Stillberatung: Was tun, wenn's nicht läuft

Shownotes

Stillprobleme werden die meisten Mamas wohl nur zu gut kennen. Und genau deswegen hat Mela eine Expertin eingeladen: Gästin Melissa ist nicht nur Hebamme, sondern auch Stillberaterin. Sie begleitet Mamas schon ab der Schwangerschaft und gibt Still-Vorbereitungskurse. Denn so einfach und intuitiv wie man glaubt, ist es nicht. Das musste Mela auf die harte Tour lernen. Sie bezeichnet die ersten beiden Wochen Stillen als die "schmerzhafteste Erfahrung ihres Lebens". Aber muss Stillen am Anfang wirklich wehtun? Und wie ist das eigentlich mit dem Zufüttern? Ist das Fläschchen schlecht für die Stillbeziehung? Diese und noch viel mehr Antworten bekommt ihr in der Folge. Melissa gibt aber nicht nur Tipps für einen leichten Stillstart, sondern auch fürs Abstillen. Das Thema ist bei Mela nämlich gerade ganz akut. Also, ganz egal, ob ihr gerade schwanger oder schon still-erfahren seid, hört unbedingt rein! Und lasst auch gerne eine Bewertung da! :)

Melissa bei Instagram: https://www.instagram.com/missionmidwife_stillberatung/

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Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo ihr Lieben, Mamas da draußen. Hier ist eine ganz tolle Folge zum Thema stillen,

00:00:14: und zwar Stillstart und Abstellen. Und dafür habe ich meine Experten ran geholt. Die liebe Melissa

00:00:21: ist Hebamme und Stillberaterin. Und in der Folge wird es wirklich persönlich, denn Melissa ist

00:00:26: auch dreifache Mama, holt uns rein in ihre eigenen drei Stillgeschichten, die alle ganz unterschiedlich

00:00:32: waren. Ich erzähle auch was über meinen holprigen Stillstart, warum es die schmerzhafteste Erfahrung

00:00:37: meines Lebens war. Genau und egal ob ihr gerade schwanger seid, ob ihr im Wochenbett seid oder

00:00:43: schon lange Mama seid, ich denke jeder kann ja einfach was aus dieser Folge mitnehmen.

00:00:48: Ich freue mich sehr auf meine heutige Gäste, die liebe Melissa Schönfelder. Es geht um das

00:00:56: große große Thema stillen. Wir wollen auch über das Abstellen sprechen, da hattet ihr besonders viel

00:01:01: Interesse dran. Da gehen wir auch auf ein paar Fragen von euch ein. Aber ja, ich möchte gerne

00:01:06: erstmal das Wort an die liebe Melissa abgeben. Danke, dass du Zeit für uns findest und stelle

00:01:10: dich doch gerne einfach mal kurz vor. Ja, hallo Mela, ich freue mich total, dass ich dabei sein darf.

00:01:15: Ich komme aus dem schönen Sauerland. Ich habe selber drei Kinder im Alter von 11 Jahren, von fünf

00:01:21: Jahren und aktuell auch noch ein Baby von elf Monaten. Das wird auch noch gestillt. Genau, ich

00:01:28: habe drei ganz unterschiedliche Stillbeziehungen erlebt. Die erste, als ich noch nicht Hebamme war,

00:01:34: dazu kam ich war zu dem Zeitpunkt 21. Da sind mir schon Schwierigkeiten begegnet, wo ich aus

00:01:42: heutiger Sicht sage, ha, wäre ich mal besser aufgeklärt gewesen. Hätte ich mal eine gute

00:01:49: Unterstützung gehabt, dann wäre die erste Zeit so viel besser gewesen. Und ja, mich begleiten

00:01:54: auch manchmal traurige Momente tatsächlich, wenn ich daran zurückdenke. Danke, euch haben

00:01:58: gleich so viele Fragen im Kopf. Vielleicht einmal ganz kurz vorab, ist jede Hebamme Stillberaterin?

00:02:04: Ja und nein. Also ich würde das mal so sagen, es gibt Hebamme, die sich besonders auf das Thema

00:02:11: spezialisieren und das vielleicht auch aus eigenen Beweggründen sehr leben. Ich würde mich jetzt

00:02:19: einfach mal dazu zählen. Aber klar, wir bekommen natürlich gerade jetzt auch im Studium, aktuell

00:02:25: ist es jetzt ein Studium, wir bekommen ganz viele Inhalte da schon mit. In Ausbildungszeiten war es

00:02:30: unterschiedlich, da war es auch abhängig von der Hebamme Schule, von der Dozentin oder von dem

00:02:36: Dozenten, der das Fach unterrichtet hat. Und dann ist es nochmal davon abhängig, was man danach

00:02:41: für Fortbildung macht. Das heißt, jede Hebamme hat ja eine Fortbildungspflicht, aber jede Hebamme

00:02:48: muss dann eben für sich auch einen Schwerpunkt darauf setzen, damit sie in dem Thema fit bleibt.

00:02:54: Okay, finde ich nämlich total spannend das Thema. Ich bin ja selber Ärztin, wie die

00:02:58: Zuhörer*innen hier wissen, arbeite selber auf der Gündenstation und dementsprechend auch

00:03:04: Wochenbettstationen, bin in der Geburtshilfe. Und ich merke immer wieder, darauf wollen wir heute

00:03:09: auch so einen kleinen Schwerpunkt legen, dass das halt mit jeder Person steht und fällt,

00:03:13: wie weit die Meinungen auseinandergehen bezüglich dieser ganzen Stillthematik, dass ich glaube,

00:03:18: manchmal auch so eine gewisse Erwartungshaltung da ist, dass die Hebamme jetzt auf jeden Fall

00:03:22: im besten Bescheid wissen muss. Ich merke auf jeden Fall, dass es oft veraltete Meinungen gibt,

00:03:28: dass teilweise auch an mich Erwartungshaltung rangetragen werden. Ich hatte zum Beispiel in der

00:03:31: Uni nicht eine Vorlesung oder irgendwas zum Thema Stillen. Ja, wir haben die Brustdrüsen-Entwicklung

00:03:39: und so weiter, solche anatomischen Dinge durchgenommen. Aber ja, das legt einfach den

00:03:44: Grundstein für viele Stillschwierigkeiten. Kann ich nämlich total bestätigen, ich hatte so einen

00:03:50: holprigen Stillstart vor 15 Monaten. Ich stille jetzt ja immer noch ganz viel und war überhaupt

00:03:57: froh, wir sind zu dem Zeitpunkt aufs Land gezogen, dass ich ganz schnell, ich war da glaube ich zu

00:04:02: dem Zeitpunkt, wie weit war ich. Es war bestimmt schon so drei Monate vor ET, vor Entbindungstermin

00:04:07: oder errechnetem Termin und habe dann hier auf den letzten Drücke überhaupt noch eine Hebamme

00:04:12: gefunden. Das war schon eine etwas ältere, in dem Sinne dachte ich auch sehr erfahrene. Hebamme

00:04:18: war auch total lieb und nett und ich war so froh, dass jemand kam und uns das erste Baden etc. gezeigt

00:04:23: hat. Aber im Nachhinein würde ich behaupten, sind auch viele der Stillschwierigkeiten nicht von ihr

00:04:30: erkannt worden oder sie hat mir auch in dementsprechend nicht geholfen, sie zu beseitigen. Ihre Aussage

00:04:35: war immer sechs Wochen lang, tut Stillen weh. Das ist halt so, das ist bei jedem so. Ich wusste so

00:04:41: irgendwie von meinem Bauchgefühl her, ich glaub's nicht. Ich habe dann angefangen selbst zu

00:04:44: recherchieren. Hatte eigentlich auch in meinem Geburtsvorbereitungskurs eine Stunde Stillen mit

00:04:52: zwei tollen Hebammen und es hat aber einfach nicht ausgereicht. Deswegen finde ich so wichtig,

00:04:57: ich würde so gerne den Frauen abnehmen, dass bestimmte Probleme entstehen, die eigentlich ganz

00:05:02: leicht im Vorhinein vielleicht auch sogar schon vermieden werden können. Deswegen auch vielleicht

00:05:06: meine größte Frage an dich. Muss Stillen wirklich wehtun oder gibt es das richtige Anlegen,

00:05:13: das nicht wehtut? Stillen sollte nicht wehtun, vor allem nicht so, dass man Angst vor dem

00:05:19: nächsten Anlegen hat. Also ich glaube, da können wir uns schon mal direkt darauf einlegen und an

00:05:24: deiner Reaktion sehe ich gerade auch so ein bisschen, das trifft es vermutlich oder das trifft

00:05:30: das, was du vielleicht dann eben auch erlebt hast. Ich habe zwei Wochen lang, man stillt ja häufig

00:05:35: und ich habe jedes Mal geweint, ich hatte Angst davor, ich habe Schweißausbrüche gekriegt,

00:05:39: ich hatte Wunde, verletzte, Brustwarzen, es war wirklich, ich habe zu meinem Partner und meiner

00:05:45: Mutter, die viel im Wochenbett davor gesagt, das ist das schmerzhafteste Erlebnis, was ich

00:05:50: jemals bislang in meinem Leben hatte. So sehr hat das weh getan. Ich fand es schlimmer als die Geburt,

00:05:55: weil es immer wieder war. Genau, weil es einfach nicht vorbei geht. Häufig kommt ja dann auch noch

00:06:00: das Zehenwackeln mit dazu, dass sich die Zähnen dann so verkrampfen, sobald man anlegt. Genau,

00:06:06: und das sollte auf gar keinen Fall sein. Und ich glaube dir sofort, dass das so weht hat,

00:06:12: das ist eines der Dinge, wo ich heute sage, ich bin traurig darüber, dass es so gelaufen ist. Ja,

00:06:17: auch da stand ich mit blutigen Brustwarzen unter der Dusche und dabei sind die Tränen übers

00:06:22: Gesicht gelaufen. Ja, es kann sein, dass die ersten Tage, dass die Brustwarzen da empfindlich

00:06:28: sind, das darf so sein. Ich gehöre auch zu den Frauen, die in der Schwangerschaft sehr empfindlich

00:06:34: sind, hormonell bedingt, das ist okay. Aber die Brustwarze darf auf keinen Fall verletzt aussehen.

00:06:41: Und wenn das erste Anliegen kurz unangenehm ist, die ersten Male, das ist okay. Aber dann ist es so

00:06:48: eins, zwei, drei und dann wird das besser. Und dann merkt man nicht mehr viel davon. Das,

00:06:55: was du beschreibst, sollte nicht sein. Danke, ja. Danke, dass du es einmal so klar ausgesprochen

00:07:00: hast. Ich kann ja kurz einmal berichten, wie ich aus diesem Dilemma rausgekommen bin, weil wie

00:07:04: gesagt, ich war ja zwei Wochen lang immer wieder mit den täglichen Hausbesuchern der Hebamme

00:07:09: in Kontakt. Und natürlich hat sie mir verschiedene Stillpositionen gezeigt. Sie hat auch angesprochen,

00:07:15: dass die ganze Brustwarze in den Mund, ganz viel teilweise noch von der Brust mit, aber ich wusste

00:07:20: nicht, wie ich das umsetzen soll. Also sie hat, glaube ich, schon den richtigen Gedanken gang gehabt,

00:07:25: hat es aber auch sich nicht getraut oder war vielleicht einfach nicht ihr Ding, mich zu

00:07:29: unterstützen, indem sie mir das einmal zeigt oder so. Es war halt eher immer so diese Theorie. Und

00:07:33: dann dachte ich irgendwann, okay, ich komme hier nicht weiter. Ich habe dann gelesen, man könnte

00:07:37: sich lasern lassen. Ich habe eine Stillberatung in der Nähe gefunden. Und letztendlich war das

00:07:42: sogar beides vereint in der Klinik, wo ich geboren habe. Mit der Geburtsempfahrung war ich sehr zu

00:07:47: frieden. Am selben Tag habe ich dort angerufen morgens und durfte auch dorthin unter Fieber. Denn

00:07:53: bei mir hatte sich tatsächlich schon Milchstau zum Astitis entwickelt. Und ich wollte unbedingt

00:07:59: keinen Antibiotikum nehmen. Das war so mein Red Flag, dass ich dachte, okay, jetzt muss ich was machen,

00:08:04: weil sonst geht das hier, glaube ich, bergab die Entwicklung. Da bin ich am selben Tag dahin und

00:08:09: ich weiß noch, ich habe vor Erleichterungen geweint, als diese tolle Hebamme, die auch bei mir

00:08:14: bei der Geburt tatsächlich dabei war. Also es war auch schon ein Vertrauensverhältnis da,

00:08:19: was schön war. Also sie hat dann tatsächlich meine Brust genommen, natürlich alles mit

00:08:23: vorher fragen und so weiter. Und hat sie meinem Sohn in den Mund. Ja, bei mir kommt sofort das Wort

00:08:29: gestopft hoch, weil es hat wirklich so angefühlt so plopp einmal richtig rein. Hätte ich mich vorher

00:08:35: nie getraut als diese Stillanfängerin. Und ich habe geweint vor Erleichterung. Genau, es war

00:08:40: der erste Satz, den ich gesagt habe, ich wusste es, ich wusste, dass es ohne Schmerzen geht. Ich

00:08:45: war so erleichtert, wirklich. Das habe ich dann mit ihr, ich glaube, fünf, sechs Mal geübt. Sie

00:08:51: hat gleichzeitig gesagt, es ist ganz wichtig, dass ich jetzt aber auch abhumpe durch die Milchstaus,

00:08:55: die ich schon hatte, dann kamen noch weitere Tipps dazu. Wir wollen jetzt ja gar nicht so viel über

00:08:59: mich da reden. Und dann hat sie noch meine Brustwarzen gelasert, was auch total gut geholfen hat,

00:09:05: einfach diesen Heilungsprozesse beschleunigen. Genau. Das zu mir. Kannst du da von deinen eigenen

00:09:12: Erfahrungen berichten? War das so der klassische Weg? Was gibt es vielleicht noch darüber hinaus?

00:09:17: Also ich glaube, die Schmerzen im Brustwarzen, das ist schon eines der Hauptgründe, warum das

00:09:22: Stillen wirklich kippen kann. Denn wie du sagst, die Angst wird dann irgendwie auch von Mal zu

00:09:27: mal größer. Die Schweißausbrüche kommen irgendwann dazu und es vergeht ja auch wirklich die Lust

00:09:32: am Stillen. Die Gedanken kommen, das soll ja so schön sein, wovon alle sprechen. Dadurch,

00:09:38: dass das ja auch eine Ursache hat, in dem Fall, dass das Baby nicht genug Brust im Mund hatte,

00:09:45: kommen dann ja auch noch weitere Komplikationen dazu, nämlich Milchstau. Das nächste ist dann

00:09:50: Nymastitis und auch das führt dann schnell wieder dazu, dass es weiter bergab geht oder

00:09:56: dass es sogar zum Abstillen kommt. Die erste Maßnahme ist natürlich immer das korrekte Anlegen

00:10:01: zu üben. Vom Typ her bin ich so, ich spreche ganz, ganz viel mit den Frauen und leite ganz viel an.

00:10:09: Das heißt, ich habe mir in den letzten Jahren angewöhnt, das Wissen, was ich habe, in Worte

00:10:15: zu packen, damit die Frau das selber umsetzen kann oder bzw. und/oder ich nehme mein Kind dazu,

00:10:23: mein Carlo, kein echtes Kind. Ich setze mich notfalls auch genauso hin wie die Frau und wir

00:10:30: machen dann jeden Schritt zusammen. Mir ist immer wichtig, dass die Frau wirklich in Verständnis ein

00:10:36: Gefühl dafür bekommt, was sie macht und was sie machen muss, damit das Baby dann eben gut angelegt

00:10:42: ist. In der schlimmste finde ich immer, ja wenn Kinder von außen angelegt werden, von Fachpersonen,

00:10:50: aber die Beschreibung dazu fehlt, die Frau ist kein bisschen schlauer danach, also wenn der Rest

00:10:58: fehlt, das finde ich ganz, ganz wichtig. Mama und Baby bilden eine Einheit und das muss man unterstützen

00:11:05: und das sehe ich auch als mein Job und als Job jeder Hebamme und jeder Stillberaterin und auch

00:11:11: jeder anderen Fachperson, die mit stillen Frauen in Kontakt kommt. Das minimiert meiner Meinung nach

00:11:18: schon viele Stillschwierigkeiten, also da ist man ganz, ganz stark in der Profilachse. Was könnten

00:11:24: noch weitere Stillschwierigkeiten sein? Ich würde sagen, dass Verunsicherungen in Sinne von ja

00:11:34: stillmüten aufkommen können, solche Dinge wie das höre ich ganz häufig. Das Baby muss pro Brust

00:11:41: 15 Minuten trinken. Das ist das, was am Anfang sein sollte und das ist einfach super unrealistisch,

00:11:49: dass jedes Neugeborene 15 Minuten, also insgesamt 30 Minuten aktiv an der Brust trinkt. Also irgendwie

00:11:59: zwischen 5 und 7 Minuten aktiv trinken. Das ist das, was viele Neugeborene tatsächlich auch schaffen.

00:12:05: Natürlich gibt es auch Ausnahmen, das ist ja auch immer ein bisschen individuell und tatsächlich

00:12:09: kommt es auch gar nicht so auf die Zeit an, sondern was das Kind macht. Also wie sehr setzt

00:12:15: das eben Zunge und Kiefer ein, wie aktiv, wie effizient ist das Trinken an der Brust. Damit

00:12:21: kann man aber sehr stark verunsichern, weil wenn Mama dann immer damit beschäftigt ist,

00:12:26: auf die Uhr zu gucken, vielleicht denkt sie dann auch, das Stillen läuft nicht gut oder funktioniert

00:12:31: nicht gut, denn mein Baby hält diese Zeit, die mir da gesagt worden ist, gar nicht durch. Ergo,

00:12:36: ich habe entweder zu wenig Milch oder mit meinem Baby stimmt vielleicht irgendwas nicht. Das ist

00:12:42: immer schwierig, finde ich nicht so gut. Ja, auch solche Sachen wie das darf nicht gegessen werden,

00:12:48: jenes darf nicht gegessen werden, so klassisch Kohl und Getränke mit Kohlensäure werden gar nicht

00:12:53: erst gebracht, auch das ist natürlich total doof und nehmen mehr die Lust am Stillen als alles andere.

00:12:59: Ja, wo du es gerade angesprochen hast, ich finde, das ist auch so ein typischer Mythos,

00:13:04: die Milch reicht nicht. Ich habe noch viel zu wenig Milch. Das beobachte ich so häufig in der

00:13:09: Klinik, bei uns sind ganz, ganz viele Kinder zugefüttert. Wie stehst du dazu? Was ist die

00:13:15: Definition von zu wenig Milch? Also erst mal ist es ja so, die ersten Tage nehmen die Kinder ab,

00:13:22: das ist erst mal normal. Normal wäre bis 7 Prozent. Das heißt, das ist das, was die meisten

00:13:28: Neugeborenen an Gewicht verlieren, von ihrem Geburtsgewicht ausgesehen. Und wenn die Kinder

00:13:34: 7 Prozent erreicht haben, dann muss man eigentlich besonders darauf achten, nochmal auf das Stillmanagement

00:13:39: zu gucken. Zu gucken, ist das Kind wirklich richtig angelegt, denn wenn das Kind nicht

00:13:44: richtig angelegt ist, bekommt es ja auch eben weniger Milch aus der Brust. Dann ist der Milchtransfer,

00:13:50: so nennt man das gestört. Der Weg von der Brust zum Kind ist dann gestört. Wenn wir dann wirklich die

00:13:56: 10 Prozent erreicht haben, da könnte es theoretisch für das Kind kritisch werden, aber auch das muss

00:14:03: man in der Gesamtsituation betrachtet werden. Dazu ein Beispiel. Das Kind hat jetzt am 4.Tag

00:14:09: die 10 Prozent Grenze erreicht und die Mama hat genau an diesem Tag dem Milch einen Schuss,

00:14:14: ich sehe das Kind, es geht gut an die Brust, es schluckt hörbar und sichtbar. Man kann es eben

00:14:21: auch an gewissen Bewegungen sehen. Im Halsbereich, dann kontrolliere ich nochmal einmal engmaschig.

00:14:28: Dann gucke ich, was wiegt das Kind am nächsten Tag unter gleichen Bedingungen und meistens ist

00:14:32: das dann so, dass sich die Kinder einen Riesensprung machen. Das heißt, dann haben sie einmal mit einem

00:14:37: Schlag 100 Gramm zugenommen, weil sie ihre Flüssigkeitsreserven wieder aufgefüllt haben.

00:14:42: Das setzt Wissen voraus. All diese Dinge, die setzen Wissen und Erfahrung voraus. Das Kind

00:14:49: meldet sich oft und möchte alle 30 bis 60 Minuten gestillt werden. Das ist nicht die

00:14:56: Definition von zu wenig Milch. Das ist einfach etwas, was physiologisch ist, denn das Kind

00:15:01: möchte ja instinktiv dem Milcheinschuss provozieren und das kann es nur, indem es immer wieder an

00:15:09: der Brust saugt, egal ob das jetzt effektiv ist oder auch zum Beruhigen. Da brauchen wir gar nicht

00:15:17: unterscheiden. Beides lässt den Prolaktin-Spiegel, also den Milch-Bildungshormonspiegel steigen. Und das

00:15:26: führt am Ende dazu, dass die Frau auch gut in die Milchbildung kommt. Auch da müssen wir gut

00:15:30: aufpassen, dass wir da nicht verunsichern. Gibt es denn dieses klassische, also ich möchte darauf

00:15:35: hinaus bei uns in der Klinik und ich glaube, es sind vielen Kliniken der Standard, dass die Mamas

00:15:40: bis zu drei Tage nach Geburt in der Klinik bleiben. Das ist ja meist auch die Zeit, wo der

00:15:44: Milcheinschuss noch nicht stattgefunden hat. Und dann wird immer das Weinen der Neugeborenen

00:15:50: von den bei uns Krankenschwestern. Ich glaube, es ist häufig auch tatsächlich, dass sich die

00:15:54: Krankenschwestern um die Wöchnerinnen kümmern und nicht die Hebammen, dass dann oftmals das

00:15:59: Weinen der Babys als Hunger interpretiert wird und dann wird halt ganz, ganz oft einfach zugefüttert.

00:16:05: Und ich habe manchmal das Gefühl, dass das den Stillprozess oder auch gerade den Stillstart

00:16:11: verschlechtert, verzögert, gerade was du beschrieben hast, weil ja auch das Klass dann die

00:16:17: Milchbildung fördern soll. Also so erkläre ich es mich, ich bin auch keine Expertin auf dem

00:16:22: Gebiet. Ich gebe gerne das Wort direkt wieder an dich ab, diesbezüglich. Ja, tatsächlich,

00:16:27: es ist da wichtig, das große Ganze zu sehen. Ich würde noch nicht mal bei dem Zufüttern anfangen,

00:16:34: sondern normalerweise ist es total wichtig, dass man von Anfang an das aktive Bonden-Haut an Haut

00:16:41: eben unterstützt. Denn das führt schon dazu, dass ein Kind ruhiger bzw. zufriedener ist. Wir

00:16:50: haben Neurezeptoren auf unserer Haut, das heißt auch das fördert wiederum die Milchbildung. Auf

00:16:56: der anderen Seite dieser Hautkontakt beruhigt das Kind ungemein. Der Blutzucker vom Kind ist

00:17:01: besser. Das heißt, das Kind hat mehr Kraft für den Wärmeerhalt. Das Kind hat mehr Kraft zum

00:17:06: trinken. Also da starten wir eigentlich. Klar, dann kommt das korrekte Anlegen, die Stillhilfe,

00:17:13: wenn irgendwas vielleicht nicht ganz so gut funktioniert, aber auch so ein bisschen das

00:17:17: Vertrauen in die in die Wöchneren sich da auszuprobieren und eben bestärkt daneben zu stehen.

00:17:25: Mama und Baby müssen sich ja auch eben erstmal kennenlernen. Auch das ist normal. Ja und wenn

00:17:31: es dann wirklich zu einer richtigen Indikation kommen sollte. Das heißt, wir haben jetzt über

00:17:38: zehn Prozent Gewichtsabnahme vom Geburtsgewicht. Es liegt nicht daran, dass die Frau unter Geburt

00:17:45: viele Infusionen bekommen hat. Auch da müssen wir darauf gucken, die Aussteilung vom Baby ist

00:17:50: nicht mehr adäquat. Das Verhalten des Babys ist nicht mehr adäquat. Das heißt, wir haben das

00:17:55: große Ganze. Dann, finde ich, sollte es Standard sein, dass wir auch stillfreundliche Zufütterungsmöglichkeiten

00:18:02: in dem Haus haben. Ich spreche jetzt nicht von einem Notfall. Da muss man vielleicht wirklich auf

00:18:06: die Flasche oder auf andere Wege ausweichen. Aber erst mal, wenn eben die Zeit da ist, dann wäre es

00:18:14: doch wichtig, dass man da stillfreundliche Methoden hat. Das setzt auch voraus, ich sage mal, dass

00:18:21: die Leitung daran ein Interesse hat. Einige Häuser machen das vor, dass das geht. Ich kenne Häuser,

00:18:28: die das so leben. Und dann kann man auch bei einer wirklichen Zufütterungsindikation stillerhaltend

00:18:37: beraten. Kannst du dir ein Beispiel nennen, worauf möchtest du hinaus? Was sind stillfreundliche

00:18:42: Zufütterungsmöglichkeiten? Zum Beispiel eine Spritze mit einer Sonde. Eigentlich sind das

00:18:48: Magensonden für Frühgeborene bzw. Neugeborene. Und ganz vereinfacht gesagt, die Mama legt erst

00:18:57: mal möglichst korrekt an. Und dann wird eben dieser kleine Schlauch mit in den Mund geschoben

00:19:05: vom Baby. Und das Baby trinkt dann aus der Brust und aus dieser Spritze gleichzeitig. Je nachdem

00:19:11: Muttermilch oder eben Pränahrung. Es gibt aber auch noch weitere Möglichkeiten, zum Beispiel würde

00:19:18: das Saug freie,

00:19:19: zufüttern eine Möglichkeit sein, das heißt mit Löffel oder auf einem Becher.

00:19:23: Auch das können Neugeborene mit richtigen Technik schonen. Oder was auch

00:19:28: geht, ist ein Fingerfiederaufsatz im Mundwinkel des Kindes. Also nicht mit dem

00:19:33: Finger gegeben, das ist nicht stillhalten, das ist nicht stillfreundlich, weil auch

00:19:38: da das Kind den Mund schließen muss statt öffnen muss und wir einen sehr

00:19:41: starken Reflex unter dem Gaum auslösen. Das ist das, was wir nicht wollen, weil

00:19:46: das ist etwas, woran sich das Kind eben gewöhnt und was die Brust in aller Regel

00:19:51: nicht bieten kann. Das heißt, wenn dann die Brust kommt, dann kommt die Frustration

00:19:56: des Kindes und die Brust mit abgelehnt und das wollen wir versuchen zu vermeiden.

00:20:00: Deswegen funktioniert häufig die Kombination mit Flasche und Stillen

00:20:05: eben nicht so gut. Bei manchen Kindern mehr, bei manchen Kindern weniger. Das

00:20:09: Blöde ist, man weiß das vorher nicht. Es reicht theoretisch einmal das Geben der

00:20:15: Flasche oder das Fingerfiedling aus, dass ein Kind danach die Brust ablehnt oder

00:20:21: noch mehr ablehnt, wie vorher schon. Danke, dass du das einmal so klar sagst.

00:20:26: Siehst du, ich kannte das nicht mehr, dieses Stillfreundliche zu füttern. Bei uns

00:20:29: ist es immer sofort das Fläschchen. Natürlich alle wollen ja letztendlich der

00:20:34: Mutter und dem Kind was Gutes tun und denken sich, das arme Kind, das war

00:20:38: nicht so stark. Und letztendlich weiß man oftmals gar nicht, was man damit für

00:20:42: ein Problem schafft, nicht nur von der Stillbeziehung her, sondern auch, dass

00:20:45: dann die Fremdsauger sofort im Spiel sind, wie du schon erwähnt hast.

00:20:49: Danke fürs Teilen und auch an euch da draußen. Ich bin Ärztin und habe in

00:20:54: zwei Kliniken gearbeitet, schon viele andere Kliniken kennengelernt und ich

00:20:58: wusste davon nichts. Also zeigt mal wieder, wie wir hinterher hinken in

00:21:02: diesen großen Gesundheitssystem in dem Falle und finde ich total schade

00:21:07: persönlich und deswegen freue ich mich so, dass wir heute hier darüber sprechen.

00:21:11: Und ich wollte noch eine wichtige Frage an dich richten, liebe Melissa, vielleicht

00:21:16: um dieses große Thema Stillstaat einmal abzuschließen.

00:21:19: Kann man sich denn, bevor das Baby da ist, aufs Thema stillen vorbereiten?

00:21:25: Ich glaube, ich kenne deinen Stillvorbereitungs-Gurs. Du hast selber einen, oder?

00:21:30: Ja, genau. Und das ist auch für Mamas oder

00:21:33: werdende Mamas, die noch keine Stillerfahrung haben, aber sich gerne

00:21:36: darauf vorbereiten möchten? Ja, genau. Das, was du vorhin gesagt hast,

00:21:40: dass in Geburtsvorbereitungs-Gursen einfach nur eine gewisse Zeit bleibt und

00:21:44: das Thema dann eben auch sich anzuschauen, das ist einfach häufig nicht genug.

00:21:49: Also das Thema Geburt ist ja schon extrem groß. Man hat den Fokus darauf,

00:21:53: wenn man in so ein Geburtsvorbereitungs-Gurs geht und dann kommt nochmal das

00:21:57: große Thema Stillen dazu und ja, das war irgendwann anders, dass ich das getrennt

00:22:03: habe. Ich kann es nur jeder werdenden Mama von Herzen wirklich empfehlen, weil ich

00:22:09: es so wichtig finde, mitzudenken. Das Allermeiste ist total logisch beim Thema

00:22:15: Stillen. Aber man muss es einmal gehört haben und dann macht es eben erst Sinn.

00:22:21: Und es gibt so viel, was man dann tun kann, also zum einen, damit keine Stillschwierigkeiten

00:22:28: auftreten, nochmal Stichwort Prävention. Es geht aber zum Beispiel bei mir auch

00:22:33: darum, was man tun kann, wenn Stillschwierigkeiten da sind. Das heißt, was

00:22:38: sind die ersten Hilfe-Maßnahmen? Was kann ich denn machen, um jetzt aus der

00:22:42: Situation rauszukommen bzw. ja, die Zeit zu überbrücken, bis ich mir außerhalb

00:22:48: der Klinik dann wirklich nochmal Hilfe holen kann, zum Beispiel bei einer

00:22:51: Stillberaterin, zum Beispiel bei meiner Wochenbetehebamme. Ich glaube, ich kann

00:22:55: für viele sprechen, wenn ich sage stillen, ist nicht immer sofort romantisch.

00:22:59: Das sage ich da auch ganz offen. Dein Profil bei Instagram heißt, wie kannst

00:23:04: du das bitte noch einmal sagen, dass dich schon mal alle finden an der Stelle?

00:23:07: Mission, Mit-Wive, Unterstrich, Stillberatung. Sehr schön. Und ich wünschte auch, ich hätte

00:23:13: so einen Kurs gemacht. Ich habe ihn ja leider nicht gemacht. Ich dachte ja schon,

00:23:16: ah, in meinem Geburtstherberatungskurs gibt es sogar einen Kapitel dazu. Ich glaube,

00:23:20: das war eine Stunde lang. Ich hatte so einen Online-Kurs gemacht und dachte halt,

00:23:24: oh, ich bin top vorbereitet und den Rest mache ich intuitiv. Da war es leider das

00:23:30: Kind in den Grund gefallen bei mir, also wenn ich jetzt im Nachhinein dran denke.

00:23:33: Genau, also ihr Lieben da draußen. Wenn ihr wollt, schaut mal vorbei bei der

00:23:38: Lieben Melissa. Und jetzt würde ich gerne noch zum Thema abstellen kommen. Ich hatte

00:23:44: ja, wer den Podcast hört, schon mal ein bisschen berichtet in meiner letzten

00:23:48: Live-Update-Folge. Da hatte ich nämlich das Thema abstellen, versucht anzugehen.

00:23:53: Und ich glaube, bei mir war es auch wieder so ein bisschen klassisch. Ich bin in den

00:23:57: Job wieder eingestiegen und plötzlich habe ich gemerkt, anstatt dass das Stillen

00:24:02: weniger wird, es wird immer mehr und es wird plötzlich so anstrengend, dass sich

00:24:06: dann auch noch am nächsten Tag funktionieren muss. Die Elternzeit ist

00:24:09: vorbei, da war es immer noch so, ja, da komme ich schon irgendwie durch den Tag

00:24:13: und jetzt muss ich halt morgens um sieben da in der Klinik auf der Mathe stehen.

00:24:17: Und ich muss auch sagen, ich war auch dort wieder nicht richtig informiert.

00:24:21: Ich habe mich halt an gewisse Schlafbedarftabellen gehalten, die so im

00:24:27: Netz kursieren und war eher darauf eingestellt, ja, sobald die Beikost

00:24:31: Einführung ist, wird es ja alles weniger. Aber jetzt merke ich, natürlich steht

00:24:35: und fällt es wieder mit dem Charakter des Babys, würde ich sagen. Mein Sohn ist

00:24:39: jemand, der ganz viel Nähe braucht, der jetzt auch den Krippenstart mit Stillen

00:24:44: kompensiert, gerne auch in der Nacht, nicht nur tagsüber, tagsüber es ist

00:24:48: weiterhin viel, aber nachts noch viel mehr. Ja, ich habe dann, glaube ich, auch in

00:24:53: Anführungszeichen den Fehler gemacht, dass ich dachte, okay, jetzt ist

00:24:56: Eingewöhnung und wir machen Abstillen nachts gleichzeitig, hat leider nicht

00:25:01: geklappt. Genau, so viel vielleicht zu meinem Hintergrund. Wie war es denn bei dir?

00:25:05: Würdest du auch deine zwei Abstillgeschichten vielleicht in Kurzform

00:25:10: irgendwie erzählen oder deine Lehren daraus und vielleicht auch direkt, ja,

00:25:14: gibt es grundsätzliche Tipps? Ich stehe wie gesagt immer noch mit einem

00:25:18: Großfragezeichen davor und habe mich jetzt irgendwie wieder so ein bisschen

00:25:21: damit arrangiert, das mehr zu akzeptieren, weil eigentlich will ich auch noch

00:25:25: stillen. Es war eher dieser äußere Umstand, der mich dazu verleitet hatte

00:25:28: mit dem Arbeiten. Ja, ich kann gerne mal erzählen, wie ich das bisher erlebt habe.

00:25:32: Wie gesagt, bei meinem ersten Kind war ich noch keine Hebamme und ich habe da

00:25:37: damals abgestellt, weil wir ganz viele Fremdsauger im Spiel hatten und

00:25:42: tatsächlich hat sich mein Sohn mit acht Monaten in der Anführung strichen von

00:25:46: alleine abgestellt. Ich glaube, es hat sich auch schon so mit sechs, sieben Monaten

00:25:50: raus kristallisiert. Die Sorgverbührung, immer wieder diese Sorgpräferenzverschiebung,

00:25:54: dass er dann gerne auch geschnullert hat und gerne dann auch mal die Flasche

00:25:59: zwischendurch wollte. Ja, und bei meinem zweiten Sohn war es so, dass ich auch sehr

00:26:04: schnell tatsächlich nach acht Wochen nach der Geburt wieder arbeiten musste

00:26:08: als Hebamme. Ich konnte mir leider damals keine Elternzeit gönnen.

00:26:14: Ich habe das mit meinem Mann zusammen gut gerockt. Also wir haben uns wirklich gut

00:26:19: aufgeteilt und trotzdem war es natürlich sehr, sehr anstrengend. Ich habe

00:26:24: das noch bis zum sechsten Monat durchgezogen, aber zwangsläufig hatten wir da

00:26:30: Fremdsauger auch wieder im Spiel und man hätte es sicherlich auch noch anders

00:26:34: machen können, also ohne Fremdsauger, aber die Situation war so, wie sie war.

00:26:39: Auch da zu dem Zeitpunkt hat mir ein bisschen gefehlt, um das noch besser

00:26:43: umzusetzen. Ja, genau. Und mein Sohn hat dann sehr stark angefangen zu beißen.

00:26:49: Das war ein ganz großes Problem, dadurch, dass auch mein zweiter Sohn

00:26:53: schnuller und Flasche kannte und natürlich da auch drauf rumgebissen hat.

00:26:57: Hatte das dann natürlich auch bei mir versucht und das war so belastend

00:27:01: irgendwann, dass ich das Stillen wirklich nicht mehr genießen konnte. Und ja, dann war

00:27:08: ein Geburtsverbereitungskurs. Da erinnert mich noch ziemlich gut dran.

00:27:12: Und ja, eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in den Pausen immer wieder

00:27:16: zu pumpen, was ja einfach auch für die Milchbildung dann total wichtig ist.

00:27:20: Und das habe ich irgendwie nicht geschafft, weil immer wieder Fragen in den Pausen waren.

00:27:24: Ich bin dann auch an dem nächsten Tag mit Milchstau quasi aus dem Kurs rausgegangen.

00:27:30: Und das ist leider in aller Regel so, dass wenn so etwas passiert ist, dass die

00:27:35: Milchmenge auch erstmal einbricht. Eigentlich nach jedem Milchstau bricht

00:27:38: erstmal die Milchmenge ein, denn es ist ja eine natürliche Schutzreaktion vom

00:27:41: Körper, die Milchmenge darunter zu schrauben. Dann war auch noch die

00:27:45: Milchmenge ein Problem, das heißt beißen, Frust auf Seite meines Kindes und dann

00:27:51: auch noch die Milchmenge, die dann noch schlechter wurde und auch dann ist es zum

00:27:55: Abstillen gekommen. Ja, also wieder ziemlich unfreiwillig.

00:27:59: Genau, und jetzt ist es ganz anders bei meiner Tochter. Also von Anfang an ist es

00:28:05: ziemlich entspannt, muss ich sagen. Und auch bis zum heutigen Tage. Ich mache mir

00:28:11: gar keinen Druck. Ich bin tiefenentspannt, was das Thema angeht. Ich lasse mir da

00:28:15: auch natürlich überhaupt nicht reinreden. Solange sie möchte, kann sie trinken.

00:28:20: Und ob das jetzt in ein, zwei oder drei Jahren zu Ende ist die Stillbeziehung.

00:28:24: Das ist für mich okay, solange diesmal keinen Druck dahinter steht.

00:28:28: Schön, kann ich total nachempfinden. Hatt ich ja auch schon kurz angedeutet, dass

00:28:34: für mich ja auch dieser äußere Umstand so viel Druck plötzlich auf mich

00:28:39: übertragen hat mit dem Arbeiten gehen. Ich muss auch sagen, das ist auch immer

00:28:42: noch nicht weg. Dadurch, dass jetzt auch wieder Backenzähne sind, jetzt vier

00:28:47: Stück da. Ich glaube, die Aktien kommen direkt hinterher.

00:28:50: Ich kenne das Beisthema auch. Bei uns ist das vor allem, wenn er selber zahnt, dass

00:28:54: er beisen möchte. Ich habe jetzt mittlerweile gelernt, seine

00:28:57: Körpersprache so gut zu lesen, dass ich ihn vorher abdocken kann. Aber ich bin

00:29:01: trotzdem, ich sitze angespannt da und beobachte ihn einfach nur.

00:29:04: Das haben wir mittlerweile perfektioniert. Genau. Und ich glaube, eine der häufigsten

00:29:09: Fragen aus der Mama Talk Community war, gibt es denn trotzdem einen sanften Weg

00:29:16: des Abstellens. Ich glaube, viele Mamas kennen nämlich das, was ich auch

00:29:19: geschildert habe. Und ich finde es auch schön, dass du ganz ehrlich gesagt hast,

00:29:24: ihr habt Fremdsorger benutzt. Das kennen auch ganz, ganz viele. Wir wollen hier auch

00:29:27: gar nicht judging oder irgendwas. Jede Familie wählt da, finde ich, seinen oder

00:29:32: ihren persönlichen Weg. Trotzdem hast du ganz klar dargestellt, was für

00:29:36: Fortnachteile das halt trotzdem hat. Gibt es trotzdem, wenn jetzt Mama und

00:29:42: Baby in dem Sinne vielleicht dann auch eher die Mama gerne den sanften Weg des

00:29:45: Abstellens wählen würde, gibt es da Methoden, die du uns vielleicht ein

00:29:50: bisschen näher bringen könntest? Sanft in dem Zusammenhang kann schwierig sein,

00:29:55: denn wir können ja schlecht voraussagen, wie ein Kind dann eben reagiert.

00:30:01: Jedes Kind ist individuell und wenn ein Kind sehr stark am stillen hängt, dann

00:30:05: kann es natürlich dazu kommen, dass einfach auch viele Tränen fließen,

00:30:10: vielleicht auch auf beiden Seiten. Selbst wenn die Mama den Wunsch hat abzustellen,

00:30:15: kann es ja trotzdem sein, dass es auch für Mama schwierig ist. Also man muss

00:30:18: halt so eine Situation aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.

00:30:22: Der Druck kann einfach so groß sein, selbst wenn man es gerne anders hätte, dass

00:30:27: man irgendwie auch keinen anderen Ausweg sieht oder das ist vielleicht in dem

00:30:30: Fall auch keinen anderen Ausweg gibt. Wir stecken nicht in der Haut von anderen

00:30:35: Frauen, das ist immer viel zu einfach gedacht. Was natürlich wichtig ist, dem

00:30:40: Kind nach und nach zu zeigen, wenn man sich dann entscheidet abzustellen, dass

00:30:45: die Nähe auch anders stattfinden kann. Also wichtig finde ich dann, das Weinen

00:30:51: zu begleiten, auch wenn das dann schwer ist. Es gibt natürlich auch solche

00:30:55: Abstillpläne, wo man dann sagt so und so für Minuten dann an dem Tag nicht

00:31:02: stillen und so weiter. Find ich alles sehr schwierig, muss ich sagen, denn an sich

00:31:07: kennt jede Mama ihr Kind am besten und häufig, wenn das Kind noch nicht

00:31:13: bereit ist, ist es halt so, dass Tränen fließen. Egal ob man an dem Tag jetzt nur

00:31:18: fünf oder zehn Minuten das stillen sozusagen nicht versucht oder ja, ob

00:31:23: man es von heute auf morgen sozusagen versucht abzugewöhnt, die Tränen

00:31:28: werden fließen in so einem Zusammenhang. Was ich aber wichtig finde, wie gesagt, ist

00:31:35: dem Kind zu zeigen, ich bin immer noch da, die Nähe ist immer noch da, ich

00:31:40: begleite dich bei diesem Prozess und ich lasse dich da auch nicht allein. Also es

00:31:46: gibt ja auch so diese Vorschläge, das Kind mal im Wochenende mit Papa zu

00:31:50: lassen zum Beispiel. Das würde ich auf gar keinen Fall empfehlen. Da lernt das

00:31:54: Kind eigentlich das erste Misstrauen, würde ich sagen. Das wurde etwas, ich

00:32:01: möchte gar nicht sagen weggenommen, aber es wird jetzt schon etwas nicht weiter

00:32:06: gemacht, was das Kind gerne weiter machen würde und dann ist Mama auf einmal

00:32:12: für ein ganzes Wochenende weg oder auch nur für 24 Stunden weg. Das ist sehr, sehr

00:32:16: schwer für so ein Kind überhaupt zu begreifen. Es kann es gar nicht begreifen

00:32:20: und deswegen würde ich das auch auf gar keinen Fall empfehlen. Ich finde es gut,

00:32:24: dass du es nochmal betont, dass es diesen vielleicht sanften Weg des

00:32:27: Abstellens gar nicht richtig gibt, weil ich finde, das nimmt einem auch diese

00:32:32: Erwartungshaltung, dass man das schaffen muss, dass das Kind nicht weint. Es gibt

00:32:38: nun mal die Momente, wenn man sich dafür entschieden hat, wie auch immer die

00:32:40: Arbeitssituation etc. ist. Ich finde, es kann auch den Druck nehmen, dass man es

00:32:45: jetzt nicht perfekt in dem Sinne für das Kind und für sich selbst machen kann,

00:32:49: aber man kann es begleitend machen. Das finde ich schön, dass du das betont

00:32:54: hast und ich muss sagen, wir haben auch schon diese Erfahrungen gemacht und bei

00:33:00: uns hat es eine Woche lang ganz gut geklappt mit dem nächtlichen Abständ.

00:33:03: Da würde ich dich auch gerne nochmal fragen. Wir haben uns da so ein bisschen

00:33:06: versucht an das räumliche nächtliche Abstillen zu halten. Ich habe aber im

00:33:11: Nachhinein auch gemerkt, dass das glaube ich ein bisschen zu viel war an Stunden

00:33:14: für unser Kind, weil er an sich tagsüber Fläschchen nimmt, aber nachts nicht und

00:33:19: dann plötzlich halt diesen langen Zeitraum ohne stillen schaffen hätte

00:33:23: sollen, was nicht geklappt hat bei uns. Und momentan sind wir dazu übergegangen,

00:33:27: dass wir es ein paar Stunden nachts aussparen. Genau, also ich hatte auch gelesen,

00:33:33: dass es dieses zeitliche Abstillen gibt, das räumliche Abstillen, vielleicht kannst

00:33:36: du dir auch nochmal ein paar Sätze einfach zu sagen, was auch deine

00:33:39: Erfahrungen nach vielleicht ganz gut klappt. Also ich würde auch da sagen, dass

00:33:43: es da wieder sehr stark aufs Kind ankommt, nicht alles funktioniert für jedes

00:33:48: Kind gleich gut. Und ich habe immer ganz viel Vertrauen in die Mamas, weil die ihr

00:33:53: Kind am allerbesten kennen und vor allem ist es halt auch immer wieder die Frage,

00:33:58: was ist der Mama denn wichtig? Ist der Mama wichtig, dass das Baby zum Beispiel

00:34:03: im eigenen Zimmer schläft, weil die Mama dann zum Beispiel viel viel besser

00:34:06: schlafen kann? Wie alt ist das Kind überhaupt? Ich würde natürlich eine

00:34:10: Mama mit einem Kind, was zehn Monate alt ist, anders beraten als eine Mama,

00:34:15: dessen Kind zweieinhalb Jahre alt ist. Auch das spielt ja irgendwo eine Rolle.

00:34:20: Genauso das zeitliche Abstillen. Wenn das Kind unter einem Jahr alt ist, würde ich

00:34:26: zum Beispiel niemals eine Mama empfehlen, das Stillen an der Stelle nachts irgendwie

00:34:32: zu strecken. Das wäre fachlich einfach auch nicht korrekt. Und auch darüber

00:34:36: muss man natürlich gucken, dass das Kind trotzdem in 24 Stunden sozusagen genug

00:34:44: Nahrung aufnimmt. Das heißt man braucht da wieder die Gesamtsituation. Wie ist das

00:34:48: Kind? Ist das Kind ausgewogen? Hat das Kind Alternativen zum Beispiel den

00:34:53: offenen Becher, das ist daraus dringend. Also auch da braucht man dann wirklich einen

00:34:58: individuellen Einblick. Da gibt es nicht so diese Pauschalaussage. Das muss man

00:35:03: wirklich aus mehreren Perspektiven dann sich angucken. Auch wenn ich das jetzt

00:35:08: gerne machen würde und sagen würde, so oder so kann man es machen, aber es gibt

00:35:13: meistens den individuellen Weg. Und da muss man sich alles anschauen. Wie ist die

00:35:18: Familien-Situation? Was ist das, was die Mama gerne möchte?

00:35:22: Sehr schön. Habe ich schon fast erwartet diese Aussage und finde ich auch total

00:35:27: schön, weil es bei dem Thema einfach keine pauschalen Aussagen gibt, denke ich.

00:35:32: Es ist total altersabhängig. Ich merke jetzt auch, weiß gar nicht, wie alt mein

00:35:36: Sohn war, als wir es versucht haben mit dem nächtlichen Abstillen. Es ist

00:35:40: bestimmt jetzt schon zwei Monate wieder her und in der Zeit ist so viel passiert.

00:35:44: Wir haben zum Beispiel angefangen eine Stillgeberde einzuführen. Das war die tolle

00:35:50: Empfehlung unserer Notvollstillberatung und seitdem muss ich sagen, nutzt er

00:35:56: diese Gebärde. Das ist bei uns eine Faust, wo der Daumen quasi rausguckt, wie der

00:36:00: Nüppel. Und seitdem geht er mir nicht mehr ans T-Shirt. Also wir waren schon an

00:36:05: dem Zeitpunkt, dass er mir immer die Klamotten runtergerissen hat. Und das ist

00:36:09: für mich auch schon erleichternend. Genau und er spricht mittlerweile mehr und

00:36:15: ja, wir gucken einfach, wie unser Weg sich weiterentwickelt und sind momentan

00:36:20: auf einem ganz guten Weg. Wie du schon sagst, dass die Mamas gerne mehr an sich

00:36:24: vertrauen dürfen. Und mir war wichtig, ich brauche ein paar Stunden

00:36:28: nächtlichen Schlaf und wir machen momentan so, dass mein Partner ab ein

00:36:33: Uhr nachts mit ihm schläft und schönerweise klappt es bei ihm, dass er ihn

00:36:37: streichelt und er schläft weiter. Und bei mir ist es ein Dauernuckeln. Und so

00:36:41: tasten wir uns da gerade ran und das ist für mich sehr, sehr erleichternend und

00:36:45: das ist nicht mehr dieses große nächtliche Abstillen, was für mich ja so ein

00:36:49: Wunsch war, sondern wir stuckeln es gerade und gucken, was für uns passt.

00:36:53: Mega, finde ich richtig schön. Vor allem unterstreicht es auch wieder, dass

00:36:58: verschiedene Bezugspersonen auf verschiedene Wege haben können. Und auch

00:37:02: das ist etwas, das funktioniert für das eine Kind, für das andere funktioniert

00:37:06: dann wieder etwas anderes. Und wenn das dazu führt, dass es euch allen besser

00:37:10: geht, das heißt dir, deinem Mann, deinem Kind, dadurch aber auch, wenn ihr

00:37:16: ausgeglichener seid, davon profitiert ja auch dein Kind. Und das finde ich so,

00:37:21: was finde ich so schön, dass du da auch auf dein Bauchgefühl hörst.

00:37:25: Danke schön, das freut mich, dass du mich darin auch noch mal bestärkst mit

00:37:28: deiner Expertise. Sehr schön. Wir sind schon am Ende angekommen, auch wenn ich noch

00:37:34: so viele Fragen im Kopf hätte. Ihr lieben da draußen, ich hoffe euch hat die Folge

00:37:39: auch so gut gefallen wie mir. Tausend Dank an Melissa, folgt ihr gerne. Ihr habt

00:37:45: bestimmt mitbekommen, wie viel Fachwissen sie aufweisen kann. Wenn ihr nach

00:37:49: einem Stillvorbereitungskurs guckt, dann macht es gerne auf ihrer Seite und damit

00:37:55: würde ich mich von dir verabschieden. Es sei denn du hast vielleicht noch einen

00:37:58: Schlusswort für die Mama da draußen? Ich glaube das Schlusswort ist wirklich

00:38:03: vertraut in euch und in euer Bauchgefühl. Das ist das, was ich sagen möchte und

00:38:11: ansonsten ja, wissen es macht immer. Das ist vielleicht noch etwas, was ich euch

00:38:17: mitgeben möchte. Wenn nicht bei mir, dann holt euch das Wissen von jemandm

00:38:22: anderes, wo ihr denkt, okay, da bin ich gut aufgehoben. Sehr schön. Vielen Dank,

00:38:26: dir Melissa. Sehr gerne. Ciao.

00:38:29: Mama Talk, der Podcast von Mamas für Mamas. Eine Antenne Niedersachsen-Produktion.

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