Navigation durch Geschwister-Konflikte - Mit Autorin Nicola Schmidt

Shownotes

Was ist für Babys und Kinder eigentlich „artgerecht“? Bei Menschen klingt diese Frage komisch, aber durch sie hat Erfolgsautorin Nicola Schmidt einen frischen Blick auf die Versorgung und Erziehung unserer Kinder gefunden - ganz ohne Ideologie. Und da Mela und ihr Partner Felix über ein Geschwisterkind nachdenken, liegt im Gespräch ein besonderer Fokus auf der „artgerechten Geschwisterplanung“. Das Gute bei Nicola: Sie ist Doppelmama von Teenager-Kindern. Bedeutet: Sie hat die entwicklungspsychologischen Theorien in der Praxis erlebt und weiß, welche Hinweise wirklich helfen. Wenn es etwa um das ewige Geschwister-Streitthema „Teilen“ geht, hilft es uns Eltern doch enorm zu wissen, dass Kinder generell erst ab dem vierten Lebensjahr in der Lage sind zu verstehen, dass es den Bruder oder die Schwester traurig macht, wenn man das Spielzeug nicht auch mal abgibt. Es ist also komplett sinnlos, wütend zu sein oder traurig oder besorgt, wenn das Kind hier so gar nicht empathisch ist. Im Gespräch mit Mela kommen Fragen auf den Tisch, die sich viele Mamas stellen, bei denen die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist. Da wäre der Evergreen: Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Geschwisterchen? Oder: Wie verhindere ich Eifersucht unter Geschwistern? Was mache ich bei Konflikten? Die Fragen sind bekannt, aber die Antworten, die Nicola gibt, sind oft überraschend und immer hilfreich.

Mehr Infos zum artgerecht Projekt: https://www.artgerecht-projekt.de/ Family Deep Dive - ein artgerecht Camp: https://www.artgerecht-projekt.de/camps/family-deep-dive-ein-artgerecht-camp/ Das "Mein artgerecht-Geschwisterbuch: Ich zuerst! Nein, ich!": Mein artgerecht-Geschwisterbuch - Nicola Schmidt, Iris Blanck | Vorablesen Mehr Bücher von Nicola: https://www.artgerecht-projekt.de/ausbildung/buecher/

Mehr Infos rund um den Mama-Talk und Werbepartner (Codes, Infos, Angebote): https://linktr.ee/mamatalk

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge hier bei Mama Talk Podcast.

00:00:11: Ich bin ein bisschen aufgeregt. Ich würde sagen, das ist der größte Ferngirl-Moment

00:00:15: hier bei Mama Talk Podcast. Denn ich sitze hier mit Nikola Schmidt, der Autorin von

00:00:21: Artgerecht. Und ihr müsst ihr unbedingt folgen, wenn ihr das noch nicht tut,

00:00:24: et Artgerecht-Projekt. Ich bin wirklich ein Riesentfern. Ich habe das Buch im Regal stehen,

00:00:30: gerade noch ein anderes bestellt. Aber ich möchte erstmal das Wort abgeben an die

00:00:34: liebe Nikola. Stelle dich gerne erst mal ganz kurz vor, vielleicht auch für die,

00:00:37: die dich noch nicht kennen. Mich persönlich würde zum Beispiel auch interessieren,

00:00:40: wie viele Kinder du hast, wie alt die sind und wie du zu diesem Mega-Projekt gekommen bist.

00:00:45: Danke, Bella. Sehr gerne. Also mein Name ist Nikola Schmidt. Ich habe zwei Kinder,

00:00:51: die sind mittlerweile 14 und 17, was echt cool ist, weil man da sozusagen sehen kann,

00:00:56: ob das, was man gemacht hat, als die Kleinkinder waren, sich auch tatsächlich

00:01:00: aushalt, wenn sie groß sind. Und ich bin zu dem Projekt gekommen, weil mein Sohn ein bisschen

00:01:07: früh gekommen ist, als geplant. Also nicht schlimm, aber halt so ein bisschen früher. Und ich hatte

00:01:11: echt noch nichts gelesen und keinen Plan. Und ich habe dann festgestellt, dass mein Baby ganz

00:01:16: genau weiß, was es will und braucht, dass aber alle Leute um mich rum damals vor 17 Jahren

00:01:21: völlig aus dem Häuschen waren. Also das könne man auf gar keinen Fall machen. Also kannst

00:01:25: ja nicht immer rumtragen und du kannst ja nicht immer was zu essen geben, wenn du Hunger hat.

00:01:27: Und du kannst ja nicht ständig mit dem Baby reden. Und da ich von der Ausbildung unter

00:01:32: anderem Wissenschaftsjournalistin bin, habe ich dann recherchiert und geguckt, okay, was sagt

00:01:37: die Wissenschaft dazu? Und die Wissenschaft und mein Baby waren sich super einig. Aber die

00:01:42: ganze Welt da draußen wusste das irgendwie nicht. Naja, und da ich einen Lust bin, dachte ich,

00:01:46: na gut, dann fange ich mal an, darüber zu schreiben. Und als die Leute nämlich gefragt haben, was machst

00:01:49: du eigentlich? Habe ich gedacht, naja, das ist eigentlich keine neue Pädagogik. Und das ist

00:01:54: eigentlich nur die Frage, wenn wir von Artgerecht gehalten in Hühnern reden, was wäre eigentlich

00:01:59: Artgerecht für Menschenbabys, wenn man mal alle Ideologie und jede Mode und den ganzen

00:02:04: gesellschaftlichen Druck weglässt und nur fragt, was ist denn mental für die mentale

00:02:08: Gesundheit, die Kinder wirklich gut? Und so ist dann Artgerecht entstanden. Richtig schön. Also

00:02:14: man kann sagen, Artgerecht ist jetzt ungefähr so alt wie dein ältestes Kind. Ziemlich genau,

00:02:18: genau, Artgerecht wird im Nächsten, also die Idee wird im Nächsten 18 und das Projekt haben wir

00:02:22: 2012 gegründet. Sehr schön. Ich finde es echt so wertvoll, vielleicht auch um dich kurz abzuholen.

00:02:28: Mein Kind ist 22 Monate alt und wir sind gerade so ein bisschen in der Phase, dass wir überlegen,

00:02:33: oh, zweites Kind, nein, vielleicht kommen wir auch noch aus dieser schweren Erschöpfungsphase mit

00:02:38: Schlafen und ich stille gerade auch noch aber nächtlich nicht mehr. Und ich muss sagen, es hat

00:02:42: mir super geholfen, vor allem diesen Einstieg zu finden über dein Buch und deine Sichtweise. Und

00:02:48: ich muss sagen, es hat auch so mit mir als Mensch einfach resoniert. Und trotzdem, ich finde es so

00:02:54: spannend, dass du jetzt diese lange Erfahrung hast und auch vielleicht uns mal irgendwie in der

00:02:58: Folge auch Einblicke geben kannst, wie sehr das vielleicht auch gefruchtet hat mit deinen Kindern.

00:03:03: Aber ich würde behaupten, es hat sich vielleicht noch gar nicht so viel geändert an dem, was man

00:03:08: als Mama oder als frische Eltern immer an diesen ganzen Ratschlägen und Tipps bekommt, die eben nicht

00:03:13: dem Stande aktuellen Forschung vielleicht entsprechen. Und ich habe das Gefühl immer aus diesen

00:03:18: Erfahrungen entstammt von vor 30, 40 Jahren, als diese Person einmal oder maximal zweimal Eltern

00:03:24: geworden sind. Kannst du da irgendwie sehen, dass sich da eine Änderung abzeichnet oder wie

00:03:31: nimmst du das wahr? Also es gibt halt so eine Bubble, in der sich das total geändert hat. Also wo

00:03:37: er dann ausartgerecht, dann der nächste Schritt, ja dann bedürfnisorientierte Erziehung ist und

00:03:42: so. Aber so im großen Ganzen, wir schulen ja auch zum Beispiel wahnsinnig viel Fachpersonal

00:03:47: schon seit über 10 Jahren und ich denke immer, mein Gott, ich habe es jetzt echt lange schon allen

00:03:51: erzählt, aber tatsächlich gibt es immer noch ganz viele Leute, die sagen, was, das habe ich noch nie

00:03:56: gehört, das ist ja wow, nee, also das kennen wir hier gar nicht. Ich glaube, das ist ein langer

00:04:01: gesellschaftlicher Prozess, also ich habe auch Politik studiert und wenn man das als gesellschaftlichen

00:04:06: demokratischen Prozess betrachtet, muss man einfach sagen, dass sowas in der Regel, also man braucht

00:04:11: drei Generationen, um komplett zu vergessen, wie Dinge mal waren und wir brauchen mindestens zwei

00:04:16: Generationen, um wieder zu lernen, wie Dinge sein könnten. Okay, verstehe. Kurz nachgerechnet, ja,

00:04:23: es dauert dann vielleicht noch ein bisschen. Ich würde behaupten, meine Eltern sind total offen

00:04:27: schon für diese Themen, sie haben es auch noch anders gemacht, aber die sind nicht mehr mit diesem

00:04:30: Widerstand so. Weißt du, was ich meine? Die Großeltern sind da echt noch, also jetzt nicht meine, doch

00:04:36: meine Großeltern sind da noch ein bisschen hinterher, aber meine Eltern, die sind schon offener

00:04:40: für sie. Und ich kann dir sagen, dass meine Kinder, die sind hier 14 und 17, wenn die auf dem Flughafen

00:04:45: Baby sehen, das schreit und es wird nicht in den Arm genommen und das wird irgendwo hingestellt, die

00:04:49: Leute warten, bis es fertig ist, da drehen meine Kinder total am Rad. Die sagen, wissen die denn nicht,

00:04:53: das ist schlecht fürs Gehirn, warum machen die denn das? Das ist doch für die Bindung total nicht

00:04:56: gut. Mama, soll ich da mal hingehen und denen das erklären? Nein, sollst du nicht, mein Schatz?

00:05:01: Wie? Ja, also für die ist es völlig klar, für die würden nie auf die Idee kommen, Baby alleine

00:05:08: schreien zu lassen, für die völlig undenkbar. Richtig schön, wundervoll, wirklich, da geht

00:05:13: mein Herz auf, wenn ich das höre. Wir wollen heute über ein besonderes Thema sprechen. Ich

00:05:19: finde es schon ganz spannend, dass deine Kinder, glaube ich, so einen drei-Jahres-Abstand haben.

00:05:23: Es soll nämlich heute um das Thema Geschwister-Kinder gehen, Geschwister-Revalität. Deswegen passt

00:05:28: auch so gut, dass bei uns so langsam der nächste Kinderwunsch auftaucht. Und meine erste Frage

00:05:33: dazu wäre, war der Altersabstand vielleicht bei deinen Kindern gut gewählt? Und was ist denn

00:05:37: überhaupt ein guter Altersabstand? Kann man bestimmt von vielen Gesichtspunkten betrachten,

00:05:42: vielleicht, wir überlegen gerade, haben wir schon wieder Kapazitäten dazu, aber uns ist natürlich

00:05:47: auch wichtig, was sagt vielleicht die Forschung dazu? Wie geht das dann unter Geschwister-Kindern?

00:05:53: Wie ist damit Eifersucht mitspielen, teilen, das sind so viele Themen. Genau, wort an dich. Also mit der

00:06:01: Artgerecht Brille gesehen, schaust du ja, oder schauen wir erst mal, ich frage mich mal, wie

00:06:07: machen andere Völker, wie war es in der Menschheitsgeschichte? Da gibt es tatsächlich Daten

00:06:11: drüber, wie war der Abstand, als wir noch als Jäger und Sammler gelebt haben, wie haben

00:06:16: das Völker gemacht, die noch als Jäger und Sammler gelebt haben, als wir zum Beispiel in

00:06:20: 60er Jahren schon angefangen haben, anthropologische Forschung anzustellen. Und was sich zeigt, wenn

00:06:26: wir jetzt mal aus dieser artgerechte Anthropologie-Sicht schauen, ist, dass es eigentlich kein Vollgab,

00:06:31: das mit geringerem Abstand hatte, als 33 Monate. Also 3 Jahre Abstand ist eigentlich so das

00:06:37: Minimum, was du findest. Bei den meisten dieser noch als Jäger und Sammler oder ähnlich lebenden

00:06:44: Völker war es damals so, dass sie ihren Abstand von 4 Jahren hatten. Und das liegt einfach daran,

00:06:50: und damit sind wir jetzt wieder bei der aktuellen Forschung. Dass Kinder bis sie 3 sind, sind sie

00:06:55: eigentlich noch Baby. Sie sind wahnsinnig fixiert auf ihre Bezugspersonen. Sie brauchen ganz viel

00:07:00: Betreuung. Sie sind, das sind ja so kleine Frühgeburten, die ganz lange sich anpassen müssen und ganz

00:07:06: spät reifen und das Gehirn wächst dann sprunghaft, aber irgendwie wild und gönnigs. Also verglichen

00:07:11: mit so einem, ich sag das mal mit einem 3-jährigen anderen Säugetier, ist so ein kleiner Mensch irgendwie

00:07:16: so, wow, der kann sich nicht selbst seinen Essen beschaffen, der kann sich nicht selbst schützen

00:07:20: von Fortpflanzen, wollen wir mal noch gar nicht reden. Das heißt, 3 Jahre ist auch da der Abstand,

00:07:27: wo wir sehen, dass wenn zum 3. Geburtstag erst das nächste Geschwisterchen kommt, dass hier

00:07:31: viel weniger Geschwister Konflikte haben, weil nicht 2 Babys um die primären Bezugspersonen

00:07:36: konkurrieren, sondern das 3-jährige Kind geht ja jetzt langsam in die Welt raus und kann Platz

00:07:42: machen für das Baby und hat auch schon genug Empathie, um so langsam zu verstehen, das wird

00:07:47: ja dann auch 3,5 und viel, wenn das Baby dann größer wird. Ah, das ist klein, das kann noch

00:07:52: nichts, es braucht noch mehr und das kann ich mit 2 einfach noch nicht. Mit 2 bin ich selber noch so

00:07:57: Baby und noch so mit meinem Wachstum und der Welt beschäftigt, da schaff ich das nicht. Also das

00:08:02: ist dann die distanzterfliche Antwort. Anthropologisch irgendwas zwischen 3 und 5 Jahren, von der

00:08:08: Entwicklungspsychologie her und von der Geschwisterforschung her so ungefähr 3 Jahre, so und jetzt

00:08:13: ist es bei mir zum Beispiel so, meine Kinder sind exakt 3 Jahre und 5 Tage auseinander und für

00:08:19: meinen Sohn war das viel zu früh. Für meinen, das wissen wir auch, dass Jungs häufig ihre

00:08:23: primären Bezugspersonen länger und intensiver brauchen als Mädchen und für den war das der

00:08:28: Horror. Ich habe den auch noch gestillt, ich wurde dann schwanger, dann war der 2,5 und dann war die

00:08:34: Schwangerschaft soweit fortgeschritten, dass die Milch wegblieb und dann, das war für den total

00:08:39: schlimm und dann war plötzlich dieses Baby da und dann konnte er noch gar nicht umgehen, für den

00:08:42: wäre es viel besser gewesen, ich hätte noch ein Jahr gewartet. Das heißt, es gibt nicht den richtigen

00:08:48: Abstand. Was ich einfach nur sagen kann ist, erstens dieses Märchen von, kriegst du möglichst

00:08:53: schnell aufeinander, dann wird alles total super und einfaches, totaler Unsinn und frag mal Leute,

00:08:58: die 3 Kinder haben. Du kriegst immer die gleiche Info. Wie alt sind die Kinder? Die sind irgendwie

00:09:04: dann 10 und 11, das sind die, die sie ganz eng aufeinander gekriegt haben, das nächste ist 5.

00:09:08: Weil den Fehler machen die Eltern nur einmal. 90% der Fälle sind die Antworten so. Also

00:09:15: und andererseits sagen wir natürlich auch manchmal, Mama ist in der Ernig, aber ich bin 35, ich will

00:09:20: 3 Kinder haben, das muss jetzt schnell gehen. Und dann ist es einfach nur wichtig aus artgerecht

00:09:25: sich zu sagen, ja, dann wisse, dass du viel Hilfe brauchst, weil diese 3 kleinen Kinder werden

00:09:32: wahnsinnig viel von dir fordern und wenn es schwierig ist, liegt es nicht an euch. Du bist in

00:09:37: Ordnung, deine Kinder sind in Ordnung, ihr braucht einfach nur wahnsinnig viel Hilfe, weil wir dafür

00:09:41: tatsächlich nicht gemacht sind. Du hast schon so viel Zeitfragen irgendwie beantwortet, finde ich

00:09:46: richtig gut. Weil meine Frage wäre auch gewesen, wie kann man sich denn sonst vielleicht auch als

00:09:51: Eltern auf einem Geschwisterkind vorbereiten, auch wenn es jetzt diese klassischen 2 on the 2

00:09:56: sagt man ja immer wären. Du hast schon die eine Frage beantwortet, dass man möglichst ein größtes

00:10:01: Netz um sich rum haben sollte wahrscheinlich. Und auch einfach dieses Bewusstsein. 2 Kinder unter 2

00:10:07: sind 2 Säuglinge. Das ist wie Zwillinge, du hast das einer der Zwillinge, ist schon so mobil,

00:10:12: ist das ja ständig missbaut. Und das bedeutet, macht euch das klar. Und wenn ich mich das frage,

00:10:20: so wie du jetzt, nächstes Kind und wann ist der Trick, schau dein erstes Kind an und frage dich,

00:10:26: kann dieses Kind ohne sich zurückgewiesen zu fühlen schon so lange seine eigenen Bedürfnisse nach

00:10:33: Essen, Spielen, auf Toilette gehen, getröstet werden, aufschieben. Dass ich in der Zeit,

00:10:40: in der dieses Kind schon aufschieben kann, die Bedürfnisse eines anderen kleines Kindes,

00:10:45: kleinen Kindes, extrem Bedürftigen kleines Kindes erfüllen kann und habe ich dann nach

00:10:50: Raum für meine Bedürfnisse. Oder gehe ich dann total auf den Saarfleisch. Und wenn dein Kind 5

00:10:55: ist, ist völlig klar. Großes Nein, leider, alles auf alle Fragen. Genau, ne? Also nehmen wir es mal

00:11:01: den Extremfall, dein großes Kind ist 5, die antworten Leute gar kein Problem, wenn du sagst,

00:11:04: ich kann nicht, ich kann zu kurz und halbe Stunde spielen gehen, weil ich muss erst das Baby

00:11:08: stillen und da muss ich selber noch duschen gehen, du sagst, kein Problem, ich komme nachher wieder.

00:11:12: 22 Monate, die verstehe nicht mehr, was du willst. Ja, ich hatte auch sofort dieses innere Bild

00:11:19: vor meinem Auge. Er hat grad so eine Lieblingsschau für einen Sandkasten, die auch drin hier hoch

00:11:24: im Kurs ist und es läuft immer dem Hund jetzt hinterher und haut den damit. Also ich habe schon

00:11:30: gelernt von deinen Infos deiner Seite bei Insta und so weiter, es ist ein normales

00:11:35: Entwicklungszeichen in dieser Phase, aber wenn ich, ich habe mir vorgestellt, wenn da jetzt das

00:11:40: Baby schon wäre, da wäre es blöd. Genau, Sie hauen auch das Baby. Ja, genau. Die Dreiering,

00:11:46: die legen sich auch drauf, weil ihnen einfach noch die Empathie und das Verständnis führt und

00:11:50: sie denken einfach, ich will eine Reaktion vom Baby oder ich habe grad einen Impuls,

00:11:55: mich draufzulegen oder das Baby ist grad doof, also haus mit der Schaufel, das verstehen sie

00:12:00: einfach noch nicht. Und das ist dann das, was ich meine, das Bedürftiges und ein anderes,

00:12:04: was schon viel kann, aber nichts verstehen, da wird es stressig. Ja, ja. Okay, sehr gut. Ich finde

00:12:10: es auch schön, dass du diesen Einblick gibst, dass man individuell schauen kann, weil ich hatte

00:12:14: wirklich so im Kopf, okay, drei ist ein guter Grenze, aber wenn ich jetzt wirklich an mein

00:12:18: persönliches Kind denke, komme ich ein bisschen entschwanken, ehrlich gesagt. Also nehme ich auf

00:12:22: jeden Fall auch schon mal was persönlich mit. Sehr gut. Und gebe es denn die Möglichkeit,

00:12:27: wenn die Kinder jetzt auch schon ein bisschen älter sind, in der Richtung auch vorzubereiten.

00:12:32: Ich spoiler schon mal auf dein Buch, denn ich habe es grad selber bestellt, weil aktuell bei uns

00:12:37: in der Familie, jeden Tag kann es so weit sein. Cousin ist auf dem Weg und daraus hört man ja,

00:12:45: es gibt schon andere Cousins und Cousinen und somit auch Geschwister dort in dieser Familie.

00:12:49: Und deswegen fand ich es so schön, du hast es, glaube ich, auch hier zur Hand. Vielleicht kannst

00:12:55: du es einmal reinhalten, genau. Mein artgerechtes Geschwisterbuch. Ich zuerst, nein ich, genau,

00:13:02: das habe ich vorhin bestellt. Und damit kann man doch sicherlich auch meine Hoffnung, Kinder

00:13:08: darauf aufhalten, ab welchem Alter ungefähr und... Na, die sind jetzt hier ab zwei Jahren, aber

00:13:15: eigentlich schon so auch vorher, ne, so ab anderthalb kann man schon anfangen, das anzugucken. Sie sind

00:13:20: sehr süße Eichhörnchen mit. Das hat Iris Blank total toll gemacht. Ja, also es ist eine kleine

00:13:27: Geschichte von zwei Eichhörnchen-Geschwistern. Also es gilt ab zwei Jahren und ja, man kann die Kinder

00:13:33: damit vorbereiten. Und das Buch hat sozusagen so zwei Ebenen, so ein bisschen wie so ein Disney-Film.

00:13:38: Also die eine Ebene ist, dass die Kinder sehen, was sie ja oft nicht so viel sehen, wie gehen

00:13:43: denn andere Geschwister miteinander um, dass sie so Rollen-Ideen entwickeln können? So eine

00:13:48: mentale Karte? Aha, so na, wie geht man durch Geschwisterkonflikte? Und die andere Ebene des

00:13:55: Buches ist, dass wir, dass ich für Eltern auch was Greifbares erschaffen wollte, damit Eltern

00:14:01: nicht nur lesen, theoretisch, zum Beispiel hier im Geschwisterbuch, wie mache ich das,

00:14:04: sondern auch, dass die Eltern das sehen und sehen, ah, so könnte man das machen. Und das wäre eine

00:14:09: Situation, da könnte man so reagieren, weil das ja auch von den Eltern auf zum ersten Mal der Fall ist,

00:14:14: dass wir Geschwister im Haus haben. Ja, sehr schön. Ich finde es immer so spannend, weil wir haben

00:14:21: jetzt aktuell für unseren so noch kein Geschwisterchen, aber ist nicht auch Spielplatz, Kita,

00:14:25: alles so eine Probewiese auch schon für ein Geschwisterkind, weil da auch andere Kinder mit

00:14:30: reinkommen. Und ich merke immer so dolle aktuell, bei uns ist ganz klar dieses Teilen auch schon ein

00:14:35: Punkt. Er will überhaupt nicht teilen, andere Kinder wollen auch nicht teilen und dann merke ich

00:14:39: immer wie die Eltern so miteinander quasi rangeln und sich, dass diese, ich merke dann immer richtig,

00:14:45: dass untereinander zwischen diesen Elterndynamiken entstehen, die ganz merkwürdig sich teilweise

00:14:51: anfühlen, weil man will, dass jetzt keine Konflikte irgendwie entstehen. Aber dabei möchte ich

00:14:56: eigentlich auch gar nicht, dass mein Kind über seinen Kopf hinweg teilen muss. Weißt du, was ich

00:14:59: meine? Also kann man das schon als Geschwisterprobewiese betrachten? Oder ist das schwierig? Also nur

00:15:07: bedingt, weil es beim Spielplatz gibt es hier, geht es zum Beispiel um die Schaufel oder wer darf

00:15:12: zuerst rutschen. Bei Geschwistern geht es ganz existenziell um meine primäre Bezugsperson. Das

00:15:19: ist ein völlig anderes Schlachtfeld. Okay, da geht ja auch meine Existenz und es ist in Geschwister

00:15:24: als Team erzähle ich das auch, dass bei Geschwistern geht es wirklich um die Frage,

00:15:29: wer überlebt, wer kriegt die letzte Kartoffel, wer wird, wenn die Gruppe weiterzieht, auf den

00:15:35: Arm genommen und mitgenommen und wer riskiert, dass er nicht hinterher kommt und verloren geht

00:15:39: und so kämpfen Geschwister auch, wenn das um die primäre Bezugsperson geht. Da hast du zu sagen,

00:15:45: das ist nochmal ein paar Level weiter um. Okay, krass. Gut, dass du da nochmal ansetzt, weil das

00:15:51: wäre auch eine meiner Fragen gewesen. Ich habe mal gehört, dass es teilweise wie Liebeskummer

00:15:55: auch beschrieben wird für das große Geschwisterkind, weil plötzlich muss man sich vorstellen, wie wenn

00:16:00: man irgendwie in Rivalität vielleicht auch mit dem Partner einer anderen Frau tritt oder so,

00:16:05: plötzlich kommt da jemand rein, es hat man sich nicht ausgesucht und die Liebe soll eigentlich

00:16:10: aufgeteilt werden, aber das versteht ja wahrscheinlich ein Kind in diesem Alltag recht schlecht. Kann

00:16:17: man das vielleicht auch so vergleichen? Also tatsächlich, also das wie Liebeskummer finde

00:16:22: ich ein bisschen schwierig, weil wir diese Idee von romantischer Liebe haben und romantische

00:16:26: Liebe kommt jetzt auch, ich meine das ist 200 Jahre altes Konzept, also dieses ganze mit "Oh,

00:16:30: ich bin verliebt und ich schenke dir Blumen" und so. Das ist ja relativ neu, deswegen gibt es dann

00:16:33: Zeitalter, die Romantik, die so genannt wurde, weil plötzlich diese Zweckgemeinschaft von Paaren

00:16:38: in so eine romantische Sache überführt wurde. Deswegen finde ich das mit dem Liebeskummer

00:16:43: ein bisschen schwierig. Gleichzeitig hast du aber total recht, also ich erkläre das meinen Eltern

00:16:47: mal so, also stell dir mal vor, Mella, dein Partner, deine Partnerin würde irgendwann zu dir kommen

00:16:52: und sagen "Mensch, Mella, ey, du, also mit dir zusammen zu leben, also das ist ja, also weißt du,

00:16:57: sowas Tolles habe ich noch nie erlebt, wenn denn da Frau wie dir zusammen zu leben war,

00:17:00: das ist so super und deswegen, also ich hoffe es ist okay für dich, habe ich mir überlegt,

00:17:04: ich schaffe mir noch eine an und dann kommt die neue Frau und dann bekommt ihr Besuch und alle

00:17:11: sagen "Hi Mella, wie geht's dir? Oh, es ist dir süß, guck mal, was du jetzt wieder gemacht hast" und

00:17:17: dann kriegst du mal ein Geschenk in die Hand gedrückt und guck mal hier Mella, du kriegst

00:17:20: auch was, aber auch "Oh Gott, darf ich die mal anfassen? Oh Gott, das sie auch, das sie auch,

00:17:23: das sie auch mal anfassen, habt ihr toll gemacht" und dann, dann zieht die deine Klamotten an und du

00:17:27: sagst "Stop Schätzchen, das sind meine Kleider" und dann sagt dein Partner, deine Partnerin "Ach,

00:17:32: Mella, passt ja doch eh nicht mehr rein, lass sie doch" also was ist das, was unsere Kinder als

00:17:36: Geschwister erleben? Sie müssen ihre Bezugspersonen teilen, alle finden das super, sie kriegen die,

00:17:42: die neuen Babys, kriegen ihre alten Babyklamotten angezogen, sie müssen ihre Spielzeuge teilen,

00:17:47: Mella, gib der neuen doch mal deinen Laptop, was stell ich jetzt doch nicht so an? Du hast ja jetzt

00:17:51: schon seit zwei Stunden gearbeitet, was soll denn das? Also mich wundert das gar nicht,

00:17:56: dass die, wenn wir ihnen in Rhythmum zu drehen, die Baby an den Haaren ziehen, würde ich auch machen.

00:18:00: Ja, ja, das war nochmal sehr eindrücklich, das aus meiner Sicht mal zu betrachten, ich habe es

00:18:06: direkt gespürt. Ist es dann vielleicht doch wichtiger, sich auch mehr diesen großen Geschwister

00:18:13: Kind zu widmen als vielleicht dem ganz kleinen Baby, was gibt es dafür, Verhaltensweisen wie,

00:18:17: wie kann ich auch mich als Elternteiler vielleicht schon darauf vorbereiten, den Fokus nicht so sehr

00:18:22: aufs Baby vielleicht zu legen, obwohl das irgendwie in meinem Kopf erstmal logisch klingt, weil das

00:18:27: braucht mich ja an sich noch viel mehr, aber vielleicht gibt es doch einen anderen Weg auch?

00:18:30: Also im Idealfall ist dein großes Kind so alt und du hast so viel Unterstützung, dass du dich

00:18:34: nicht entscheiden musst, aber bei uns in unserer Welt müssen wir uns an der Regel entscheiden,

00:18:38: weil wir alleine sind mit zwei Kindern unter drei oder sogar zwei Kindern unter zwei. Und dann ist

00:18:44: es einfach wichtig, dass das große Kind weiß, erstens du wirst gesehen, also nicht, ja steh halt

00:18:50: wieder auf, so nicht passiert, komm, steh wieder auf, sondern, oh war du bis hin gefallen, ich sehe,

00:18:54: du hast so dir weh getan, ich stelle gerade das Baby, ich kann nicht kommen, aber komm mal zu mir,

00:18:58: oder wenn ich das Baby stille oder fütte, ich stelle immer still, sondern eine Mutter hat mir

00:19:06: erzählt, sie hat dann so Zeichensprachen mit ihrem Kind entwickelt, das heißt, ich liebe dich und das

00:19:11: heißt, komm mal her und das heißt, ich streiche dich und die haben sich über Zeichensprachen

00:19:15: und damit das Baby einschlafen kann, das kann ja mit einem anderthalbjährigen nicht machen,

00:19:19: mit einem dreijährigen schon. Und es ist tatsächlich oft so, dass die Kinder, die bedürftiger sind,

00:19:26: sind oft die Erstgeborenen, nicht die Zweitgeborenen, die Zweitgeborenen, die sind oft hart im Leben und

00:19:31: die holen sich auf, was sie brauchen, die Ersten sind oft die, die uns hinten runterfallen. Wie könnte

00:19:36: ich das dann tatsächlich jetzt vorher schon machen? Also wäre es schon sinnvoll, vielleicht auch den

00:19:40: Vater oder wer auch immer mit dabei ist oder auch die Großeltern frühstmöglich einzubinden,

00:19:46: dass da auch wirklich weitere enge, enge Bezugspersonen entstehen, die ins Bett bringen. Das

00:19:50: vielleicht, also es ist ja bei vielen von uns einfach immer noch so, dass Mama erst alle erste

00:19:56: primäre Bezugspersonen ist. Wer es sinnvoll dann schon ein bisschen bevor das zweite Geschwisterchen

00:20:01: kommt, das auch zu üben, dass da wirklich so ein größeres Netz auch von engen Bezugspersonen

00:20:06: entsteht? Auf jeden Fall. Und ganz ehrlich, das lohnt sich sogar, wenn du kein Geschwisterkind

00:20:10: kriegst. Also immer. Du bist nicht dafür gemacht, das immer alleine zu machen und irgendwann steht

00:20:16: die hier. Und das ist normal. Du bist ein Homo sapiens. Und sofern es lohnt sich immer, das zu

00:20:21: machen. Und ich finde es auch wichtig, so was zu trainieren für so Fälle, wie du könntest ja auch

00:20:25: mal von der Leiter fallen und plötzlich zwei Tage ins Krankenhaus müssen und dann hat das Kind keine

00:20:29: Bezugspersonen mit der es diese Dinge trainiert hat. Also das lohnt sich auf jeden Fall. Ja,

00:20:34: ja, okay, sehr schön. Dann wollte ich dich noch fragen. Ich persönlich bin in meiner Kernfamilie

00:20:43: die Ältere und ich wollte über ein paar Vuteile oder auch Mythen mit dir sprechen. Mich zum

00:20:48: Beispiel hat es so extrem genervt, dass es immer diesen Spruch gab. Die Ältere, die Klügere gibt

00:20:52: nach. Dann, ich habe jetzt nur einen kleinen Bruder in dem Sinne, der auch fast drei Jahre

00:20:57: jünger ist als ich, aber der würde ich behaupten auch immer so ein bisschen verhetschelt, wobei

00:21:02: er auch gesundheitliche Probleme hatte. Also das ist noch so vielleicht aus anderen Mustern

00:21:06: entstanden. Dieses typische Nässtäkchen-Syndrom wollte ich da auch noch mit reinbringen und kann

00:21:12: ich jetzt erstmal nichts persönlich von berichten, weil ich nur einen kleinen Bruder habe, was gibt

00:21:16: noch dieses sogenannte Sandwich-Kind, was immer so ein bisschen in Anführungszeichen als Problemkind

00:21:21: betrachtet wird. Vielleicht kannst du uns ein bisschen was zu diesen Vorurteilen erzählen, was

00:21:25: da vielleicht wirklich dran ist und was man auch tun kann, dass es vielleicht gar nicht zu diesen

00:21:29: Dynamiken kommt oder ob diese vielleicht auch in irgendeiner Weise sinnvoll sind. Ja, also das,

00:21:35: was du erlebt hast ist leider das häufigste. Gerade, und das ist wirklich interessant in

00:21:39: der Forschung, gerade erstgeborene Schwestern müssen ganz schnell reifen. Also erstgeborene

00:21:45: Mädchen werden ganz schnell in die Rolle der großen Schwester gedrückt, sei doch vernünftig,

00:21:50: benimm dich vernünftig, gib doch nach, gib doch ab. Du bist doch schon so groß und zwar,

00:21:54: da die sind teilweise zwei und sind schon in dieser Rolle. Und das ist so unfair,

00:21:59: weil die sind genauso kind wie ihre kleineren Geschwister. Und gleichzeitig ist es so,

00:22:04: dass diese Rollenzuschreibung total gefährlich ist, weil manche ihr Leben lang aus der Rolle

00:22:08: nicht mehr rauskommen. Ich muss vernünftig sein, ich muss nachgeben, ich muss die kleinen Geschwister

00:22:13: drohen durch ihr ganzes Leben und machen eine Schauspielschule und brechen ab und gehen nach

00:22:16: London und weiß ich nicht. Und die große Schwester studiert Jura und hatten mal ne zwei Kinder und

00:22:21: eine Zeit ihr Haus ab und so, die sind ihr Leben lang in dieser Rolle drin. Also das ist das eine,

00:22:26: das ist super wichtig, dass wir da achtsam sind, weil es ist halt so bequem zu sagen, man,

00:22:31: du bist doch die größere, du sagst immer dafür, dass der kleine nicht so ein Theater macht. Und

00:22:35: es ist unfair, also die großen Kinder müssen den Raum haben zu sagen, nee, ich werde es aber nicht

00:22:40: nachgeben, weil ich werde es auch mal. Und umgekehrt gibt es tatsächlich große Geschwister, die es von

00:22:45: sich aus tun und immer sagen, nein, nein, ne kleine darf, ne kleine darf. Und ich bin tatsächlich,

00:22:49: wenn ich hier eins gehe, aber ich plädiere wirklich dafür an solchen Stellen auch zu sagen, ja,

00:22:53: der kleine darf, aber du behältst jetzt trotzdem den Bagger. Nee, nee, ihr kann damit spielen,

00:22:56: sonst schreit er, ja, dann schreit er. Und wenn er schreit lernt, erwarten, du spielst jetzt mit dem

00:23:00: Bagger, weil du wolltest mit dem Bagger spielen, damit sie genau nicht in diese Rollen reinfallen.

00:23:05: Richtig gut, dass du das sagst, weil ich kann nur von mir selbst sagen, dass ich diese Dynamiken

00:23:10: immer noch habe in mir. Also es sind echt tiefe Glaubensmuster, die da durch entstanden sind,

00:23:14: und das wird mir jetzt gerade immer mehr bewusst. Und ich versuche auch darauf zu achten, dass ich

00:23:19: jetzt in der Erziehung oder Begleitung meines Kindes nicht vielleicht in die andere Richtung,

00:23:24: in das andere Extremfalle aus ganz nah dran sein und ja, nicht überbemuttern. Aber ja,

00:23:30: ich hinterfrag mich da wirklich viel, weil mir das so durch meine eigene Mamarolle so dolle

00:23:35: bewusst geworden ist, was bei mir damals auch los war. Und kannst du bestätigen, weil das beobachte

00:23:40: ich auch viel bei engen Freundschaften, dass teilweise aber auch bei den Eltern so ein Gefühl

00:23:46: kommt, oh Gott, ich durfte das alles früher gar nicht haben, also mit dieser bedürfnisorientierten

00:23:52: Erziehung, dass da teilweise auch so eigene Gefühle hochkommen, also auch aus Trauer und ganz

00:23:58: oft ist es ja auch diese laute Wut, die da ist, aus Wut vielleicht auch auf die eigene Kindheit,

00:24:03: dass man das nicht durfte, ist das auch immer noch präsent bei den Eltern, die du vielleicht

00:24:07: begleitest? Total. Ich finde, Nora hat da zumal was sehr schönes gesagt. Nora hat in einem

00:24:12: Interview mal gesagt, Kinder zu haben war wie eine Therapie, für die ich mich nicht angemeldet

00:24:17: hatte. Und das nicht trifft den Nagel immer noch auf den Kopf. Absolut. Und natürlich, wenn wir Kinder

00:24:23: haben, kommt unsere ganze eigene Kindheit hoch, die ganzen Muster, alles das, was wir gar nicht

00:24:28: gehabt hätten, das, was wir gekriegt haben, das, was wir nicht gekriegt haben, juhu, da lernt man sich

00:24:33: nochmal ganz neu kennen. Also, wir haben, es gibt eine andere schöne Geschichte von der Frau im

00:24:36: Achteramkeitsseminar, die auf die Frage, warum sie hier ist, so Linat Valentin mal gesagt hat,

00:24:42: wissen Sie, bevor ich Kinder hatte, lebte ich in der Illusion, ein netter Mensch zu sein.

00:24:48: Deswegen bin ich hier und ich finde auch, da hat sich nichts geändert, wir sind Menschen, das ist so.

00:24:54: Ja, ja, sehr gut. Okay, ich habe auf jeden Fall noch einige Punkte, die ich abklären möchte. Wir

00:25:02: waren schon so ein bisschen in der Richtung teilen, ab wann versteht ein Kind, also vielleicht auch

00:25:08: Kleinkind, welches Alter und so weiter, wirklich das Konzept teilen. Ich glaube, das ist ja auch

00:25:12: ein Ding unter Geschwisterkinder. Also, selbst nicht nur diese Bezugspersonen teilen, sondern auch

00:25:16: wirklich dieses klassische Baggerbeispiel, was du vielleicht gerade gebracht hattest. Also, es gibt

00:25:22: tatsächlich Kulturen und nicht wenige, die sagen, dass Kinder unter drei überhaupt nicht teilen müssen.

00:25:27: Kinder unter drei kriegen was sie wollen, werden gelenkt oder kriegen was zu essen in die Hand.

00:25:31: Warum? Ich sage, aus Artgerechtblick mit der Artgerechtbrille sind wir unter drei noch in

00:25:37: so einer Art, ich nenne es immer schon Pansenphase. Und ich würde mir dann schon Pansen auch nicht

00:25:42: drüber diskutieren, dass irgendwie doch jetzt die Hälfte seiner Banane geben soll. Allein

00:25:45: schon deswegen, weil er große Zähne hat. Aber das ist einfach so, die haben noch nicht dieses

00:25:50: Konzept von "Ich teile mein Essen" zum Beispiel. Der Homo sapiens gehört ja zu den ganz wenigen

00:25:55: Säugetieren, die ihr Essen teilen, auch mit Fremden. Und dazu brauche ich aber Empathie. Ich muss

00:26:01: auf dem Spielplatz sitzen und meine Nüsse essen und sehen, da hat jemand anders Hunger. Und ich

00:26:06: habe aber auch Hunger. Und ich brauche ganz viel Impulskontrolle.

00:26:09: Empathie und auch Ideen von kulturellen Normen. Ah, okay, dann teile ich jetzt, weil vielleicht habe

00:26:17: ich morgen Hunger und dann haben die getrocknete Früchte dabei und davon will ich was haben.

00:26:21: Das ist ja so ein Riziprokesystem unter Menschen. Und das zu lernen dauert ganz, ganz lange. Was

00:26:27: heißt es? Das heißt konkret, wenn wir ein Kind zum Teil in Zwingen lernen, ist leider gar nichts.

00:26:31: Da werde ich sagen, du musst aber den Bagger jetzt abgeben. Du hast jetzt lange genug damit gespielt,

00:26:35: dann lerne ich nur, es gibt andere Menschen, die entscheiden, wie lange ich etwas haben kann.

00:26:40: Es gibt andere Menschen, die entscheiden, wie lange ich etwas haben kann und der Stärkere gewinnt.

00:26:46: Und wenn ich dem Kind da noch mit Gewalt wegnehme und sage, ich habe jetzt gesagt, du gibst es hier,

00:26:49: wenn du es nicht machst, mach ich es, dann lernt das Kind, aha, der Stärkere darf Dinge wegreisen.

00:26:54: Und dann hat das eigentlich nichts gelernt. Was die Kinder lernen müssen und das können sie halt

00:26:59: erst so ungefähr mit Ende zwei, drei, dreieinhalb. Guck mal, da ist jemand traurig, der hat das

00:27:05: gewartet, der würde auch gerne spielen, das ist mal überlegen, was könntest du machen? Sag mir,

00:27:10: bitte, wann du fertig bist. Und es ist irre, wenn man Kindern diese Entscheidung überlässt und diese

00:27:14: Empathie anschaltet. Und ich mach das in meinen Camps jedes Jahr, weil ich lauter so kleine Stöpsel

00:27:18: lieber mit die Sachen nicht teilen wollen. Wie die dann kommen? Ich hatte immer so einen Kleinen,

00:27:23: der war knapp drei irgendwas. Und der wollte halt die Schraube nicht teilen, mit der alle spielen

00:27:29: wollten und so. Und dann habe ich gesagt, ja, guck mal hier, der hatte die vorhin, der würde

00:27:32: jetzt gerne wieder mit spielen, wie sieht es denn aus? Nee, will ich nicht, krieg da nicht. Ich

00:27:35: sage, ja, okay, sehe ich, ja, sehr schwierig, schade. Was könnten wir denn machen? Ja,

00:27:39: der kriegt die morgen. Ich sage, ja, ich glaube, morgen reicht die ihm nicht. Ich sage, pass auf,

00:27:43: folgen das. Wie lange musst du denn damit spielen? Und dann sagte dieser Dreijährige,

00:27:48: 15 Minuten. Und ich so, was? Ich habe die haben noch keine Zeit gefunden. Ich guck die Mutter an

00:27:54: und die Mutter sagt, das sage ich immer morgens, bevor wir losgehen, noch 15 Minuten. Ich sage,

00:27:58: ah, das ist klar. Ich sage, gut, die haben 15 Minuten. Ja, 15 Minuten. Ich habe gesagt, okay,

00:28:03: John ist das für dich in Ordnung, 15 Minuten, ja, war in Ordnung. Ich sagte, John, wir spielen

00:28:07: so lange was anderes, wir sind was spielen gegangen, drei Minuten später kam Lia mit der Schaufel,

00:28:09: 15 Minuten vorbei und drückte ihn in die Schaufel. Ja, schön. Und da hat er einfach gelernt, krass,

00:28:17: ich kann selber entscheiden. Und wenn ich selber entscheiden kann, kann ich auch freigewies sein.

00:28:20: Richtig gut. Aber das dauert. Und es ist schwer daran zu glauben, weil sie manchmal geben

00:28:27: sie es halt nicht ab und dann muss man das andere Kind trößen. Aber es genau so,

00:28:30: wie ich gerade zu dir gesagt habe, das andere Kind lernt dann warten. Und warten lernen ist

00:28:34: auch wichtig. Also es ist eigentlich eine Win-win-Situation. Total. Wir hatten auch letztens die

00:28:42: Situation. Da kamen Freunde zu uns nach Hause, die haben den fünfjährigen und eine einjährige und

00:28:47: die haben auch selber Spielzeug mitgebracht. Weil die das scheinbar schon kannten, unser,

00:28:51: wie gesagt, 22 Monate. Wir haben was mitgebracht. Wir wissen doch nicht genau, inwiefern wir hier

00:28:57: mit euren Sachen spielen dürfen. Es war tatsächlich so, es gab diese ein, zwei Lieblingsspiel-Sachen

00:29:01: und die Mama ist tatsächlich auch Erzieherin, die hat mir direkt mal erzählt, ja, wir machen das

00:29:04: immer so, wenn es die ganz, ganz wichtigen Sachen zu dem Zeitpunkt gibt, die nicht geteilt werden

00:29:09: können. Dann wird das irgendein, irgendein anderes Zimmer gebracht. Dann bleiben diese Sachen.

00:29:14: Ja, natürlich. Also mein Ton ist sogar so weit gegangen, dass ich gesagt habe, okay, womit darf

00:29:18: der Besuch spielen? Da hat er gesagt, mit gar nichts. Okay, mein Engel, dann fangen wir jetzt mal an

00:29:23: uns zu räumen. Und dann haben wir das ganze Kinderzimmer ausgeräumt, bis er irgendwann gesagt hat,

00:29:27: Mama ist anstrengend. Aber die sind in zehn Minuten hier. Das Zeug muss weg. Ja, mit dem Rest kann er

00:29:33: dann schon spielen. Also warum nicht? Also das war tatsächlich so, dass er dann, wenn die Kinder

00:29:41: lernen, ich kann meine Dinge schützen, erst dann können sie loslassen und freigeblich sein. Ja,

00:29:46: bei uns ist es auf jeden Fall gerade dieser kleine, deißen Kinderstaubsauger, der darf nicht

00:29:52: geteilt werden. Natürlich nicht, da räumen ihn weg. Ich würde den auch nicht teilen, das ist ein super

00:29:56: Ding. Sehr gut. Dann wollen wir uns so langsam dem Eingemachten nähern. Ich glaube, das ist mit

00:30:02: das größte Thema, diese Rivalitäten untereinander, die wirklich auch in Aggressionen enden. Wie kann

00:30:08: man damit umgehen? Was gibt es für Techniken, das zu interbinden, da vielleicht auch nicht selber

00:30:13: in diese Wut zu kommen? Und ja. Die erste Frage ist, wie alt sind die Kinder? Ich kenne viele Eltern,

00:30:19: die sagen, ich will aber abends kochen können, die nicht einfach mal eine halbe Stunde miteinander

00:30:23: spielen. Und ich denke mir, zwei Kinder unter drei, eine halbe Stunde, drei Minuten, wenn du Glück

00:30:28: hast. Dafür sind die einfach nicht gemacht. Das heißt, wir müssen gucken, wenn ich jetzt ein

00:30:33: Baby unter drei jährigen habe, dann kann ich einfach nur zusehen, dass ich rechtzeitig zur

00:30:37: Stelle bin und das drei jährige Kind stoppen und ablenke und sagen, ja, du bist gerade sauer,

00:30:41: müde, Hunger, Pipik kalt, weiß ich nicht. Kommen wir bei den Regeln das? Ich will nicht,

00:30:46: dass du aus Baby haust. Also da kann ich wirklich nur stoppen, ablenken, umleiten, weil sie einfach

00:30:51: noch sehr klein sind. Und das ist quasi so ungefähr bis drei Jahre? Genau, so ungefähr bis drei Jahre

00:30:57: ist das so, also wir haben ja oft, oft sind die ja zwei, wenn die ihre Geschwister kriegen oder

00:31:01: zweieinhalb und dann sind die echt kleine Berserker. Wenn die schlechte Laune haben, dann erst mal und

00:31:05: auch so nebenbei, das Baby liegt irgendwo friedlich oder krammelt irgendwo, die gehen vorbei. Einfach

00:31:10: mal so Selbstwuchsamkeit, mal gucken, was passiert da nicht da drauf, aber oh, es macht einen

00:31:13: Geräusch, oh, aber man kommt auch gleich, cool. Und so funktionieren die halt, die denken sich nicht,

00:31:19: oh, ich hau jetzt das Baby so schwächer als ich, sondern das ist eine reine Frage nach, hier

00:31:23: passiert gerade nichts, ich bin nicht im Balance, wie könnte ich meine Balance wieder herstellen,

00:31:28: ich hau das Baby, Baby schreit, Mama kommt, ah, cool. Und wenn ich da noch "diddidididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididididid

00:31:47: und wenn es nächstes Mal nichts passiert, wieder sagt, warte mal, wie haben wir denn letztes Mal unser

00:31:47: Dopaminpägen wiederhergestellt? Ach genau, wir haben das Baby gehauen, ah cool, dann machen wir das jetzt

00:31:50: nochmal, mal gucken, ob sie da klappt, bam, das Gleiche passiert wieder und wir wundern uns, warum hau

00:31:55: das Kind immer das Baby? Also an der Stelle müssen wir wirklich gucken, dass wir einfach zur Stelle sind.

00:31:58: Es ist normal, dass sie das machen in diesem Alter, ja, weil ich möchte noch darauf hinaus das hervorzuheben,

00:32:04: weil ich persönlich habe ganz oft mit dem Thema zu tun, ich glaube ganz viele Eltern da draußen,

00:32:08: dass diesen Kindern immer unterstellt wird, dass sie manipulieren, dass sie das auf jeden Fall schon wissen,

00:32:14: dass sie das vielleicht auch noch mit einem Lachen im Gesicht machen.

00:32:16: Warum machen sie es mit einem Lachen im Gesicht? Wahrscheinlich, weil dieser Dopaminrausch kommt? Nein,

00:32:21: weil sie sagen, hätte ich nicht machen sollen, ich konnte den Puls nicht unterdrücken, beiß mich nicht,

00:32:28: wenn wir sozialen Stress haben. Wenn ich ganz nah an dich rangehe, das mache ich meinen Seminaren gerne,

00:32:35: dann gehe ich zu irgendjemandem und gehe ganz nah an diesen Menschen ran, der mich nicht kennt,

00:32:39: die machen nicht so, die lächeln, weil sie sagen, beiß mich nicht, weiß ich was du willst, aber bitte

00:32:46: weiss mich nicht, die zeigen die Szene, als Unterwerfungsgehste und wir interpretieren das, als jetzt wird er auch noch frech.

00:32:52: Ah ja, okay. Riesendes Verständnis. Richtig guter Punkt, dass du das noch mal ausführst, war mir überhaupt nicht bewusst,

00:32:58: ich zum Beispiel dachte nur, weil eben sie ihre Selbstwirksamkeit erfahren und endlich merken, wow,

00:33:04: wie auch dieses Gandau anfallen lassen, ist bei uns auch immer noch Thema am Tisch, dass dieser Becher immer geworfen wird

00:33:09: und er sich dann erfreut. Das ist das, das ist tatsächlich, das ist Gravity, also überleg mal, wir leben auf einem Planeten mit Schwerkraft.

00:33:18: Es gibt eigentlich nur zwei große Spielzeuge, die richtig krass sind. Schwerkraft, das ist ja irre, überleg mal,

00:33:24: du lässt Dinge fallen, sie fallen unterschiedlich schnell, unterschiedlich, laut, manches geht kaputt, manches nicht,

00:33:29: man braucht drei Jahre, bis man rausgefunden hat, was man fallen lassen kann und was nicht und was passiert.

00:33:35: Deswegen machen die das. Und das zweite ist Wasser, deswegen kippen die auch alles so um, gibt es den Wasserklaas?

00:33:41: Und du denkst dir, what the hell, aber Wasser, überleg mal, also ich habe einen Kater, wenn ich den beschäftigen will,

00:33:45: lege ich dem Eiswürfel in die Sonne und der setzt sich hin und guckt dir beim Schmelzen zu, weil Wasser einfach so krass ist,

00:33:52: es fließt immer anders, manchmal geht es auseinander, manchmal wird es in den Rindensaal, krass, wenn es auf Dinge trifft,

00:33:58: wie Papier verändert ist, die Dinge, was für ein Spielzeug. Und das erforschen die in der Zeit und das ist natürlich unpraktisch,

00:34:04: wenn man in einer Dreizimmer-Wohnung ist, draußen im Wald ist kein Problem am Bach.

00:34:08: Schön, dass wir das auch noch mal angesprochen haben, also zwei verschiedene Dinge, okay.

00:34:13: Und noch einmal um es wirklich festzuhalten, es ist nicht manipulativ, sowohl in beide Richtungen nicht.

00:34:18: Und ab welchem Alter könnte es denn manipulativ werden? Du wolltest, glaube ich, schon gerade so diesen 5- bis 7-Jährige, oder?

00:34:25: Also die Frage ist immer, was ist manipulativ? Manipulativ heißt ja eigentlich, ich tue etwas, damit du etwas tust und ich tust und dir zu schaden.

00:34:33: Ich würde sagen 23? Okay, war das ein super komplexer Prozess. Kinder sind nicht manipulativ in diesem Sinne,

00:34:42: das wird immer gesagt, aber das ist eigentlich auch schon von der Definition der totaler Unsinn.

00:34:46: Kinder wollen wirklich tatsächlich vielleicht kommunizieren, ich brauche etwas, was ich nicht kriege, Aufmerksamkeit, Zuwendung.

00:34:53: Ich habe Stress und ich habe niemand hat mir Geball gebracht, denen zu bewältigen.

00:34:57: Also es geht aus der Artgerecht Sicht immer darum, dass wir Entwicklungsschritte noch nicht gemacht haben und daher negatives Verhalten zeigen.

00:35:03: Weil wir nicht wissen, was das passende Verhalten wäre. Aber dass die Kinder manipulieren ist eigentlich totaler Unsinn, das tun die einfach nicht.

00:35:10: So wenn du jetzt fragst, die großen 5 und 7, warum prügeln die sich? Genau der gleiche Grund.

00:35:15: Wir haben einen Konflikt und uns hat noch niemand beigebracht, oder wir haben es noch nicht gelernt,

00:35:19: auch wenn unsere Eltern die ganze Zeit versuchen, uns das beizubringen, das friedlich zu lösen.

00:35:23: Und ganz ehrlich, Mella, ich kenne Erwachsene, die können Konflikte nicht friedlich lösen.

00:35:28: Eben. Ich kenne sogar Erwachsene, die sich körperlich angehen, dann haben wir wirklich ein Riesenproblem.

00:35:33: Also was ich immer wichtig finde zu wissen ist, bis wann müssen sie gelernt haben, Konflikte nicht mehr körperlich zu lösen?

00:35:40: Mit 5, 9, mit 7, 9, mit 10, 9. In der Forschung sagt man, wenn sie es bis 16 nicht können, dann haben wir ein Problem.

00:35:47: Und wir machen uns Sorgen um wievieljährigen. Also sie müssen es lernen und wir müssen es trainieren.

00:35:51: Und es ist wichtig, dass wir immer wieder stoppen und sagen, stopp, das ist keine Art, wie wir hier Konflikte lösen.

00:35:55: Erzählt mir beide, was hier was los war, ja der hat und der hat und der hat.

00:35:59: Und dann kommen wir in die Konfliktlösungsstrategien, die man anwenden kann.

00:36:02: Aber die Kinder manipulieren nicht, sie sind auf einem Lernprozess, in einem Lernprozess.

00:36:08: Und der ist für uns deshalb so stressig, jetzt kommen wir wieder zu mir, weil wir nicht artgerecht leben.

00:36:13: Wenn du in einer Gruppe leben würdest mit lauter Schulkindern und Teenagern, also meinen Sohn, würde das den beiden in 2 Tagen beibringen.

00:36:18: Wenn der kämpft mit dem Kleinen, das macht den Himmel die Ahnen und dann verstehen und ja, da machen die es allein schon deshalb nicht, um ihn nicht zu verärgern.

00:36:26: Hätte ich das sage, das geht hier links rein, nach rechts raus, das passiert wieder nicht.

00:36:30: So gut, ja schön wäre das, würden wir alle wieder in diesem Dorf leben, ne?

00:36:35: Ja, es hätte wahrscheinlich auch seine Nachteile, man kann halt nicht so individuell leben, wie wir das oft gewohnt sind.

00:36:39: Aber an der Stelle mit Kindern ist das halt schon praktisch.

00:36:42: Ja, okay.

00:36:45: Ich finde es so interessant, was du gesagt hast, weil mir wurde zum Beispiel auch gerade erst gekündigt von einem cholerischen kaufmännischen Klinikdirektor.

00:36:54: Guter Punkt, nämlich, dass Erwachsene teilweise das überhaupt nicht können und trotzdem verlangen wir meiner Meinung nach und auch generell in dieser Gesellschaft so viel von kleinen Menschen,

00:37:04: dass sie einfach zu funktionieren haben oder das ist dieser Adultismus, glaube ich auch, den man da so gerne für verwendet, den Begriff.

00:37:11: Und zwar haben wir überhaupt nicht bewusst, dass das mit 16 ungefähr erst gelöst werden sollte, weil ich glaube...

00:37:17: Also da muss so spätestens gelöst sein, ne? Die meisten Kinder fangen mit 6 alles ganz gut zu können und mit 10 haben sie es drauf.

00:37:23: Aber sie haben halt noch Zeit und wir machen uns mit 4-jährigen schon Gedanken.

00:37:27: Eben. Und dass man sich vielleicht auch erstmal diesen weiten Horizont so stecken darf, um auch bei sich selbst diese Erleichterung zu spüren, oder?

00:37:34: Weil ich glaube, das Problem ist ja auch, es ist nicht nur, die Kinder sollen funktionieren, es ist auch, wir wollen uns nicht schlecht fühlen.

00:37:40: Weil es fällt ja immer auf uns Eltern zurück, die ist eine schlechte Mutter, du hast dein Kind nicht im Griff, das sind ja diese ganzen Sätze, die dann in uns selbst auch stattfinden,

00:37:48: weil ich persönlich hab sie auch schon zu hören bekommen, auch gerne mal im Supermarkt von dem ganz Fremdes...

00:37:53: Super oder? Leute, die einen gar nicht kennen. Also sie haben Erziehungsmethoden und ich denk immer echt, weißt du, was für eine Erziehungsmethode hab ich denn?

00:38:01: Also definitiv, also wir müssen uns nicht so schlecht fühlen und was ich mal sage, ist, lass nichts zwischen dich und deinen Kind kommen.

00:38:11: Egal, was dein Kind von Mist baut, und glaub mir, ich hab seit 17 Jahren Kinder, die bauen einen Haufen Mist.

00:38:16: Also mein Sohn hat mal mit Vier und halb Verwut, weil unser Nachbar auf unserem Parkplatz jetzt unserer Wunderkörte geparkt hatte, mit einem Stein seinen Namen in die Tür geritzt.

00:38:29: Also frag mich nach Sonnenschein, Kinder machen lustige Sachen, er war glücklicherweise haftlich versichert und der Nachbar war ein sehr, ein sehr, ein alter Herr, der war sehr ruhig, aber es war echt nicht schön.

00:38:43: Also aber egal, was diese Kinder machen, die sind in einem Prozess und auf einem Weg und die Frage, finde ich, ist nicht, kann das Kind das schon?

00:38:50: Das ist ja oft die Latte in Deutschland, ist das, also schläft es gut bei Babys, ist das alles, was man ihm vorsetzt bei Kleinkindern und hört es aus Wort bei Schulkindern und macht seine Hausaufgaben klaglos?

00:39:02: Das sind ja so die Medaillen, die in Deutschland gehen werden.

00:39:05: Und ich finde es viel wichtiger zu gucken, ist das Kind auf einem Weg? Kriegt das Kind Hilfe?

00:39:11: Ist das Kind dabei, seine Entwicklungsschritte zu bewältigen?

00:39:14: Und wenn ich das nicht kann und sage, ich kann dieses Kind nicht erziehen, hole ich mir Hilfe von jemandem, der mir sagt, na komm, wir gucken da mal gemeinsam drauf, wie man es machen könnte.

00:39:23: Ja, sehr schön.

00:39:26: Haben wir noch irgendwas vielleicht vergessen, was ich nicht auf dem Schirm hatte zu diesem Geschwisterthema, was du vielleicht noch einbringen könntest, was noch wichtig wäre oder relevant wäre?

00:39:35: Bevor wir vielleicht noch mal einen kleinen Vorausblick starten dürfen, wie das mit deinen größeren Kindern alles schon gefruchtet hat?

00:39:43: Na, du hattest vorhin noch nach den Nestigchen und nach den Sandwich-Kindern gefragt.

00:39:47: Und das ist mir tatsächlich wichtig, dass wir das wissen.

00:39:51: Also nicht alle Nestigchen werden Clowns oder Kriminelle, auch wenn die Statistik das so sagt, das stimmt einfach nicht.

00:39:58: Aber Nestigchen sind Kinder, die sind oft die Letzten, oft sind sie auch das letzte Kind, was ich bekomme, so in meiner Lebenszyklus, ich bin jetzt 37, ich habe mein drittes Kind gekriegt und es ist klar, das ist das letzte Mal, dass ich mein Erdgut weitergebe.

00:40:11: Und das hätteln wir halt oft ganz doll und auch Nestigchen dürfen groß werden, auch Nestigchen dürfen Verantwortung übernehmen.

00:40:17: Und wenn ich merke, dass ich das erste Kind oder die größeren ganz viel tragen und das Nestigchen ganz wenig, dann ist es für alle gut, wenn da wieder so eine Balance eingehen kann.

00:40:26: Dass ich den größeren sage, nee, du musst deinen Bruder nicht in die Schuhe binden, geh mal spielen, du schaffst dir, ich kann das aber nicht, ich will aber nicht, du gehst spielen und du bindest dir die Schuhe.

00:40:35: Ich glaube an dich, du schaffst das, wenn ich hätte gehen müssen, dass wir da klar sind.

00:40:39: Und Sandwich-Kinder sind ebenfalls per se überhaupt nicht schwierig.

00:40:43: Sandwich-Kinder sind total wunderbar.

00:40:45: Ich hatte mal in einem Interview, in so einer Call-In-Sendung beim Bayerischen Rundfunk, eine alte Dame, die angerufen hat, die gesagt hat, als sie ihr drittes Kind gekriegt hat.

00:40:54: Hat sie dem ersten Kind erklärt, pass auf, ich kriege jetzt ein zweites Kind, aber das ist so ein bisschen so, wie das zweite Kind ist das Brot und du bist der Schinken auf dem Brot.

00:41:06: Also das ist total super, dass wir jetzt ein zweites Kind haben, jetzt haben wir ein Brot unter dem Schinken, aber du musst immer noch der Schinken.

00:41:12: Und dann haben die ein drittes Kind gekriegt und dann hat dieses zweite Kind, mit dem größeren, dem kleinen erzählt, wir kriegen jetzt ein drittes Kind, aber pass mal auf, das ist so.

00:41:23: Also ich bin, du bist das Brot, ich bin das eine Brot und das neue Kind ist das andere Brot und du bist der Schinken in der Mitte.

00:41:35: Also du bist das Gute in der Mitte und das Problem an den Sandwich-Kindern ist halt, dass sie oft nicht so viel Aufmerksamkeit kriegen wie die Erstgeborenen und dadurch so ein bisschen hinten runterfallen.

00:41:46: Und wenn da das neue Baby da ist, dann kriegen sie auch für den zweiten Erfüllungsraum, den sie eigentlich bräuchten, nicht genug Aufmerksamkeit, weil jetzt schon das Baby da ist.

00:41:54: Und dann kriegen sie tatsächlich zu wenig, aber es liegt an dieser Situation, dass sie schwierig sind, nicht per se, dass das mittlere Kind schwierig ist.

00:42:02: Und wenn wir schaffen, dass diese Kinder kriegen, was sie brauchen, sind die genauso wunderbar wie alle anderen auf und genauso einfach.

00:42:09: Sehr schön, es hängt also wieder viel dran, wie schafft man es, dieses Umfeld zu generieren, das wirklich für alle...

00:42:16: Es ist das soziale Umfeld, was das Kind schwierig macht und ich verstehe das total, wenn ich allein bin mit drei Kindern, dann ist die Decke halt überall zu kurz.

00:42:25: Aber es ist halt wichtig, dass wir nicht die Kinder angucken und sagen, naja, der Tommy, der ist halt schwierig, nee, der Tommy ist nicht schwierig.

00:42:31: Der Tommy braucht eine Oma, die mehr Zeit für ihn hat, weil die Mama mit dem Baby beschäftigt ist und dann ist Tommy auch schwierig.

00:42:37: Okay, sehr schön.

00:42:39: Gut, woran können wir denn jetzt erkennen, wenn wir es irgendwie schaffen, das ganze Wissen aus deinen tollen Büchern anzuwenden?

00:42:48: Woran sieht man, dass vielleicht auch an älteren Kindern, dass es gut funktioniert hat?

00:42:52: Gibt es da irgendwie so Parameter, die du vielleicht im Laufe der Zeit entdeckt hast, deine Kinder sind jetzt 14 und 17?

00:42:59: Gibt es irgendwie was?

00:43:01: Ja, na klar. Also das erste ist ja so rein ein Entwicklungspsychologisch, dass die Kinder Entwicklungsschritte abgeschlossen haben.

00:43:09: Also dass wir sehen, als ich jetzt zum Beispiel bei meinen beiden Kindern, wenn die sich in die Wolle kriegen, mittlerweile drehe ich mich um und gehe grad fahren.

00:43:16: Warum? Weil ich dir weiß, sie können Konflikte lösen.

00:43:19: Die haben das gelernt, das haben wir jahrelang, also es geht nicht von jetzt auf gleich immer, wir haben das jahrelang geübt, wie löst man Konflikte, wie findet man eine gemeinsame Lösung.

00:43:28: Und das können die, die diesen Entwicklungsschritt haben, die bewältigt.

00:43:32: Und dann gibt es hier einen schönen Satz, ich glaube, Jasper Jula hat das mal gesagt, wir sehen, dass unsere Erziehung funktioniert hat, wenn unsere Kinder sich empathisch einem Schwächeren zuwenden können.

00:43:44: Also weiß ich nicht, wenn Kinder sich, also bei meinen Kindern zum Beispiel, die haben drei Katzen und die kümmern sich hingebungsvoll um diese drei Katzen, das ist super wichtig.

00:43:53: Und dann haben wir eine Katze und so einen Prinzessin, oh Gott, wenn irgendjemand die Prinzessin hat, dann darf sich niemand anders bewegen, sonst rennt die Prinzessin weg und alles muss still sein.

00:44:00: So, und da denke ich mir, krass, also wie empathisch die auch sind und auch ihre eigenen Dinge unterbrechen, wenn irgendwie eine Katze was braucht.

00:44:07: Oder so, oder mit kleineren Kindern, daran sieht man es, finde ich auch, wie gehen die mit kleineren Kindern um?

00:44:12: Meine Kinder sind ja bei mir in den Artgerechtcamps, auch als Helfer mit dabei.

00:44:15: Und da sehe ich das natürlich viel, wie gehen die da in der Kindergruppe mit den Kindern um.

00:44:20: Und da sehe ich einfach, welche Engelsgeduld die haben, wie die da konflikte schlichten, wie die trösten, wie die sagen, Mama, noch weint sie nicht die Kleine.

00:44:28: Aber ich glaube, das ist gerade am Kippen, kann ich die zu ihrer Mama bringen?

00:44:31: Ja, natürlich bringen sie zu ihrer Mama.

00:44:33: Du merkst so krass, wie die Empathie arbeitet in diesen Kindern und das finde ich schon cool.

00:44:38: Daran sieht man das schon, dass es, ja, das ist auch was bringt.

00:44:42: Ich sage mal, sei nett zu deinen Kindern, die suchen deinen Altersheim aus.

00:44:46: Guter Punkt.

00:44:48: Wenn die Empathie da ist, ist die Empathie da.

00:44:50: Und wenn sie nicht da ist, wenn ich sie ihnen nicht gegeben habe, dann lernen sie sie halt nicht.

00:44:53: Zum Abschluss vielleicht noch mal die Frage, muss ich das selbst auch schon können, diese Konfliktlösung?

00:45:00: Da darf ich das mit meinen Kindern auf dem Weg lernen, wenn ich so an gewisse Streitigkeiten auch mit meinem Mann denke.

00:45:07: Ist ausbauchfähig teilweise noch?

00:45:10: Also ich nehme an, dass das theoretisch cool wäre, aber ich konnte das auch nicht.

00:45:13: Also tatsächlich, ich habe irgendwann, als mein Sohn sechs war, habe ich gedacht, so, nee, nee.

00:45:18: Also irgendetwas läuft hier schief, am Kind kann es nicht liegen, also mache ich jetzt eine Therapie.

00:45:22: Und dann habe ich ein Jahr lang eine Therapie gemacht und plötzlich lief das mit dem Kind.

00:45:26: Ich dachte, das Kind hat sich aber toll entwickelt.

00:45:28: Nee, das Kind hat sich nicht toll entwickelt.

00:45:30: Na klar, also wenn ich merke, meine Konfliktlösungsstrategien funktionieren nicht oder ich habe keine Impulskontrolle.

00:45:35: Wie viele Erwachsener haben unter Stress keine Impulskontrolle, ist Wahnsinn.

00:45:39: Wir sind eigentlich eine impulskontrollose Gesellschaft, wenn man das mal so sieht.

00:45:42: Schon im Straßenverkehr.

00:45:44: Ja, wow.

00:45:45: Das ist das Beispiel, oder?

00:45:47: Ja, Wahnsinn.

00:45:48: Also wenn ich in anderen Ländern Auto fahre, denke ich mal, Mann, sind die alle nett hier, so krass.

00:45:53: Die mögen sich alle.

00:45:55: Genau, wir haben ganz wenig Impulskontrolle.

00:45:57: Und das kann man tatsächlich lernen, das kann man nachlernen.

00:45:59: Es ist eine reine Trainingsfrage, einfach zu jemanden gehen und sagen, hey, ich kann das nicht.

00:46:03: Ich habe auch Knöpfe, die bei mir gedrückt werden.

00:46:05: Da gehe ich hoch wie eine Rakete, sich dessen bewusst werden.

00:46:08: Das hat nichts mit dem Kind zu tun.

00:46:10: Ich fühle mich vielleicht so, als würde ich sterben, aber ich sterbe nicht.

00:46:12: Ich fühle mich vielleicht so, als würde ich übergangen.

00:46:15: Aber ich werde nicht übergangen, was immer ich so als Thema habe.

00:46:17: Und das kann man nacharbeiten.

00:46:19: Das ist total super.

00:46:20: Und das ist ja das Schöne daran.

00:46:22: Ich entwickle mich ja nicht für das Kind. Mein Leben wird ja auch besser.

00:46:25: Ja, das habe ich auch schon ganz viel mitbekommen.

00:46:28: Das ist richtig gut.

00:46:29: Du hast jetzt öfter deine Camps erwähnt.

00:46:31: Ist das auch ein Ort, wo man genau solche Sachen auch für die Eltern lernen kann?

00:46:35: Oder vielleicht kannst du noch ein bisschen erzählen, was an den Camps so stattfindet?

00:46:38: Genau, wir machen jeden Sommer artgerecht Camps.

00:46:41: Wir nennen das Family Deep Dive.

00:46:43: Also, das ist so ein Seminarformat, so ein Coachingformat,

00:46:46: in dem wir mit den Leuten eine Woche in Tippys im Wald leben.

00:46:51: Und draußen sind die ganze Zeit.

00:46:54: Und in der Gemeinschaft sind wir mit einer Küche, die für uns kocht

00:46:57: und beim Helfer-Team, das unsere Eltern unterstützt,

00:46:59: um dieses, was in den Büchern steht, mal live zu erleben.

00:47:02: Also, artgerecht mal live zu leben.

00:47:05: Und gerade auch mit den ganz kleinen Kindern.

00:47:07: Wir haben halt so Fitness Camps.

00:47:09: Aber die sind immer erst für Kinder ab sechs.

00:47:11: Und eigentlich brauchen wir diese Infos.

00:47:13: Aber wenn die Kinder zwei sind, weißt du?

00:47:16: Oder anderthalb.

00:47:17: Ich habe auch Leute, die kommen schon mit ihren Babys

00:47:19: und die dann durchs Camp krabbeln.

00:47:21: Um zu schauen, also das Krasse ist halt,

00:47:23: wenn du in der Gemeinschaft draußen in der Tour bist,

00:47:25: also in einem artgerechten Setting,

00:47:27: dann stellst du plötzlich fest, krass,

00:47:30: viele Probleme lösen sich einfach auf.

00:47:32: Weil sie einfach nicht an dir liegen.

00:47:34: Sondern du bist einfach nur nicht da, wo du hingehörst.

00:47:37: Und dann hast du plötzlich ein Gefühl,

00:47:39: wie könnte sich Leben anfühlen.

00:47:41: Und dann gehen die Leute daraus und wissen,

00:47:43: ah, so will ich, dass mein Leben sich anfühlt.

00:47:45: Da will ich hin.

00:47:46: Und das ist auch das, was wir erreichen wollen.

00:47:48: Und dann können sie gucken,

00:47:49: was davon kann ich in meinem Alltag anders umsetzen für mich.

00:47:52: Richtig schön.

00:47:54: Ja, wir sind auch zucker- und elektronikfrei,

00:47:56: also es ist auch echt eine Herausforderung für meine Leute.

00:47:59: Kann ich mir vorstellen.

00:48:01: Ja, aber es ist krass, wie viele Zeiten er für seine Kinder hat,

00:48:03: dass er einen ganzen Tag das Smartphone nicht benutzen kann.

00:48:05: Also, irre.

00:48:07: Sollte ich mir ein bisschen was von abschneiden, auf jeden Fall.

00:48:09: Kein Stress.

00:48:11: Welche Frage ich tatsächlich auch noch habe

00:48:13: in Bezug auf deine älteren Kinder.

00:48:15: Klar, du hast jetzt super viel Wissen mittlerweile,

00:48:18: aber wenn du jetzt so dran denkst,

00:48:21: in der Rückschau nochmal an deine kleineren Kinder,

00:48:24: gäbe es auch noch irgendwas,

00:48:26: was du jetzt in deinem neuen Ich quasi damals anders gemacht hättest?

00:48:29: Oh Gott, 1.000 Dinge, Mella, 1.000 Dinge.

00:48:32: Wenn ich sie gewusst hätte,

00:48:34: oder wenn ich sie verstanden hätte,

00:48:36: oder wenn ich sie gekonnt hätte.

00:48:38: Also gerade das mit der Impulskontrolle finde ich super krass.

00:48:41: Also wenn ich überlege, wie ich früher mit zwei kleinen Kindern

00:48:44: teilweise echt die Kontrolle, die Kontonnose verloren habe

00:48:47: über die kleinsten Dinge,

00:48:49: weil ich mir sehr mal so einen Stress gemacht habe,

00:48:51: da habe ich lange für gebraucht,

00:48:53: bis ich das verstanden hatte.

00:48:55: Zum Beispiel, dass ich Samstag morgens nicht die Wohnung putzen kann

00:48:57: mit zwei kleinen Kindern.

00:48:59: Es geht halt nicht, die sind durch,

00:49:01: von der Woche Samstag morgens brauchen die Mama.

00:49:03: Und dann irgendwann habe ich gelernt,

00:49:05: aha, wir gehen Samstag morgens immer zusammen in den Wald.

00:49:08: Und dann können die sich austoben, dann kuscheln wir ganz lange,

00:49:11: dann essen wir ganz lange.

00:49:13: Und dann haben die Kinder, was sie brauchen,

00:49:15: und dann kann ich die Wohnung putzen.

00:49:17: Also solche Sachen, weil wenn ich das früher gewusst hätte,

00:49:20: das hätte unser dem Enormen vereinfacht.

00:49:22: Richtig schön.

00:49:24: Und wie meintest du?

00:49:26: Da waren die tatsächlich noch im Kindergarten.

00:49:28: Also vier und eins oder fünf und zwei.

00:49:31: Okay.

00:49:33: In Milo ist das nämlich aus, oh, oh Gott.

00:49:35: Ich darf durchatmen.

00:49:37: Auch Nicola wusste damals noch nicht alles perfekt.

00:49:39: Und trotzdem ist es so toll geworden, oder?

00:49:41: Also es ist nie zu spät, wahrscheinlich anzufangen.

00:49:44: Nein.

00:49:46: Also Bindung ist ja ein Prozess.

00:49:48: Und Leben ist ja ein Prozess.

00:49:50: Und es ist nie zu spät anzufangen.

00:49:52: Ich dachte mal, oh Gott, ich muss in den ersten zwei Jahren alles perfekt machen.

00:49:55: Nee, in den ersten zwei Jahren muss das Kind einfach nur lernen, du bist da.

00:49:58: So unperfekt wie du bist, du bist da.

00:50:00: Das reicht erst mal.

00:50:01: Unter sechs müssen sie nur lernen, ich bin gut.

00:50:03: Ich bin ein gutes Kind.

00:50:04: Ich mache total viel Mist, aber ich bin ein gutes Kind.

00:50:06: Okay, alles klar, gut, check.

00:50:08: Und danach können wir auch, weiß ich nicht,

00:50:10: ich dachte, ich müsste meine Kinder an klassische Konzerte schleppen

00:50:13: und zum Karate und weiß egal was.

00:50:15: Nee, haben wir alles, haben wir ganz viel Zeit dafür.

00:50:17: Es ist alles ein Prozess.

00:50:19: Wir können das ausgewachsen irgendwann so 21, 23 Jahre.

00:50:22: Sie haben ganz viel Zeit, um Dinge mit unseren Kindern zusammen zu lernen.

00:50:26: Schön.

00:50:28: Liebe Nikola, ich danke dir so sehr für dieses tolle Gespräch.

00:50:32: Wirklich, ich bin noch richtig gefangen in diesen ganzen Dingen,

00:50:35: die ich hier auch lernen durfte heute.

00:50:37: Vielen, vielen Dank.

00:50:38: Hast du noch ein Schlusswort vielleicht für unsere Zuhörer*innen da draußen?

00:50:43: Ich glaube, was wichtig ist, ist wirklich, wenn wir Eltern uns bewusst werden,

00:50:48: okay, was wäre denn die artgerechte Situation,

00:50:51: wenn wir uns einfach bewusst sind, dass wir nicht artgerecht leben

00:50:55: und gleichzeitig uns vertrauen,

00:50:58: weil wenn sich was falsch anfühlt als Eltern, dann ist es in der Regel auch falsch.

00:51:02: Für dich, für dein Kind.

00:51:04: Dann können wir wirklich weitkommen

00:51:06: und dann können wir viel stärker sein

00:51:08: und auch viel stärker für das Kämpfen, was wir wirklich brauchen.

00:51:10: Denn es muss nicht so sein, wie es jetzt ist.

00:51:13: Wir können tatsächlich sagen, Moment, das hier ist wirklich gar nicht anders.

00:51:17: Das ist mir zu viel Stress.

00:51:19: Wir nehmen jetzt mal zwei Termine aus der Woche raus, weil das bringt so nichts.

00:51:23: Und gleichzeitig einfach drauf vertrauen.

00:51:26: Ich glaube, dass wir Eltern viel besser wissen, was es eigentlich braucht,

00:51:29: als uns das oft bewusst ist, weil so viele Leute überall reinreden

00:51:32: und weil wir so viel lesen und so viel sehen.

00:51:35: Genau.

00:51:36: Und guck dir auf die Kinder.

00:51:37: Ich sage mal, wer schreit hat recht.

00:51:38: Die Kinder haben immer recht, Kinder, Babys lügen nicht.

00:51:41: Wenn die Kinder sagen, hier stimmt was nicht, ich kann das nicht,

00:51:46: dann stimmt fast nicht.

00:51:48: Und dann können sie das nicht.

00:51:49: Und dann dürfen wir immer darauf vertrauen auf uns und auf unsere Kinder.

00:51:52: Vielen lieben Dank.

00:51:53: Und ich hoffe, euch draußen hat es auch so gut gefallen.

00:51:56: Wir werden auf jeden Fall alles noch mal verlinken in den Shownoten,

00:51:58: dass ihr vielleicht auf die Camps Zugriff habt,

00:52:00: auf die Bücher, die wir ja heute erwähnt haben.

00:52:02: Und genau, wenn es euch auch so gut gefallen hat,

00:52:04: lasst uns gerne eine Fünf-Sterne-Bewertung da.

00:52:06: Vielen Dank, liebe Nicola.

00:52:08: Und bis bald. Tschüss.

00:52:10: Danke, Mella.

00:52:11: "Talk" - der Podcast von Mamas für Mamas.

00:52:15: Eine Antenne Niedersachsen-Produktion.

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