manchmal wird der halt währenddessen wütend.
00:20:07: Und das ist, glaube ich, so eine klassische Situation,
00:20:09: wenn ich, glaube ich, eine Grenze bei mir aufzeige.
00:20:12: Ich versuche auch gar nicht so oft nein zu sagen,
00:20:14: sondern irgendwie das anders zu umschreiben.
00:20:17: Und da wird er auch wütend.
00:20:18: Also scheinbar, wenn er merkt, er darf jetzt hier nicht weiter,
00:20:21: dann artet das oft in diese, ja, fast gegen Aggression aus,
00:20:26: weil da scheinbar vielleicht auch mich.
00:20:28: Dann als Aggressor werden, um keine Ahnung,
00:20:30: es sind nur so meine Gedanken, die da versuchen,
00:20:33: wieder zu spiegeln, was ich in dem Moment wahrnehme.
00:20:35: Aber das ist es auf jeden Fall, glaube ich, viel.
00:20:38: Ja, genau, er möchte natürlich das bekommen, was er möchte,
00:20:41: weil er auch in der Autonomiefasse ist.
00:20:44: Er braucht gleichzeitig auch genau das, was du tust.
00:20:47: Also er braucht diesen Rahmen, diese Vorgabe.
00:20:51: Und das Wichtige kommt jetzt,
00:20:52: hast du, wenn du eine Grenze zeigst,
00:20:55: jetzt in diesem speziellen Fall auch eine gewisse Unsicherheit drin,
00:20:59: oder vielleicht auch ein schlechtes Gewissen,
00:21:01: weil vielleicht denkst du auch, er braucht es, um sich zu beruhigen.
00:21:04: Das ist oft beim Grenzen zeigen so ein Thema,
00:21:07: dass Kinder ganz genau jeden Funken von Unsicherheiten
00:21:10: schlechten Gewissen spüren.
00:21:13: Und wenn du innerlich weißt, das ist mein Körper,
00:21:16: es ist sogar wichtig, dass ich ihm beibringe,
00:21:19: die eigenen körperlichen Grenzen zu wahren.
00:21:21: Und deswegen ist es das Beste und Richtigste,
00:21:24: was ich machen kann, zu sagen, stopp, das ist mein Körper.
00:21:27: Ja, die Hände bleiben weg, zum Beispiel vom Nippel.
00:21:30: Das würde ich ganz klar so formulieren.
00:21:31: Und das ist sehr bestimmt mit einem ganz ernsten Gesichtsausdruck,
00:21:35: dass er auch weist, das meinst du wirklich ganz, ganz ernst.
00:21:39: Und dann darf er frustriert und wütend sein,
00:21:41: nur er braucht so diese Standhaftigkeit von dir.
00:21:45: Es ist wahnsinnig schwierig.
00:21:47: Und das mit einer Ruhe, einer Klarheit und einer extrem Bestimmtheit.
00:21:51: Ja, mein Körper, die Hände bleiben davon weg.
00:21:55: Ist das klar? Also das ist so die Haltung.
00:21:58: Ja, und es hört sich erst so ein bisschen vielleicht hart an,
00:22:01: nur das ist eigentlich keine Härte, sonst ist eine warme, klare Grenze.
00:22:07: Ja, und das hilft meinen Kindern.
00:22:09: Dann heißt allerdings nicht, dass sie nicht trotzdem wütend sind.
00:22:12: Es ist frustrierend, manchmal Sachen nicht so machen zu dürfen.
00:22:15: Und dann ist es auch da wieder wichtig, in der Haarhaltung zu gehen
00:22:19: und zu sagen, ja, jetzt ist er frustriert, es ist okay.
00:22:21: Und weiter immer bei der Grenze zu bleiben.
00:22:23: Denn wir überfordern Kinder oft oder denken,
00:22:27: sie können sich alles merken.
00:22:29: Und gerade in dem Alter vergisst er ein Fach, dass er das nicht darf,
00:22:32: weil er das bei der kognitiven Hirnreife noch gar nicht leisten kann.
00:22:37: Das heißt, um macht es auch immer wieder, weil es einfach zwischendrünftig ist.
00:22:40: Und er einfach impulsgesteuert, intuitiv denkt,
00:22:43: oh, das war zu viel Spaß, das mache ich jetzt wieder.
00:22:45: Ich habe auch sehr viele Aha-Momente, zusätzlich zur Aha-Haltung.
00:22:50: Total, weil ich glaube, manchmal schaffe ich es total selbstbestimmt zu sagen,
00:22:55: wenn ich irgendwie in der guten Energie bin, ich habe gut geschlafen und so.
00:22:58: Aber ganz oft bin ich, glaube ich, auch unsicher, so wie du das gerade gefragt hast.
00:23:02: Und vor allem, weil ich das jetzt schon seit 22 Monaten durchspiele,
00:23:06: also klar, irgendwann hat das angefangen, und ich mir denke, es funktioniert nicht.
00:23:11: Dann werde ich auch wieder unsicher, weil ich mich ja immer wieder wiederhole.
00:23:14: Und ich, dass ich nicht gewöhnt bin,
00:23:16: ich hatte noch nicht viel Umgang mit Kleinkindern, sondern eher mit Erwachsenen.
00:23:20: Und ich bin es nicht gewohnt, dass meine Grenzen in der Art halt so dolle nicht gewahrt werden.
00:23:25: Und ich glaube, das verunsichert mich auch wieder, dass ich immer wieder das wiederholen muss.
00:23:29: wahrscheinlich nicht konstant in meiner Bestimmtheit bin. Total sinnvoll, macht Sinn.
00:23:36: Ja, ist auch ja total schwierig. Also dieses Grenzen zeigen, wie ich bei euch schon meinte,
00:23:42: das ist einfach für Eltern. Es ist eine richtige Erziehungskompetenz, die wir erst mal lernen
00:23:46: dürfen. Ja, die Eltern erwarten immer von sich, dass sie das können sollen. Oder es ist ja auch
00:23:51: oft so, dass sie ja gar keinen Vorbild hatten in ihrer eigenen Kindheit und es wirklich für Null
00:23:56: auf lernen dürfen. Und sich auch diese Erlaubnis zu geben, ich darf das Lernen dieses liebevolle
00:24:02: Grenzen setzen. Ich darf Lernengefühle zu begleiten. Das gebe ich Eltern immer mit,
00:24:07: dass sie milder mit sich sind. Ja, und dass sie nicht von sich erwarten, dass sie das können
00:24:10: müssen. Ja, du hast dich schon öfter die bedürfnisorientierte Erziehung angesprochen. Ich
00:24:18: möchte auf den Punkt gerne noch hinaus, worüber ich gerne mit dir sprechen möchte. Ich habe
00:24:23: schon ganz oft gelesen, es gibt immer mehr Studien dazu, dass Elternschaft noch zährender ist, dass
00:24:28: Eltern noch nie so erschöpft waren wie aktuell. Dabei steht uns ja so viel Wissen zur Verfügung,
00:24:33: unter anderem auch Bedürfnisorientierung und so weiter. Und ich glaube, das spielt auch ganz
00:24:39: gut in das rein, was wir jetzt schon besprochen haben. Ich für mich habe die Antwort gefunden,
00:24:44: dass ganz oft so eine Performance dazu kommt. Also, dass wir so tun, wir werden jetzt bedürfnisorientierte
00:24:51: Erziehung an. Aber im Inneren ist es gar nicht angekommen. Also, was du vielleicht auch schon
00:24:55: geschildert hast, unser Nervensystem. Die Kinder sind so sensibel darauf, meinen Herz schlägt.
00:25:00: Eigentlich bin ich so wütend in mir, aber ich habe gelernt, Bedürfnisorientierung sagt,
00:25:04: ich spiegel die Gefühle meines Kindes und sage, ich sehe, dass du wütend bist. Aber innerlich
00:25:09: brodelt es auch in mir. Das ist so eine Hypothese von mir. Ich würde gerne von dir wissen,
00:25:14: ob an der was dran ist oder was du vielleicht noch für Ideen hast, warum Elternschaft aktuell so
00:25:19: sehrend und anstrengend von vielen wahrgenommen wird. Ja, es ist natürlich ein totaler Umbruch. Es hat
00:25:26: ganz viel damit zu tun, dass es eigentlich ist, wie die neue Sprache die Menschen lernt. Eine
00:25:30: komplett neue Sprache. Und ich denke, alle, die ja das mal gemacht haben, eine neue Sprache zu
00:25:36: lernen, das braucht ganz viel Zeit. Und in Zukunft auch, dass Bedürfnisorientierung missverstanden
00:25:42: wird. Dass oft hier davon ausgegangen wird, das würde hauptsächlich um die Bedürfnisse der
00:25:47: Kinder gehen. Und also meines Erachtens geht es in einer Familie in erster Linie darum, dass die
00:25:53: Leitwürfe, Leitwürfe in der Familie in ihrer Kraft sind. Denn nur wenn sie das sind und sie gut
00:25:59: für sich sorgen, sie klar ihre Grenzen stecken und sie auch ausreichend Unterstützung haben, erst
00:26:05: dann können sie auch die Elternteile sein für ihre Kinder, die ihnen das geben, was sie brauchen.
00:26:10: Ja, und oft passiert es eben, dass Eltern dann durch diese Haltung, ich will sofort und immer
00:26:16: diese Bedürfnisse erfüllen, auch in so eine aufopferungsvolle Rolle gehen und dann sich selbst
00:26:21: total vergessen und deswegen noch weniger in ihrer Kraft sind, die eigenen Bedürfnisse wie
00:26:27: Schlafessen zu kurz kommen. Ja, also wirklich diese Grundbedürfnisse und darüber leidet eben auch,
00:26:33: das zeigt die Bindungsforschung, die Feinfühligkeit. Das heißt, eine Mutter kann dann vielleicht gar nicht
00:26:39: mehr erkennen, dass das Kind gerade hungrig ist, weil sie selbst gar nicht bei sich ist. Und deswegen
00:26:44: arbeite ich mit Eltern ganz viel an der sogenannten erlebten Sicherheit in mir und jetzt. Damit meine
00:26:50: ich, dass ich mit ihnen das Nervensystem reguliere über Atmung, also diese körperliche Ebenisse.
00:26:58: Da sind sie nicht richtig, die wird oft vergessen auch, deswegen ist mir die total wichtig, also
00:27:02: körperorientierte Psychotherapie ist es eigentlich. Dass Eltern sich in dem Moment, wenn sie ihr Kind
00:27:08: begleiten, sicherer fühlen, also dass sie zum Beispiel im Boden unter den Füßen spüren, dass sie die
00:27:13: Atmung verlangsamen, dass sie erst mal den Körper ausschütteln, bevor sie überhaupt reagieren,
00:27:17: um dieses Nervensystem wieder einigermaßen ins Gleichgewicht zu bekommen. Ich arbeite zum
00:27:23: Beispiel dann mit Glaubenssätze, das ist noch eine andere Ebene, die innere Kindarbeit ist noch
00:27:27: ein Baustand, den ich nutze und diese Summe an Dingen hilft Eltern einfach bei sich zu sein,
00:27:33: das Nervensystem dauerhaft auch besser regulieren zu können. Und dann ist das spannende Melanie,
00:27:38: finden Eltern oft die Lösungen in sich selbst, wenn sie bei sich angekommen sind. Also ich begleite
00:27:45: Eltern jetzt über viele Jahre, die sagen, das ist so verrückt, ich bin einfach zu einer anderen
00:27:49: Mama geworden, weil im Grunde sie verstanden haben, es geht darum, bei mir anzufangen. Ich kann
00:27:55: noch so viel, wie du es grad so schön beschrieben hast, weil er nie irgendwelche Strategien anwenden
00:28:00: und Sätze auswendig lernen und es nicht fühlen und das kompensieren überhaupt nicht an. Ja,
00:28:05: deswegen, natürlich hilft es auch, es ist Unterstützung, wir wissen zumindest, was wir tun
00:28:10: können. Ja, ich sage mir, es beeinflusst sich gegenseitig, ja, dieses Wissen und auch die
00:28:15: Handlungsstrategien und allerdings dann eben diese innere Haltung, diese erlebte Sicherheit
00:28:22: in mir und jetzt, das ist wahnsinnig wichtig. Denn viele Eltern fühlen sich grad auch bei Geschwister
00:28:27: streit, ganz schnell bedroht. Ja, oder auch wenn jetzt ein Kind eine Grenze überschreitet, kommt
00:28:32: innerlich so, das Herz fängt an zu rasen, man wird wüten, man ist nicht mehr in seiner Mitte und
00:28:36: ist eigentlich ein Fight, Fight oder Freeze-Modus, ja, in diesem Überlebensmodus. Und natürlich,
00:28:43: da ist nämlich auch das Gehirn in einem Zustand, dass es gar nicht mehr klar denken kann, kann
00:28:48: ich dann nicht erziehungskompetent reagieren. Und dabei helfe ich Eltern, dass sie wirklich in
00:28:55: so ein absichtsvolles Handeln kommen, ja, dass sie einfach dadurch, dass sie selber ruhig sind,
00:28:59: weil sie sich sind, wissen, okay, jetzt ist das zu tun, ABC. Aber das kann ich nur, wenn ich in
00:29:04: meinem präfrontalen Cortex, also im oberen Gehirn bin und das braucht einfach ein bisschen
00:29:08: Unterstützung. Ich sag mal so ein, zwei Jahre und regelmäßig dran arbeiten und dann schaffen
00:29:14: das wirklich die allermeisten Eltern, die ich jetzt begleite. Schön, das bedeutet, ich könnte mir
00:29:21: vorstellen, oftmals kommen vielleicht die Eltern auch zu dir oder zu anderen Beratungsstellen und
00:29:26: sagen, mein Kind ist so wütend. Ich bin jetzt ja auch, glaube ich, eher mit dem Anspruch dann
00:29:30: gegangen, dass ich von meinem Kind erzählt habe anstatt von mir. Und dann ist eigentlich die
00:29:34: große Erkenntnis, hey, setz lieber bei dir an als beim Kind, weil das Kind ist nicht das Problem,
00:29:40: das Kind macht die normalen Entwicklungsphasen durch, wie du so schön meintest. Das würde ich
00:29:44: auch gerne nochmal festhalten, dass Wut normal ist, auch wie das umfällt. Weil immer diese Blick
00:29:50: gekommen halt im Supermarkt und Kona, aber das versuche ich mir mal ganz tief zu verinnerlichen.
00:29:55: Das ist ein Wunderbar, wenn du das machst, ja. Ja. Weil mir das immer sehr schwerfällt im
00:30:01: Außen, in der Öffentlichkeit ja, mich diesen Blicken auszusetzen. Ja und schön, dass du das
00:30:06: nochmal so klar gesagt hast, dass dann vielmehr bei den Eltern angesetzt wird, einfach, dass dieser
00:30:11: Umgang damit besser wird. Ja, genau. Und vor allem die eigenen Grenzen, diese Klarheit, dass ich
00:30:17: übe mit ihnen einfach ganz stark, diese Standhaftigkeit, dieses klar zu sich stehen, klar bei einer
00:30:23: Grenze zu bleiben, ohne jetzt hart zu werden, innerlich trotzdem in der Liebe zu bleiben ist
00:30:28: ja eine riesige Kunst. Ja, das sind so ein paar Bausteine, die dann einfach ganz viel bewirken,
00:30:33: weil Kinder, die feinen Antennen haben und ja alles auch immer wieder spiegeln. Das ist ja das
00:30:38: Gemeinnahe. Ja, wenn ein schlechter Tag hat, dann kriegt man es direkt noch obendrauf zurück. Das
00:30:43: ist schon echt, wie sind Trainingslager jeden Tag? Ja, ja, kann ich bestätigen. Ich muss sagen,
00:30:50: ich erwische uns als Eltern auch manchmal dabei, dass wir gerne mal ablenken bei so harten Wutanfällen.
00:30:58: Noch funktioniert das manchmal. Inwiefern ist das sinnvoll oder kann man das in einem bestimmten
00:31:05: Alter noch machen oder ist es in einem bestimmten Alter schlimmer als in einem anderen Alter? Ist
00:31:09: es überhaupt jemals sinnvoll und was wäre besser? Also wie könnte ich wirklich, du hast es schon
00:31:15: ein bisschen geschildert, mit diesen Wutanfällen umgehen, bei mir ansetzen, aber ich wollte jetzt
00:31:21: auf den Punkt hinaus, auch wenn das Kind wirklich ja mit Verhalten auffällig wird, also sich selbst
00:31:27: verletzen möchte oder andere Dinge kaputt machen möchte, ist uns auch so ein Ding erwürft dann
00:31:31: auch immer sehr viel. Das wahrscheinlich in irgendeiner Art umlenken, aber ja, ich lasse die
00:31:35: Antwort einfach bei dir. Ja, Melanie, das ist ja etwas, was ganz viele Eltern beschäftigt,
00:31:41: deswegen. Also es gibt erstmal einen großen Unterschied zwischen ablenken und umlenken. Ablenken
00:31:47: ist es so, dass ich zum Beispiel dem Kind dann eine Kinderserie anmache, das wäre ablenken oder
00:31:52: dass ich, also digitale Medien einfach nutze oder dass ich Süßigkeiten anbiete oder dass ich sage,
00:31:59: oh, guck mal da drüben, da fliegt ein Vogel, ist ja nicht schön. Ja, das ist totales Ablenken,
00:32:03: also dadurch gebe ich dem Kind nicht den Raum für sein Gefühl, umlenken ist, innerlich die
00:32:09: Haltung, aha, du bist jetzt wütend, also erstmal die Basis, Boden unter den Füßen spüren, Atmung
00:32:14: für Langsamen, ja. Und dann wirklich in diesem Moment erstmal kurz bei sich anzukommen und
00:32:21: nachzudenken, was ist gerade das Thema, was braucht mein Kind gerade, denn vermutlich wollte es
00:32:28: selbst entscheiden. Oder es ist gerade total müde und braucht einfach nur, dass ich jetzt den Arm
00:32:33: nehmen und gucke, dass es zur Ruhe kommt. Oder es ist hungrig und ich darf schnellstmöglich dafür
00:32:38: sorgen, dass das Kind irgendwie Zucker in den Körper kriegt, weil es total unterzuckert ist,
00:32:42: es wird auch ganz, ganz häufig, es ist ein Grund für Wutausbrüche, übrigens, es wird oft
00:32:47: unterschätzt, dass die Kleinen einfach vollkommen Nervenzusammenbrüche kriegen,
00:32:51: weil sie hungrig sind. Oder das Kind ist vollkommen überreizt, drüber übermüdet,
00:32:56: das heißt, es geht dann so ein bisschen um die Ursache des Wutausbruchs und das kann man echt
00:33:02: üben, ja. Also dann auch das Kind beobachten und auch vielleicht im Nachgang manchmal erst überlegen,
00:33:07: was war denn eigentlich das Thema? Ja, in dem Moment ist es manchmal auch schwer, nur dann kriegen
00:33:12: Eltern mehr und mehr eine gute Verbindung und können schneller erkennen, was ist die Ursache. Also,
00:33:16: ich habe ein paar Beispiele jetzt genannt, umlenken wäre dann dieses Bedürfnis zu erfüllen, zum
00:33:21: Beispiel schnell einen Keks holen oder schnell dafür sorgen, dass das Kind den Arm genommen wird,
00:33:27: weil es eigentlich Nähe braucht, auch wenn sich es vielleicht dann erstmal ein bisschen wehrt,
00:33:29: dann ist es dann oft so eine Entspannung des Kindes kann, dann in sich zusammenzacken und
00:33:34: ist einfach nur glücklich, dass es den Arm genommen wird. Oder dem Kind, wenn es um die Autonomie
00:33:39: ging, etwas anzubieten, was es selber machen darf. Ja, auch in der Wut zu sagen, du wolltest es selber
00:33:44: machen und kannst du dann jetzt das Auto aufmachen zum Beispiel oder kannst du mir das darüber tragen
00:33:51: oder vielleicht auch zum Beispiel fragen, was wolltest du denn selber machen? Ja, weil oft bekommt
00:33:55: dann auch eine Antwort. Ja, weil manchmal ist es ja nicht ersichtlich, was es war. Ich habe
00:34:00: das ein ganz süßes Beispiel. Oh mein Gott, das ist wirklich so herzerweichend. Und zwar die Kleine
00:34:06: für meiner Freundin, die sind zwei Jahre alt und der Bruder ist dreieinhalb und er hat einen
00:34:10: Fahrrad und einen Helm bekommen. Und sie darf halt noch nicht Fahrrad fahren und sie hat immer einen
00:34:14: extremen Wutausbruch bekommen. Bis meine Freundin gecheckt hat, es geht gar nicht um das Fahrrad,
00:34:21: sondern es geht um den Helm. Ja, wie es immer gesagt hat, du bist ganz südend, warum denn? Und
00:34:26: dann hat sie irgendwann, ich kann ja nicht richtig reden, hat sie gesagt, der Helm, der Helm. Ja,
00:34:31: und jetzt läuft die Kleine immer mit dem Helm auf der Straße, neben dem Bruder her, wenn er Fahrrad
00:34:35: führt. Und das sind manchmal auch die kindliche Perspektive, ja, so, also erwachsenen sich zu
00:34:41: schwer zu erkennen, also hat auch keine Logik. Man darf, wenn man sich wirklich da auf das
00:34:46: Kind einlassen und diese Strategie feiere ich so sehr, ja, weil habe ich dann so gelacht und gedacht,
00:34:51: ja, ich habe mich darauf eingelassen und jetzt läuft sie damit helfen. Das ist so wichtig,
00:34:56: weil dann kann ich umlenken, ja, dann kann ich ihr den Helm anbieten, kann ich ihr das essen
00:34:59: bringen. Und manchmal, wenn Kinder sich halt auch so reinsteigern in Wutausbrüche, es gibt
00:35:04: auch, ist es schon auch wichtig, irgendwann rauszuhelfen. Denn es ist nicht Sinn und Zweck der
00:35:09: Sache, ein Kind jetzt eine Dreifelstunde lang in der Wut zu lassen. Sondern dann ist es okay,
00:35:15: wenn das Kind meine Viertelstunde wütet und dann empfehle ich z.B. auch kalten Waschlappen in
00:35:21: den Nacken zu legen oder was Saueres anzubieten, irgendwas, das der Körper runterfahren kann,
00:35:27: eine Umarmung, vielleicht auch den Raum wechseln, weil das Kind ist ja dann auch in diesem Überlebensmodus,
00:35:33: in dem Moment, es braucht so einen Reiz auch, der dabei hilft, wieder zu sich zu kommen, ja.
00:35:39: Dann wird jetzt so der Unterschied klar und ich glaube, wir haben bislang viel abgelenkt auch.
00:35:44: Machen viele Eltern, wenn dann nicht mehr klar, woher soll man es auch rüsten, ja.
00:35:49: Ja, deswegen so schön, dass du auch aus meiner Frage genau das Thema gemacht hast,
00:35:54: ablenken und umlenken. Ich wusste gar nicht, dass man das so schön auch noch dieses Wortspiel
00:35:58: hat. Das wird so klar der Unterschied dadurch. Das habe ich irgendwann in meinem Kurs mehr so
00:36:02: geprägt, weil genau dieses Thema ganz viele Eltern haben. Ich habe mich selber irgendwann gedacht,
00:36:07: wie kann ich es am besten erklären und habe dann diesen Begriff umlenken für mich gefunden,
00:36:11: weil ich finde, umlenken zeigt so schön, ich erfülle dann durch das umlenken des Bedürfnisses.
00:36:16: Ablenken verlager ich das Ganze nur. Das ist so wie wenn ich einen Baby, wenn es weint zum Beispiel,
00:36:22: das nicht erlaube, dass es weint, obwohl es eine einzige Sprache ist und dann ist das Kind
00:36:27: vielleicht ganz schnell ruhig, wenn es dann ein Schwulli kriegt oder so und dann kommt aber dieser
00:36:31: Druck, der konnte nicht abgebaut werden, weil oft ist auch Weinen und Wut Stressabbau,
00:36:35: aber uns halt zu einem späteren Zeitpunkt. Ja, und dann ist es nur verschoben sozusagen und
00:36:41: die Ursache wurde nicht beachtet. Richtig gut, dass du das nochmal klar machst und ich wollte noch
00:36:45: einmal mehr darauf hinaus. Was signalisiere ich denn meinem Kind damit, wenn ich es andauernd
00:36:50: ablenke? Also in meinem Kopf kommt direkt so auf, dass das nicht gut ist, diese Wut zu fühlen. Also
00:36:57: unser Thema ist heute Wut und natürlich kann man das ja bei allen Gefühlen wahrscheinlich anwenden,
00:37:01: die einfach unerwünscht sind in dem Moment. Und was können vielleicht auch negativ Folgen
00:37:07: davon sein, wenn immer, wenn das Kind wütend ist, das iPad irgendwie rauskommt oder so,
00:37:11: jetzt in meinem Kopf als Beispiel? Ja, tatsächlich, dass Gefühle einfach nicht erlaubt sind und was
00:37:17: fatal tatsächlich daran ist, dass Kinder nicht aushalten lernen, dass es auch unangenehme Gefühle
00:37:25: geben darf. Ja, das heißt, es sind dann oft Kinder mit einer kurzen Zündenschmur, mit einer niedrigen
00:37:30: Frustrationstoleranz. Das können Kinder auch später noch lernen, ja, weil das Gehirn ist
00:37:35: neuroplastisch für alle, die sich jetzt anhören, denken, ok, ich habe was falsch gemacht, da gibt's
00:37:39: immer noch Wege, es den Kindern beizubringen. Und das ist so ein bisschen die Folge davon,
00:37:44: weil es ist schon wichtig, dass ein Kind auch mal weiß, jetzt war ich 15 Minuten lang frustriert oder
00:37:50: auch eine halbe Stunde lang und danach hat sich das verändert und mir ging es wieder besser. Und das
00:37:57: ist etwas, das Kinder in der frühen Kindheit eben durch die Co-Regulation, durch das Begleiten
00:38:01: sehr gut lernen können. Ja, es gibt ja einfach auch Erwachsenen, die können es überhaupt nicht
00:38:07: aushalten, wenn mal was frustrierend ist oder ja, die kommen dann überhaupt nicht klar und haben
00:38:12: dann Nervenzusammenbruch, weil sie diesen Frust fast nicht ertragen können und gelernt haben,
00:38:17: das ist was ganz Schlimmes. Und so ist es ja nicht, das Leben ist ja immer wieder total frustrierend,
00:38:22: ja, jeden Tag gibt es Frustmomente. Und deswegen, es gibt auch Eltern, die oft versuchen dann schon
00:38:31: fast, ja, wie auf Eierschalen zu gehen, weil sie Angst vor diesen Ausbrüchen haben. Und das kann
00:38:38: ich auch so nachfühlen, denn es ist ja auch anstrengend am Tag, viele Ausbrüche zu begleiten. Und da
00:38:44: sage ich dann auch immer, das dauert eine Zeit lang, dann wird es erst mal stärker, wenn ich
00:38:48: da dran bleibe und dem Kind das zumute auch, den Frust. Und dann kann das Kind mit der Zeit
00:38:53: einfach besser damit umgehen. Ich glaube, dass wir auch so meine Frage zum Abschluss, weil wir
00:38:57: schon so viel überall reingeschnuppert haben, wenn wir das Kind jetzt oder unsere Kinder in dem Fall
00:39:03: begleitet haben und das geschafft haben, vielleicht nicht immer abzulenken, sondern umzulenken,
00:39:09: auch bei uns selber anzusetzen. Wann ist überhaupt ein Kind in der Lage, sich vielleicht auch anzufangen,
00:39:16: selber zu regulieren, dass nicht die Eltern immer so viel begleiten müssen oder dass man
00:39:20: vielleicht selber mal an den Moment kommt, ich habe es geschafft und jetzt darf sich das
00:39:23: vielleicht auch ein bisschen auszahlen. Genau, also es kommt ganz oft so, bei manchen Kindern, wenn es
00:39:28: früh ist, schon mit fünf Jahren und dann ist es oft, dass es in der Grundschulzeit, so in der
00:39:35: zweiten Jahrgangsstufe, da ist es bei vielen Kindern dann schon ein bisschen entspannter. Also ich
00:39:40: habe so viele Zweitklässler auch begleitet und es war wirklich spannend zu sehen, wie die Erstklässler
00:39:46: damit oft echt noch große Schwierigkeiten hatten und dann so über diese Tausende von Kindern, die
00:39:50: ich gesehen habe, über die Jahre, kann ich wirklich so einen Schnitt sagen, so auf der zweiten
00:39:54: Jahrgangsstufe fangen Kinder dann an, ja, da besser für sich sorgen zu können und möchten
00:40:00: das dann auch alleine schaffen. Genau, oder können es auch gut annehmen, dass sie begleitet werden?
00:40:05: Okay, sehr schön und wir sind doch noch zwei Fragen eingefallen. Ja damit. Ja, weil das war mir
00:40:11: noch so wichtig, eigentlich, dass man zu klären, weil ich selber ja eine Frau bin und gelernt habe
00:40:16: oftmals auch als Mädchen mit diesen Glaubenssätzen aufgewachsen bin. Wut war zum Beispiel sehr
00:40:21: unerwünscht, ist das auch immer noch sehr Thema in den Schulen und so weiter, dass man wirklich
00:40:27: diese starken Unterschiede zwischen Junge und Mädchen sehen kann und was wäre vielleicht
00:40:31: ein besserer Ansatz auch schon, ja, bei Kleinkindern damit umzugehen, dass das vielleicht bei beiden
00:40:39: Geschlechtern normalisierter betrachtet werden kann? Ja Melanie, danke, ganz spannende Frage. Also
00:40:45: Gefühle sind tatsächlich immer noch gesendert. Also ich denke, inzwischen viele, die ja darauf achten,
00:40:51: dass auch Mädchen wütend sein dürfen und Jungs auch traurig sein dürfen, nur es ist halt leider
00:40:56: noch nicht überall angekommen und deswegen finde ich das so richtig, auch in andere Bildungssysteme
00:41:01: zu schauen, wo da auch einfach noch mal viel mehr Wert auch auf diese wirklich genderneutralere
00:41:07: Erziehung gelegt wird. Da, ja, das liegt mir auch so viel am Herzen, dass Kinder einfach lernen, ich
00:41:13: darf mit all meinen Gefühlen da sein unabhängig vom Geschlecht, ja, weil oft ist es ja so,
00:41:16: dass die Jungs dann nicht traurig sein dürfen und irgendwie immer stark sein sollen und nicht weinen
00:41:22: dürfen und die Mädchen dürfen nicht wütend sein. Es hat sich schon auch abgezeichnet. Die Mädchen
00:41:27: waren schon häufiger angepasst im Schnitt als die Jungs, ja, die dann auch auf den Tisch gehauen
00:41:33: haben oder wütend waren oder getreten haben, genau, ja. Und ich vermute, dass ist auch wieder
00:41:39: ein Punkt, wo wir Eltern bei uns ansetzen dürfen, weil wir sind ja die Vorbildfunktion und ich würde
00:41:44: auch behaupten, ich habe hier heute zum Beispiel rot lackierte Fingernägel, mein Partner trägt nie
00:41:49: lackierte Fingernägel. Die Kinder sind doch so aufmerksam, dass dieses ganze unbewusste Verhalten
00:41:55: saugen die ja auch so auf. Auch Felix, also der Vater unseres Sohnes, mein Partner, weint nicht.
00:42:01: Also ich würde sagen, durchs Vater werden ist er sehr viel emotionaler geworden, aber trotzdem,
00:42:07: ich habe ihm noch nie, nie, nie irgendwie schluchzen oder wirklich weinen sehen. Höchstens mal so eine
00:42:12: Kullerträne und das sind ja auch schon Dinge, das ist so schwer, das zu durchbrechen, dieses
00:42:18: unbewusste Verhalten. Also klar, können wir jetzt aktiv daran arbeiten, dass wir das bei unserem
00:42:22: Sohn zulassen, aber letztendlich, glaube ich, schaut er sich ja auch so viel ab von uns. Also wie
00:42:26: können wir das mehr durchbrechen, diese Erziehungsstile, die immer noch so gegendert sind,
00:42:31: wie du so schön gesagt hast? Ja, also ich denke, das ist natürlich die größte Herausforderung,
00:42:36: da selbst dann aus sich heraus zu gehen und dann Vorbild zu sein. Das ist natürlich immer das
00:42:42: Beste für die Kinder, sie lernen dann schnellstens am Vorbild nur, was schon auch echt eine Wirkung
00:42:47: hat ist, wenn zum Beispiel jetzt der Felix deinem Sohn erlaubt zu weinen, ist das schon mal ganz,
00:42:54: ganz viel und ganz groß. Ja, also um da den Druck so ein bisschen rauszunehmen, das bewirkt ganz viel,
00:43:00: wie reagiert auch zum Beispiel dann der Papa darauf, wenn ich weine oder wie reagiert bei
00:43:05: eine Mädchen die Mama darauf, wenn ich wütend bin, sagt sie gleich, das darf ich nicht oder sagt sie,
00:43:09: du darfst wütend sein, schon mal, wenn du wütend bist, könntest du zum Beispiel ruhig atmen oder so,
00:43:15: ja, weil ganz spannend ist auch gerade bei den jüngeren Kindern wird ja empfohlen,
00:43:19: diese Wut auch rauszulassen, wie zum Beispiel ins Kissen zu schlagen oder auch vielleicht in
00:43:25: den Kissen zu schreien, nur auch da ist es immer wichtig, gerade mit zunehmendem Alter wollen Kinder
00:43:30: eigentlich gar nicht mehr diese Wut so aggressiv zum Ausdruck bringen, ja, sondern sie möchten
00:43:35: eigentlich auch eher Strategien lernen, wie ruhiges Atmen, ja, das heißt auch dieses
00:43:40: aus der Haut fahren und impulsiv sein, das ist etwas was wir Kindern beibringen können,
00:43:46: wie sie damit umgehen können, dass sie das eben gar nicht brauchen, das ist ja auch anstrengend für
00:43:50: Erwachsenen, wenn der regelmäßig total kulerisch ist und da empfehle ich auch immer, den Kindern
00:43:56: Strategien anzubieten, die ihnen es erlauben, relativ schnell wieder in einen spannenden
00:44:00: Zustand zu kommen, wie über die Atmung, über andere Strategien und natürlich dauerhaft die
00:44:05: Korrigulation, wenn ich als Kind lerne, da ist immer jemand für mich da, wenn ich wütend bin,
00:44:09: kommt das eigentlich von ganz alleine, also anfangs schreien sie in Hunzkissen und irgendwann
00:44:13: gehen sie in ihr Zimmer und knallen die Tür zu, es wird mit der Zeit eigentlich automatisch durch
00:44:19: diese liebevolle Bekleidung so, wie wir uns das wünschen. Das nimmt mir auf jeden Fall den Druck,
00:44:24: danke dafür. Ich fand, das war auch ein schönes Abschlusswort, trotzdem wollte ich noch einmal
00:44:29: fragen, wenn jetzt hier uns viele zugehört haben und sich denken, die Martina, die hat so tolle
00:44:35: Sachen erzählt, oder was gibt es für Angebote bei dir nochmal ganz konkret, die vielleicht genau
00:44:41: in diese Richtung abziehen? Ich dachte, du hättest auch Onlinekurse, bin ich da richtig informiert?
00:44:45: Erzähl doch noch mal ganz kurz, was man in der Richtung bei dir war. Danke, dass ich davon
00:44:49: erzählen darf. Also tatsächlich gibt es die Bindungsinsel, die ganz viele Eltern über Jahre
00:44:54: hinweckern, über alles lieben. Da treffen wir uns immer freitags, ein ganz kleines Training,
00:45:00: ist ein Audiotraining und das kann man auch jederzeit anhören. Also es ist ganz schön und da geht es
00:45:05: eben um diese erlebte Sicherheit, um die Selbstregulation und um ganz viele Erziehungskompetenzen,
00:45:10: die ich vermittle und zusätzlich machen Eltern dann eben meinen großen Bindungskurs, wenn sie
00:45:15: einfach das komplette Paket haben wollen, es ist der Bindungskurs und die Bindungsinsel als
00:45:20: Begleitung. Und da sind wir halt auch eine Community und stärken uns gegenseitig. Und in der Bindungsinsel
00:45:26: kann man zum Beispiel auch reinschnuppern. Genau, ich habe einen großen Geschwisterkurs auch,
00:45:30: weil ich Geschwisterforschung auch lang gemacht habe. Und genau, wie die Akademie hatte ich ja
00:45:35: anfangs erwähnt, also für alle, die da auch ganz tief einsteigen wollen und auch sagen,
00:45:39: ich möchte mich persönlich weiterentwickeln, brenne total für dieses Thema Bindungsorientierung.
00:45:44: Da startet jetzt tatsächlich Mitte Juli, kommen wieder neue Menschen in meine Akademie. Also
00:45:48: für alle, die jetzt dabei sein wollen, das ist eine einjährige Ausbildung und am Ende hat man
00:45:54: wirklich auch eine von der ZFU geprüfte Zulassung für die Ausbildung und kann dann einfach ja
00:46:01: vielleicht sogar an dem Beruf arbeiten oder sich nur persönlich weiterentwickeln. Genau, das sind
00:46:05: so einige Angebote und Instagram. Da gibt es ja mal ganz wie kostenlos. Mein Podcast, der ist
00:46:11: auch kostenlos. Also es ist einiges da, was man auch einfach so kostenlos anhören kann. Ja,
00:46:15: sehr schön. Ich danke dir für deine ganze Expertise. Wir werden das alles auf jeden
00:46:20: Fall noch an den Shownotes in der Folge hier verlinken. Und ja, liebe Martina, ich danke,
00:46:25: dass du heute da warst. Danke, danke für die ganzen Tipps, die ich mitnehmen durfte. Gerne,
00:46:29: danke, dass ich da sein durfte und für die tollen Fragen und deine wahnsinnige
00:46:33: Erdigkeit und Offenheit mehr. Das finde ich ganz beeindruckend, wie du da einfach mit den Themen
00:46:37: umgehst. Wir wundere ich immer wieder, wenn man was. Danke schön. Ich hoffe, dass diese
00:46:41: Verletzlichkeit auch den anderen hilft, das auf jeden Fall immer das Feedback, was ich bekomme.
00:46:45: Und ich glaube, wir brauchen einfach mehr Authentizität. So ist es. Wir wirklich an den Kern
00:46:50: rankommen, oder? Ja. Ja, vor allem die Frau und wir dürfen das so offen mit sein, genau. Danke
00:46:55: dafür. Mach's gut. Tschüss. Tschüss.
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