Hebamme Alina: Angststörung nach traumatischer Geburt…und der Weg da raus
Shownotes
In dieser Folge widmet sich Mela wieder ihrem Herzensthema: Der gewaltfreien Geburtshilfe. Und dafür spricht sie mit Hebamme Alina. Alina hat eine zweijährige Tochter und ihre Geburtserfahrung war alles andere als gut. Das daraus resultierte Trauma hat Alina lange begleitet. Zuerst eine unentdeckte Wochenbett-Depression, die dann in einer Angststörung endete. Heute kann Alina über ihre Erfahrungen sprechen und möchte damit anderen Mamas helfen. Mit Mela redet sie darüber, was bei der Geburt ihrer Tochter alles schiefgelaufen ist, was das für Auswirkungen auf sie, ihr Kind und ihre Arbeit als Hebamme hatte und welche Schuldgefühle gegenüber ihrer Tochter mit dem Trauma einhergegangen sind. Außerdem erzählt Alina davon, wie lange sie von Arzt zu Arzt gelaufen ist und ihr einfach niemand geholfen hat. Erst nach anderthalb Jahren alleingelassen werden hat ein Arzt ihr die Hilfe beschafft, die sie brauchte.
Das Hilfetelefon nach schwierigen und belastenden Geburten von Mother Hood e.V. erreicht ihr unter 0228 92 95 99 70, mehr im Internet unter: https://hilfetelefon-schwierige-geburt.de/
Gesprächsgruppen für Frauen nach belastenden Geburten und Psychotherapeutinnen: https://schatten-und-licht.eu/
Alinas Website: https://www.hebamme-alina-rehbock.de/ Alina bei Instagram: https://www.instagram.com/_xalinax_/?hl=de
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00:00:00: So, liebe Mamas da draußen, hier spricht mal wieder Mella.
00:00:12: Aber ich freue mich riesig heute auf die Aufnahme, weil es mein absolutes Herzensthema
00:00:16: ist.
00:00:17: Ich hatte es schon mal in einer Story vor ein paar Wochen angekündigt.
00:00:19: Eigentlich sind alle drei Themen mein Herzensthema, aber mein absolutes Herzensthema ist das
00:00:24: einer gewaltfreien Geburtshilfe.
00:00:26: Und damit wir das irgendwann hoffentlich in Deutschland erreichen, kommen wir leider nicht
00:00:32: drum rum, auch über gewaltvolle Geburt zu sprechen.
00:00:35: Und da habe ich heute eine ganz tolle Gäste hier im Podcast, nämlich die liebe Alina.
00:00:40: Nein, ihr müsst jetzt nicht mittlerweile alle Alina heißen, damit ihr irgendwie eine Aufnahme
00:00:44: stattfinden kann.
00:00:45: Ich glaube, du bist jetzt mittlerweile die dritte Alina hier.
00:00:47: Aber erst mal willkommen an dich.
00:00:49: Ich freue mich total, dass du da bist.
00:00:51: Du bist auch Hebamme, was das Ganze noch spannender macht.
00:00:54: Und danke, danke schon vorab, dass du deine Geschichte mit uns teilst.
00:00:58: Hallo erst mal.
00:00:59: Hallo.
00:01:00: Wollen wir direkt rein starten?
00:01:03: Erzähl uns doch mal in deinen eigenen Worten, wer bist du?
00:01:07: Wie alt ist dein Kind?
00:01:08: Wann ist es zu dieser besagten Geburt gekommen und teile gerne das, was du mit uns teilen
00:01:15: möchtest?
00:01:16: Ja, ich bin Alina.
00:01:17: Ich bin 31.
00:01:18: Komm gebürtig aus dem Ruhrgebiet und bin 2016 für meine Hebammeausbildung hier ins schöne
00:01:25: Emsland gezogen und bin dann eben auch hier Hebamme geworden und seitdem auch hier tätig.
00:01:31: Ich habe 2022, am fünften, fünften tatsächlich, internationaler Hebamme am Tag meine erste
00:01:37: eigene Tochter geboren.
00:01:39: Ja, und da leider nicht so schöne Erfahrungen machen dürfen und hatte dann auch ganz schlimme
00:01:46: Wochenbettdepressionen, die dann nicht erkannt wurden, die dann in einer Angststörung geändert
00:01:51: sind.
00:01:52: Und ja, ich arbeite aber seit einem Jahr, also nachdem meine Tochter ein Jahr wurde,
00:01:58: auch wieder als Hebamme hauptsächlich freiberuflich.
00:02:00: Und ich freue mich auf jeden Fall, dass ich die Geschichte hier teilen darf, dass ich
00:02:05: mittlerweile tatsächlich auch kann und hoffe, dass ich auch ganz vielen Frauen damit irgendwie
00:02:11: was mitgeben kann.
00:02:12: Gerade wenn man so als Hebamme über dieses Supersensible und leider einfach noch Tabuthema
00:02:17: spricht, ja, macht das glaube ich schon ganz viel aus, wenn das dann eben auch einfach von
00:02:21: der Person kommt, die vom Fach ist, genau wie du halt eben auch durch deinen Podcast,
00:02:26: durch deinem Beruf auch, glaube ich, eine ganz andere Reichweite und ganz anderes Ankommen
00:02:34: bei den Frauen hast.
00:02:35: Total.
00:02:36: Find ich auch.
00:02:37: Und ich finde es direkt so spannend.
00:02:39: Ich habe mich ja auch auf meine eigene Geburt akribisch vorbereitet, hatte das sogar schon
00:02:43: im Hinterkopf, dass es diese Gewalt in der Geburtshilfe gibt, hatte hier glaube ich sogar
00:02:48: schon, ja klar, ich hatte in der Schwangerschaft schon meinen eigenen Account Holistic Birth
00:02:51: Dog gegründet.
00:02:52: Und trotzdem hatte ich ja selbst unangenehme Situationen unter der Geburt.
00:02:58: War das bei dir ähnlich?
00:02:59: Wusstest du um das Thema?
00:03:00: Und bist als Hebamme dann auch in Anführungszeichen gut vorbereitet reingegangen?
00:03:04: Das hatte ich trotzdem erwischt?
00:03:05: Oder wie würdest du das beschreiben bei dir?
00:03:08: Also klar, dieses Thema Geburtstrauma und so weiter, das ist immer mal wieder zum
00:03:14: Sprechen gekommen in der Ausbildung oder eben auch im Studium.
00:03:17: Aber so ganz intensiv habe ich mich da nie mit beschäftigt, bevor mir das selber passiert
00:03:22: ist.
00:03:23: Und ich bin positiv in diese Geburt gegangen, habe mich natürlich in dem Sinne vorbereitet,
00:03:29: dass ich ganz viel positives Mindset eigentlich hatte und war dann tatsächlich total überrumpelt
00:03:34: von allem, was dann da eben passiert ist.
00:03:37: Okay, krass.
00:03:38: Wie möchtest du uns von deiner Geschichte erzählen?
00:03:41: Ich würde es komplett dir überlassen.
00:03:43: The stage is yours.
00:03:44: Ja, es ist natürlich, glaube ich, ein ganz langes Storytelling.
00:03:48: Also grundsätzlich ging es mir die gesamte Schwangerschaft wirklich sehr, sehr gut.
00:03:52: Ich hatte bis auf diese Übelkeit, die ja viele Frauen in der Schwangerschaft haben,
00:03:58: echt nichts anbeschwerden und habe mich halt auch einfach total gefreut auf den Mutterschutz.
00:04:04: Auf dem habe ich ganz arg hingefiebert, weil ich habe die ganze Schwangerschaft erzählbar
00:04:08: mir weiter gearbeitet, freiberuflich und dachte, okay, dann beikommst du in den Mutterschutz
00:04:12: und dann kannst du dich nochmal so richtig schön auf deiner Geburt vorbereiten und
00:04:18: nochmal richtig intensiv in die Schwangerschaft zu reinfühlen.
00:04:21: Und dann ist es aber leider so gewesen, dass ich ja so drei Wochen vorher beim Gynn
00:04:27: war und da der Blutdruck nicht gut war.
00:04:29: Und dann war das so ein Hin und Her zwischen, ja, Blutdruck ist hier gut und da wieder nicht
00:04:34: und dann bin ich stationär aufgenommen worden, mit Blutdruck Medikamenten eingestellt worden,
00:04:39: aber auch nicht lange.
00:04:40: Und ich glaube, ich hatte das Medikament und zwei Tage später hieß es, okay, wir gehen
00:04:46: hier kein Risiko ein, wir machen jetzt eine Einleitung.
00:04:49: Da hatte ich irgendwo auch gar nicht mehr so viel Mitsprache recht, muss ich ehrlich
00:04:54: sagen, weil da auch einmal dann ein Oberarzt zu mir gekommen ist und gesagt hat, ja gut,
00:04:59: Frau Rehbock, Sie wissen ja, wie das läuft als Hebamme.
00:05:02: Sie können sich natürlich dagegen entscheiden, aber dann müssen Sie ganz klar wissen, dass
00:05:05: sie dann eben auch ihr Kind um sich selber umbringen können.
00:05:08: Und das ist natürlich dann auch so für jede Mama, die so gerade, ob du jetzt zum ersten
00:05:14: Mal zwei, drei oder dritten Mal in Mutterwes ist das erstmal ein Schlag ins Gesicht.
00:05:17: Da ist so dieses eigene Bauchgefühl, das einem sagt, mir geht es doch gut und dem Baby
00:05:22: geht es auch gut und ich verstehe das alles gar nicht.
00:05:25: Und auf der anderen Seite sagt mir hier jemand, wenn ich mich jetzt für mein gutes Bauchgefühl
00:05:29: entscheide, dann ist das gefährlich für mich und mein Kind.
00:05:32: Und da dann eine Entscheidung zu treffen war natürlich super schwer und habe mich dann
00:05:38: ja so ein bisschen eben auch einfach überreden lassen, diese Einleitung zwei Wochen vor
00:05:42: IT zuzustimmen.
00:05:43: Und da wusste mein Hebamme hier aber auch schon irgendwie, pfuh, zwei Wochen vor IT, ohne
00:05:50: irgendeine Geburtsbereitschaft, wir nennen das ja so, ja, dass ich weiß nicht wo das
00:05:56: hinläuft.
00:05:57: Und das hat aber tatsächlich besser funktioniert als ich dachte.
00:06:02: Ich habe dann die ersten zwei Tabletten, bei mir wurde mit Tabletten eingeleitet mit Angusta
00:06:07: und das hat gut funktioniert, mir ging es gut, meiner Tochter ging es auch gut und irgendwann
00:06:12: ja wurde aber tatsächlich auch umgestellt vom Tabletten direkt auf Wien-Tropf, auf
00:06:17: Oxytocintropf, wo ich auch so ein bisschen war, kannte ich auch so vorm Vorgehen jetzt
00:06:23: nicht bei Erstgebärmenden.
00:06:24: Und da wurdest du auch gar nicht großartig gefragt, das wurde einfach teilweise so entschieden,
00:06:30: weil du so erstaunt klingst.
00:06:31: Ja, total.
00:06:32: Also ich wusste auf der einen Seite, okay, das ist irgendwie ungewöhnlich.
00:06:36: Ich hatte Wien, ich hatte auch einen Blasensprung nach der zweiten Tablette, kurz vor der dritten
00:06:39: Tablette und habe dann auch gedacht, okay, vielleicht läuft das jetzt auch alles und irgendwie,
00:06:44: hatte ich aber so ein bisschen das Gefühl, den ging das nicht schnell gebucht und dann
00:06:48: kam es halt zu diesem Oxytocintropf und da war ich aber schon irgendwann so, dass ich
00:06:53: dachte, okay, ja, du hast jetzt hier vielleicht doch irgendwo keine andere Wahl mehr, ich
00:06:57: habe mich da so ein bisschen ausgeliefert gefühlt.
00:06:59: Und dann gab es eben einen Betropf und ich muss sagen, meine Kolleginnen, also die Hebam-Kollegen,
00:07:04: die haben mich super betreut durch die Wandbreite weg.
00:07:08: Ich habe da viele Dienste durchgemacht mit denen.
00:07:11: Super, also die haben mir viel Entscheidungsfreiheit gelassen und mich auch teilweise und das
00:07:17: muss ich offen und ehrlich sagen so ein bisschen ja sich schützend vor mich gestellt, wenn
00:07:21: dann mal ein Arzt kam, der dachte, ich mache jetzt hier eine vaginale Untersuchung, die
00:07:26: nicht notwendig ist oder ich will jetzt sehen, dass das hier schneller vorangeht.
00:07:29: Also da hat sich meine Kolleginnen auch immer oft so schützend vor mich gestellt und eben
00:07:34: auch den Arzt zurückhalten müssen.
00:07:36: Das habe ich so alles nebenbei so mitbekommen.
00:07:39: Das lief dann irgendwann, ich bin am Anfang gut zurechtgekommen mit meinem Geburtstensgerät,
00:07:44: das ist ja so ein, ja wie nenne ich das, Strommassagegerät, was super wirken kann unter der Geburt.
00:07:51: Das habe ich auch gut mit aushalten können.
00:07:53: Irgendwann ist aber diese Einleitung mit diesem Oxytrop so anstrengend gewesen und so schmerzhaft
00:07:59: über Tage hinweg, da sich dachte, okay dann kriege ich jetzt die PDA bei ungefähr 6 cm.
00:08:04: Dann konnte ich nochmal schön schlafen und habe da gemerkt, okay jetzt kannst du ein
00:08:09: Kind kriegen.
00:08:10: Jetzt kannst du dieses Kind kriegen, du bist wieder voll bei dir und du hast Kraft und
00:08:15: da war ich total motiviert.
00:08:16: Da kam noch mal so ein kleiner Motivationsschub.
00:08:18: Und dann habe ich das auch noch echt stundenlang probiert und meine Kollegin hat echt mit
00:08:23: mir geackert, wie sonst was und irgendwann ging aber nichts mehr wieder vor noch zurück
00:08:28: und dann kam die Oberärztin und hat dann nur irgendwie untersucht und gesagt, ja Alina,
00:08:33: das wird hier nichts mehr, wir müssen jetzt einen Kaiserschnitt machen.
00:08:36: Und da weiß ich nur noch, dass ich echt total aufgelöst war.
00:08:41: Ich hatte plötzlich eine ganz, ganz große Angst, weil Kaiserschnitt war natürlich für
00:08:45: mich immer so Horrorvorstellung.
00:08:49: Alleinleitung war für mich schon so okay, das war schon echt ein Schlag ins Gesicht.
00:08:54: Aber Kaiserschnitt war dann wirklich, das ist so Worst Case-Szenario.
00:08:57: Ich glaube, das ist aber bei vielen Frauen einfach so dieses wirklich stundenlang sich
00:09:02: da durchkämpfen und sich da hinkämpfen, wo du hin möchtest und dann sagt jemand, du
00:09:07: schaffst das hier nicht mehr.
00:09:09: Das war echt hart.
00:09:11: Und dann bin ich in den OP.
00:09:13: Und bis dahin war auch eigentlich alles gut.
00:09:16: Und im OP war es dann tatsächlich leider so, dass da, das war sowieso nicht, ich gehe
00:09:22: in diesen OP-Saal und es war plötzlich wirklich Totenstille, Nullkommunikation.
00:09:27: Man hat mir nichts erklärt.
00:09:29: Ich kenne das zum Beispiel so, dass wenn die Frauen in den OP-Saal kommen, kriegen die
00:09:34: ein schön vorgewärmtes Handtuch über die Brust gelegt und so weiter, damit man da
00:09:37: nicht friert.
00:09:38: Und das hat bei mir gar nicht stattgefunden.
00:09:40: Ich lag da einfach völlig entlöst auf diesem OP-Tich.
00:09:42: Und niemand hat mit mir gesprochen und da wurde das Tuch aufgehangen.
00:09:48: Und ich meine, ich weiß ja diesen ganzen Ablauf, aber den da jetzt einfach so live mitzuerleben
00:09:53: und dazu liegen als Frau, die jetzt gerade den Kersischen kriegt und da redet keiner
00:09:57: mit ihr.
00:09:58: Das war völlig, mich völlig hilflos gefühlt.
00:10:00: Bis dann mal ganz kurz ein ganz, ganz netter OP-Flagger kam und da seine eigenen Kollegen
00:10:06: angeschnauzt hat, warum die mich denn hier gerade wie so ein Stück Vieh behandeln.
00:10:10: Der hat mir dann Gott sei Dank eine Decke übergelegt.
00:10:13: Der war aber auch nicht dauerhaft da.
00:10:15: Und weiterhin war auch einfach keine Kommunikation.
00:10:18: Und dann wurde halt vorbereitet, mein Mann kam irgendwann dazu.
00:10:22: Und dann war es so, dass die Spinalnarcose langsam hoch stieg und ich dann irgendwann
00:10:31: auch gemerkt habe, okay mein linker Arm, der kribbelt, ganz komisch.
00:10:34: Und irgendwie habe ich das Gefühl, da wird langsam Taube, da habe ich gedacht, gut, kann
00:10:37: passieren.
00:10:38: Und in der Zeit schnitt man mich schon auf.
00:10:40: Und ich hörte nur von der Gynokologin, ja Alina beim nächsten Mal kannst du mal besser
00:10:44: direkt einen Kaiserschnitt machen, durch das Becken passt kein Kind.
00:10:47: Das ist alles viel zu eng und das geht gar nicht.
00:10:51: Aber mach dir keine Sorgen, ich mach die Naht, ich geb mir richtig viel Mühe, das sieht man
00:10:55: hinterher nicht mehr.
00:10:56: Das waren halt so Kommentare, wo ich echt dachte, was?
00:11:00: Ich bin jetzt gerade erstmal dabei, mein erst Kind zu kriegen und mir geht es wirklich
00:11:04: nicht gut.
00:11:05: Und die sagt mir da gerade, gut, dann kannst du das beim nächsten Kind mal knicken, das
00:11:09: spontan zu versuchen, weil das passt bei dir sowieso nicht.
00:11:12: Das war natürlich super unangemessen.
00:11:14: Und ich merkte einfach, okay mein linker Arm, der eh schon taub war, hing dann neben dieser
00:11:19: Fixierung.
00:11:20: Diese Arme werden ja rechts und links fixiert, auch so ein Fixierer.
00:11:23: Und mein linker Arm hing aber daneben und ich dachte, gut, jetzt merkst du es nicht, weil
00:11:28: dein Arm taub ist, aber wenn der wieder zu Kräften kommt, dann könnte das unangenehm werden.
00:11:34: Und dann habe ich das angesprochen bei der Anästhesistin.
00:11:36: Ich habe gesagt, hier mein Arm hängt daneben und ich spürte ihn nicht mehr.
00:11:39: Und keine Reaktion, beim zweiten Mal keine Reaktion, beim dritten Mal ging sie hin und
00:11:45: klatschte den Arm so richtig gewaltvoll da auf diese Zierung und sagte, ja Pech, ist
00:11:50: der Zeit so, muss so bleiben.
00:11:52: Und da habe ich schon gedacht, wow, okay.
00:11:56: Und dann wurde meine Tochter geboren und das kenne ich auch so, dass dann die Kinderkrankenschwester
00:12:02: das Kind entgegennimmt und dann auch erstmal zur Mama kommt und das Baby einmal zeigt
00:12:06: den Eltern.
00:12:07: Das hat auch nicht stattgefunden, die ging direkt rüber in den Nebenraum.
00:12:11: Mein Mann und ich haben uns so angeguckt und eigentlich nur so ein Stein gewartet, da war
00:12:16: aber nichts und es waren echt elendig lange, vielleicht waren es nur zwei Minuten, aber
00:12:21: das hat sich für uns echt wie eine Ewigkeit angefühlt dieses Kindlichereins.
00:12:26: Und du weißt nicht, ist jetzt gerade...
00:12:28: Und keiner kam zu euch, hat man Wort gesagt, was los ist?
00:12:32: Also irgendwann kam der OP-Fleger, dieser ganz nette, war dann auf einmal wieder da
00:12:38: und ich glaube, ich habe nur mitbekommen, wie er mit seinem eigenen Handy Fotos von
00:12:41: der Kleinen gemacht hat, um meinen Mann das dann hinterher zu schicken.
00:12:44: Und irgendwann kam die Kinderkrankenschwester dann auch mit meiner Tochter auf den Arm
00:12:49: zu mir und legte die auf die Brust und ich dachte, okay, ja, das ist jetzt dein Kind.
00:12:58: Und ich merkte aber nur noch, wie diese Spinalnakose weiter hochstieg und ich dann während dessen
00:13:04: meine Tochter bei mir auf der Brust lag, einfach nicht mehr richtig atmen konnte und habe dann
00:13:08: einfach richtig Panik gehabt.
00:13:10: Ich habe nur gesagt, du musst bitte das Kind darunter nehmen, ich krieg keine Luft.
00:13:13: Und das war auch so, das habe ich bestimmt zwei oder drei Mal gesagt, bis er irgendwie
00:13:18: realisiert hatte, dass ich echt Angst hatte und dass meine Atem da auch einfach erschwert
00:13:23: war, ob das jetzt nun richtig ernst war oder nicht, sei mal mal dahingestellt, aber ich
00:13:27: hatte einfach wirklich, ich hatte Angst.
00:13:29: In dem Moment habe ich wirklich gedacht, ich sterb jetzt hier und ich sehe mein Kind und
00:13:33: meinen Mann nicht mehr.
00:13:34: Und ich sah dann nur meine Tochter mit meinem Mann rausgehen und bekam dann so eine Atemmaske
00:13:41: auf und man hat mir glaube ich dann auch was gespritzt, ja, hat mich dann zugeneht und
00:13:47: in den Aufwachraum gebracht und dann kam ich irgendwann, dann ich glaube es war nicht lange,
00:13:51: eine halbe, dreiviertel Stunde auf Wochenbettstation, wo dann auch eine Schwester kam, mir meiner
00:13:58: Tochter dann wieder direkt auf die Brust gelegt hat und ich habe da schon irgendwie gemerkt,
00:14:02: ich war in Syrizen in so einer Schockstappe, ich war plötzlich innerlich völlig leer und
00:14:08: alle sagen, hey, das ist dein Kind, herrsch ich einen Glück von dich und ich dachte, okay,
00:14:12: da ist ein süßes Baby, aber das kann nicht meins sein.
00:14:15: Also es war ein ganz eigenartiges Gefühl, ich habe mich völlig leer gefühlt innen
00:14:21: und ja, habe auch nicht viel gesprochen und wollte auch nicht viel sprechen und das
00:14:28: war dann die ganzen ersten Tage so und dann sind halt auch so Sachen gekommen, die, ja,
00:14:33: das Stillen hat nicht geklappt, da habe ich aber auch leider Gottes null Hilfe beibekommen,
00:14:38: weil wahrscheinlich alle dachten, die Seba, mir die Weiswürde, wie es geht.
00:14:41: Ich habe mir so gedacht, hallo, ich habe hier einen Gelserschnitt gehabt, du kennst dich
00:14:46: eh schon nicht bewegen, ich wusste nicht, wie ich niesen oder lachen soll, man muss
00:14:50: doch mal bitte jemand eben helfen mit diesem Kind und ich habe das dann nur irgendwie versucht,
00:14:54: meine Tochter anzulegen und es hat null funktioniert und zwischendurch kam dann mal eine Schwester
00:15:00: rein und guckte dann und sagte, was machst du denn, wie soll das denn funktionieren und
00:15:06: ich dachte mir nur, ja, wenn mir jemand geholfen hätte, ich habe es vielleicht auch anders
00:15:09: gemacht, also null, also null Kommunikation, auch wieder null Unterstützung, zumindest
00:15:16: also von den meisten.
00:15:17: Da waren auch ganz, ganz tolle Schwester dabei, die sich sehr fürsorglich zumindest
00:15:22: und mich gekümmert haben wirklich, aber es hat leider überwogen, dass da Leute waren,
00:15:28: die da auch da nicht gut mit mir umgegangen sind.
00:15:30: Ich wollte dann frühzeitig einen Schnuller, ob das nun gut ist oder nicht, sei mal dahingestellt,
00:15:35: ich war selber einfach, ich habe nicht mit einem Hebamme hierhin gedacht, sondern einfach
00:15:39: mit einem Mama hierhin, ich war völlig durch und den Schnuller habe ich dann bekommen mit
00:15:44: dem, ja, ich geb dir den jetzt, aber ich soll dir noch eben ausrichten, du weißt ja,
00:15:48: wo das nicht gut für dich und dein Kind ist.
00:15:50: Immer dieses schwarz-weiß Denken, ne?
00:15:53: Also leider von vielen Personen, klar, es steht und fällt immer mit der individuellen
00:15:57: Person, aber muss halt nicht sein.
00:16:00: Du hast dich ja scheinbar schon entschieden gehabt, also.
00:16:02: Ja, das war auch, ob das jetzt eine gut überlegte Entscheidung war oder nicht, ich meine, rückblickend
00:16:07: hat uns das null geschadet, aber nicht so trotz, das war so dieses Uneinführsamen und ich glaube,
00:16:13: die schlimmste Situation, die schlimmste Situation ausstation war für mich, als ich
00:16:18: Hilfe brauchte beim waschen und dann eine Schwester kam, mit der ich leider schon mal in der
00:16:25: Ausbildung ein bisschen aneinander geraten war.
00:16:28: Ich habe, und das war aber an zu dem Zeitpunkt schon fünf Jahre her und ich dachte, gut,
00:16:32: fünf Jahre, wie viel geht.
00:16:33: Darf ich einmal kurz zwischenhaken?
00:16:35: Hast du in demselben Krankenhaus geboren, wo du auch arbeitest?
00:16:38: Ja, auch arbeitest dich.
00:16:39: Ja?
00:16:40: Und du arbeitest jetzt auch wieder dort?
00:16:42: Nein, also ich bin noch in der Elternzeit, ich bin noch nicht wieder hingegangen.
00:16:45: Okay, verstehe.
00:16:46: Alles klar, okay, aber dann das einmal zum Verständnis, okay.
00:16:50: Genau, und wir hatten wie gesagt schon so ein kleines Verpo in der Ausbildung, hab aber
00:16:55: gedacht, okay, fünf Jahre her wird wo nix sein und die kam rein in diese Dusche, ich
00:17:00: saß da auf diesem Duschstuhl und sagte, ja Alina, heute muss ich dich leider waschen,
00:17:06: wenn dir das nicht passt, müssen mir jemand anderes fragen, aber die haben alle keine
00:17:10: Zeit.
00:17:11: Und das war so wow, ich hab wirklich direkt angefangen zu weinen und ich hab mich so
00:17:16: elend gefühlt.
00:17:17: Ich sitz da so hilflos und kann mich nicht selber waschen und diese Frau behandelt mich
00:17:25: aus einem Konflikt heraus, der fünf Jahre her ist und ich bin mir einfach ziemlich sicher,
00:17:29: dass das daraus entstanden ist.
00:17:32: Behandelt mich so, das war so, ich hätt am liebsten einfach gesagt, lass mich bitte
00:17:38: im Hohen, ich hätt mich am liebsten einfach entweder selber bewaschen oder gar nicht,
00:17:41: weil das war wirklich Demütigind in dem Moment, ne?
00:17:44: Und dann habe ich mich eben, ich glaube am dritten oder vierten Tag wirklich, ich bin
00:17:49: so schnell einigermaßen fit gewesen, weil ich dachte, ich muss hier raus.
00:17:54: Irgendwas ist hier passiert in mir und ich muss hier raus, ich möchte nach Hause.
00:17:59: Wusstest du direkt, dass irgendwie du da jetzt eine Nachwirkung von haben wirst, ja?
00:18:04: Ja, ich wusste nicht genau, was ich auch glaube, aber ich hab schon gemerkt, irgendwas ist
00:18:09: passiert, ja.
00:18:10: Okay, um das einmal kurz für mich zu rekapitulieren, danke erst mal fürs Teilen.
00:18:16: Da sind viele, viele Situationen gewesen, die nicht okay waren.
00:18:19: Ich glaube, du hast das total eindrücklich für uns geschildert, danke für dieses Offenlegen
00:18:25: und ja auch irgendwie nackig machen, finde ich, weil man direkt gemerkt hat, du hast
00:18:30: von der Todesangst gesprochen, es wurde respektlos mit dir umgegangen.
00:18:33: Du hast sogar in demselben Haus, wo du gearbeitet hast, geboren, wo man ja erst mal denken würde,
00:18:38: hey, das ist ja eigentlich schon mal so ein Vertrauensvorschuss, weil ich hätte das zum
00:18:42: Beispiel nie gemacht bei meiner alten Klinik, weil ich da schon wusste, oh mein Gott, never,
00:18:46: ever bring ich hier mein Kind zur Welt, dann scheint das ja bei dir erst mal noch ein anderes
00:18:52: Gefühl gewesen zu sein und dann doch irgendwie so da reinzustäubern, tut mir total leid.
00:18:58: Und das in dieser verletzlichen Phase, wo dieser ganze Hormoncocktail in uns brodelt,
00:19:03: sowieso alles zum ersten Mal machen, also ja, krass.
00:19:08: Okay, und dann wolltest du jetzt ja zum nächsten Abschnitt übergehen, denn es war ja nicht
00:19:12: nur das, was dir passiert ist oder wie der Fahne ist, es hat sich ja dann leider weiter
00:19:18: darauf aufbaut, was gebildet, richtig?
00:19:21: Würdest du auch sagen, dass das so der Grundstein war für deine, ich nehme es mal vorweg,
00:19:25: Wochenbettdepression?
00:19:26: Ja, total, total.
00:19:27: Also ich bin, da war nicht so dieses, mir hat auch dieses, was viele so erzählen, du
00:19:33: bekommst dein Kind, du siehst dein Kind und da ist diese riesengroße Liebe, das ist Liebe
00:19:37: auf den ersten Blick und dieses ganze Schöne, was man, ob sei es Gynnen oder Erhebarmel oder
00:19:43: man hört das einfach so oft und das erwartet man dann auch einfach, man hat so eine Erwartungshaltung
00:19:48: und das ist einfach komplett ausgeblieben.
00:19:50: Da war nichts Rosiges für mich, ich hatte keine Glücksgefühle, ich hatte auch nichts
00:19:55: dieses Verliebtsein in meinem Kind und dann fühlst du dich als Mutter, erst mal du gibst
00:20:01: ja eben auch irgendwo ein bisschen dir selber die Schuld, dieses "Warum kannst du dieses
00:20:05: Kind jetzt gerade nicht, nicht toll finden?"
00:20:08: Wo ist dieses, dieses große Muttergefühl von dem alles sprechen und damit bin ich eben
00:20:13: auch nach Hause und meine Tochter, der ging es auch nicht gut, das hat man dann im Verlauf
00:20:19: eben auch gemerkt, die hatte einen kleinen Cut von Skalpell an der Stirn und hatte auch
00:20:26: ganz blaue Schienweine tatsächlich, weil die irgendwie auch so im Becken festgesteckt hat,
00:20:31: dass sie auch noch während dem Kaiserschnitt von unten vaginal die noch wieder hoch ins
00:20:35: Becken, also richtig rauf drücken mussten aus dem Becken.
00:20:38: Ja, da hatte er echt ein paar Blessuren und das Stirn hat auch wirklich gar nicht geklappt,
00:20:44: hinterher haben wir dann rausgefunden, dass die auch unheimlich viele Blockaden im Kieferbereich
00:20:49: hatte durch diese ganze Prozedur und ich glaube, das weiß ich heute erst, dass meine Tochter
00:20:55: auch ein Trauma erlitten hat unter dieser Rubort und das hat man auch gemerkt, denn sobald
00:21:01: wir zu Hause waren, ging es mir schlecht und eben auch dem Kind, die hat sechs oder ja
00:21:06: fast sieben Monate lang wirklich jeden Tag mindestens vier Stunden am Schritt nur geschrien,
00:21:13: da war nichts zu beruhigen, gar nichts und die ersten vier Wochen war mein Mann natürlich
00:21:18: noch da, der war eine Superstütze, meine Mama war auch eine ganze Zeit lang bei uns und
00:21:24: irgendwann musste mein Mann ja aber auch wieder arbeiten gehen und da fing das dann eben auch
00:21:29: an, dieses ständige Schrein, dieses "Ich war zwar super erschöpft und war müde", weil
00:21:36: die auch alle anderthalb Stunden in der Nacht wach geworden ist und konnte aber nicht schlafen,
00:21:40: weil das Ängste in mir ausgelöst hat, weil ich mich schuldig gefühlt habe wegen allen
00:21:46: möglichen.
00:21:47: Ich saß zwischendurch mit diesem schreienden Kind im Arm, weinend auf dem Badezimmerboden,
00:21:53: weil ich dachte, wie soll ich das schütten? Ich packe das nicht und aus dieser, ja das
00:22:00: ist ja so dieses, was ist eine postpartale Depression, diese psychische Störung im zeitlichen
00:22:09: Zusammenhang mit dem Wochenwärtig wusste direkt irgendwas stimmt nicht, das bin nicht
00:22:13: ich und auch dieses Sauerstellen auf das Kind, wenn das so schreit, da habe ich gedacht,
00:22:19: oh Gott, was bist du für eine Mutter, wie kannst du sauer werden?
00:22:22: Ja, ich kann es so nachempfinden.
00:22:24: Ich habe mich grausam gefühlt und da habe ich dann eben das erste Mal auch meine eigene
00:22:30: Hebamme effektiv angeschrieben, die war vorher ein paar Mal da zum Wiegen, das war alles super,
00:22:35: effektiv angeschrieben und hat gesagt, du musst mir helfen, es geht mir nicht gut, irgendwas
00:22:39: stimmt nicht.
00:22:40: Kannst du ganz genau sagen, weißt du noch, wann das war? Also in welcher Woche oder
00:22:44: Monat?
00:22:45: Ich glaube, es war, mein Mann ist noch vier Wochen mit der Arbeit gegangen, vielleicht
00:22:48: war es so in der fünften sechsten Lebenswoche, dass ich ihr da geschrieben habe, das erste
00:22:53: Mal, mir geht es nicht gut, ich werde so sauer auf dieses Kind, wenn die so schreit, ich weiß
00:22:58: nicht wie ich das aushalten soll, irgendwas stimmt nicht und es hat sie erst noch so ein
00:23:02: bisschen, du, alles gut, das ist alles ganz normal, das ist auch in der Schlafmangel,
00:23:06: müsst euch erst einen an gewöhnen, versuch mal das und das und deine Wut so ein bisschen
00:23:10: zu kompensieren und dann habe ich gedacht, okay, vielleicht ist es wirklich normal,
00:23:13: ich warte noch mal ein bisschen, ich glaube, noch mal zwei Wochen später habe ich ihr
00:23:17: dann noch mal geschrieben, weil das immer intensiver wurde, weil ich auch irgendwann
00:23:22: nicht mehr in der Lage war, ich konnte nicht weder um das Kind kümmert, noch um mich selbst,
00:23:27: ich wusste nicht mehr, wie ich auf Toilette gehen soll, wie ich mich duschen soll, ich
00:23:32: habe nichts mehr gegessen, ja, also das Einzige, was ich zwischendurch mal konnte, ist, mich
00:23:38: vom Bett auch so farz zu bewegen und da dachte ich, Gott, mein Mann konnte Wochen, Monate
00:23:44: lang nicht arbeiten gehen, weil er auch irgendwann dachte, wenn ich nach Hause, wenn ich das zu
00:23:48: Hause verlasse und ich komme wieder, der ist irgendwas passiert und dann zweites Mal meine
00:23:52: Hebermordfrau, es stimmt, es geht mir wirklich nicht gut, du musst mir helfen, wohin kann
00:23:58: ich mich wenden?
00:23:59: Dann hat es mir eine Adresse gegeben von einer Psychologin oder von einem Psychiater hier
00:24:05: im Umkreis, der hat mich aber schon am Telefon abgewimmelt mit, wir sind alle voll, sie müssen
00:24:09: wir anders probieren, dann habe ich ihr noch mal gesagt, ich kann mich da nicht hinwenden,
00:24:14: die sind voll, kannst du noch irgendwelche Anlaufstellen?
00:24:17: Nee, das tut mir echt leid, habe ich leider nicht, ich weiß da jetzt auch nicht mehr weiter
00:24:21: und dann kam wirklich nichts mehr von mir nicht, weil ich irgendwann überhaupt nicht mehr
00:24:26: in der Lage war, darüber nachzudenken, ich könnte ihr noch mal schreiben und von ihr
00:24:31: aber auch...
00:24:32: Ich würde sagen, du konntest dich nicht mehr selbst versorgen, dein Kind nicht versorgen,
00:24:35: wie soll es in der Lage sein, jetzt diese Stellen rauszusuchen, manch eine Person würde
00:24:40: jetzt vielleicht denken, siehst doch selbst Hebamme, aber in dem Moment, du beschreibst
00:24:44: es ja so, du hast ja keine Kraft für nichts mehr gehabt, da war ja Lehre in deinem Kopf,
00:24:48: du warst total angewiesen, dass der jemand von außen hilft und zum Glück hast du den
00:24:52: Schritt überhaupt geschafft, die Hebamme.
00:24:53: zu fragen. Ja, von ihr kamen leider Gottes auch einfach nichts. Ich glaube, da hätte, wenn man so
00:25:01: rückwirkend darüber nachdenkt, hätte das vielleicht einfach gereicht, mich nochmal zu fragen, wie geht's dir
00:25:05: braucht so etwas. Das ist so ein ganz banales Ding und das hat einfach gefehlt und irgendwann
00:25:12: zwischendurch hatte ich mal so, ja, wie so ein Aufleben, wo ich dachte, okay, das geht so nicht
00:25:18: weiter. Und mein Mann war dann eben wochenlang zu Hause, hat sich gekümmert und ich habe immer im
00:25:24: Badezimmer auf dem Boden gesessen. Das war so mein Ding, mich im Badezimmer auf dem Boden setzen und
00:25:29: einfach weinen und die ganze Welt nicht mehr verstehen. Ich habe dann die Häusärztin erst
00:25:36: angerufen. Ich habe gesagt, mir geht's nicht gut. Ich glaube, ich habe eine postpartale Depression.
00:25:40: Ja, da bin ich nicht zuständig. Da müssen sie die Gynokologin anrufen. Da habe ich dann die
00:25:46: Gynokologin angerufen, die mir auch bekannt war vorher aus der Ausbildung, die dann gesagt hat,
00:25:53: ja, was soll ich da jetzt machen, Alina? Da musst du zum Psychologen. Ich sage, ja, da kann ich
00:25:57: aber nicht hin, die sind alle voll. Und das hat ewig lange dauert. Ich habe da bestimmt mehrfach
00:26:03: angerufen. Die waren schon super genervt, weil ich da hier jetzt mal angerufen habe, bis ich irgendwann
00:26:08: gesagt habe, so und so den Namen, du musst mir jetzt antidepressiver verschreiben, sonst weiß ich
00:26:15: nicht, was noch passiert. Und da hat sie einmal wirklich gefragt, geht's dir denn wirklich so
00:26:21: schlecht? Und ich habe gesagt, ja, es geht mir sehr schlecht. Und dann hat sie mir wieder willen,
00:26:27: sehr trahlin. Das ist das einzige Antidepressiver, was ich mit dem Stellenverträgt verschrieben.
00:26:33: Das habe ich dann auf eigene Faust angefangen zu nehmen. Das hat sie mir, ich glaube, zwei oder
00:26:40: drei Mal verschrieben. Und wenn es dann leer war und auf einmal beim letzten Mal an Ruf hieß es,
00:26:48: Alina, es geht nicht mehr. Ich kann dir das nicht mehr verschreiben. Du musst zu Hausärztin.
00:26:51: Ich dachte, okay, dann gehen wir jetzt zu Hausärztin. Ich sage ihr, okay, ich nehme seit, ja, ich glaube,
00:26:59: fünf Monaten sehr trahlin und ich brauche ein neues Rezept. Ja, das weiß ich nicht, ob ich das kann.
00:27:06: Also das geht ja nicht. Sie waren ja noch nicht beim Spezialisten. Ich sage, nein, die haben aber
00:27:09: auch keine Zeit. Und dann haben die mir das auch wieder willen, einmal verschrieben und beim
00:27:14: nächsten Mal auf einmal gesagt, wir stellen ihnen das Rezept nicht mehr aus. Sie müssen zu einem
00:27:20: Psychologen oder einem Psychiater gehen. Und das war so okay. Du rufst ja Gott sei Dank heute
00:27:27: Tage, bevor die Tabletten leer gehen bei den Ärzten an. Das habe ich dann Gott sei Dank auch gemacht.
00:27:32: Und dann war ich einfach vor der Situation, dass ich dann wieder eigen ständig hingehen musste
00:27:37: und dieses Antidepressive absetzen musste, denn sonst hätte ich einfach nichts mehr gehabt und
00:27:41: das wäre schlagartig passiert. Also habe ich es wieder auf eigen Faust ganz langsam abgesetzt,
00:27:46: weil ich ja keinen mehr hatte, der mir dieses Rezept weiter ausstellen wollte. Und das war so,
00:27:52: das war Totschlag. Also da ging es mir, also da ging es nochmal richtig bergab. Und ich merkte dann irgendwann
00:27:58: aus dieser Wochenbett-Depression, aus diesem Depressivsein viel Wein nicht mehr schlafen zu können,
00:28:05: wurde dann auch ganz schlimm Angst. Ich konnte mein Kind selbst, wenn ich hätte können, nicht
00:28:11: mehr abgeben, weil ich die überall mit allem Habsterben sehen. Wenn ich die meiner Mutter
00:28:17: gegeben habe, habe ich gedacht, die lässt die fallen und die stirbt. Wenn wir draußen waren,
00:28:21: habe ich gedacht, okay, die fällt und fällt in eine Hake rein und die stirbt. Wenn ich wegfahre zum
00:28:29: Einkaufen komme ich zurück und die ist tot. Und das war grausam. Und jetzt war ich aber ja ein Jahr
00:28:37: später, als meine Tochter dann ein Jahr alt wurde. Ich hatte immer noch keine Hilfe, dass der
00:28:43: Tralin war abgesetzt. Und bin dann nochmal bei der Gynokologin gewesen und dachte, weißt du,
00:28:48: was, nimm mir doch mal Blut ab, kontrolliere doch mal die Schildrösenwerte oder so. Vielleicht ist
00:28:52: da ja irgendwas. Vielleicht ist das was ganz banal ist. Und die war super sauer und sagte, ja ganz
00:28:58: ehrlich, ich glaube, du willst einfach auch nur einen Grund finden. Und dann habe ich Nutze ihr
00:29:02: gesagt, ja, weil mir auch wirklich hier keiner hilft und ich gerade einfach versuchen mir selber
00:29:06: zu helfen. Unser Au-pair-Mädchen war dabei und die guckte mich auch nur total schockiert an, weil ich
00:29:11: auch hinterher weinend nach Hause gefahren bin. Ich dachte, das darf nicht wahr sein. Oh, ich schüttel
00:29:17: gerade nur den Kopf, also ich muss mal kurz auch einhaken. Das ist so Wahnsinn. Also leider, leider,
00:29:23: bist du hier so ein Beispiel dafür, wie es am schlimmsten laufen kann, aber es ist leider auch
00:29:29: nicht so selten. Also es ist so krass, dass du es beim mehreren Anlaufstellen tatsächlich geschafft
00:29:34: hast. Du hast sogar jetzt hier auch so zwischen den Zahlen ja angedeutet. Ich glaube, rausgehört zu
00:29:40: haben, dass da schon selbstgefährende Gedanken vielleicht bei dir im Spiel waren. Verbesser mich,
00:29:45: wenn nicht. Du hast gesagt, mir geht es wirklich schlecht. Ich kann für nichts garantieren, dass
00:29:49: hier nicht irgendwas passiert, wenn deine Worte. Und trotzdem wird dir nicht geholfen. Irgendwann
00:29:55: tatsächlich auch selbstverletzendes Verhalten gezeigt vor meinem Mann. Ich habe mich in so ganz
00:30:01: akuten Situationen, wenn die kleine Nachts drei Stunden geschrien hat und ich nicht mehr weiter wusste,
00:30:06: habe ich mir dann irgendwann um diesen Frust nicht mehr an diesem Kind auszulassen, habe ich mir
00:30:11: immer mit voller Wucht so selber ins Gesicht geschlagen. Und... Oh Mann, es tut mir so leide. Und das
00:30:18: war wirklich... Und das habe ich auch gesagt. Also das habe ich auch gesagt bei der Hauke, bei der
00:30:22: Gynokolorien. Ich habe schon... Also ich zeige schon selbstverletzendes Verhalten. Das waren so Momente,
00:30:27: wo ich auch wirklich ganz subjektiv auf mich selber so schauen konnte und sagen konnte, aus dieser
00:30:33: Hebammsicht heraus, das ist hier nicht in Ordnung, was hier läuft. Und ich brauche jetzt wirklich diese
00:30:38: Hilfe. Und ich wirklich... Ich habe das Gefühl gehabt, ich habe die so angeschrien und so um Hilfe
00:30:44: geschrien und trotzdem hat mich keiner gehört und das war so grausam. Hast du jemals überlegt gehabt?
00:30:50: Ja genau, wo ich so gerade auch darauf hinaus. Weil eigentlich Rettungsstelle, also wo es psychiatrischen
00:30:56: Notdienst gibt, also ist ja auch immer richtig schwer, was für Mutter und Kind zusammenzufinden. Also
00:31:01: das weiß ich noch aus meinem Studium, dass es auch allein in Berlin, glaube ich, eine Klinik oder so
00:31:08: gibt, wo es eine Mutter an Kindstationen gibt auf der Psychiatrie. Hast du da irgendwie mal dran
00:31:13: gedacht oder war das vielleicht sogar am Ende deine Rettung? Wie ging es weiter? Also ich habe irgendwann,
00:31:20: glaube ich, einfach... Ja, war das so ein Ausschalten irgendwie. So ein... Weißt du, was du hast jetzt so
00:31:26: oft und bei so vielen um Hilfe gebracht, dir hilft hier keiner. Das war so ein kleines... Ja, so ein
00:31:33: kleiner Abschluss für mich selber, der super schlimm war. Aber wo ich innerlich einfach gedacht habe,
00:31:38: Anina, ich glaube, du musst da jetzt einfach gerade alleine durch, weil dir wird keiner helfen.
00:31:42: Das war natürlich überhaupt nicht gut. Aber das war so ungefähr nach einem Jahr, wo ich dann gesagt
00:31:47: habe, okay, vielleicht bringt es... macht es jetzt einfach nur noch die Zeit gut. Vielleicht geht es
00:31:53: einfach irgendwann von alleine. Und bin dann auch wieder arbeiten gegangen, freibeloflich. Und
00:31:59: habe da dann natürlich ganz arg gemerkt, dieser Druck innerlich für die anderen Frauen dazu sein,
00:32:05: weil ich immer mit Herz und Seelehebarme war, obwohl es mir unfassbar schlecht ging. Ich habe
00:32:13: diese Hausbesuche gemacht und ich habe manchmal nicht mehr mehr diese Gespräche, die ich hatte mit
00:32:17: den Frauen. Das kann ich heute sagen. Ich weiß nur noch ganz wenig von. Ich konnte überhaupt nicht
00:32:23: mich darauf konzentrieren. Und ich habe in der Zeit unheimlich viele Termine verschieben müssen,
00:32:29: absagen müssen, weil ich mit Panikattacken auf dem Weg zum Hausbesuch war und nicht mehr weiterfahren
00:32:34: konnte. Weil ich im Auto zusammengebrochen bin, weil ich wieder sämtliche Tote von meiner Tochter
00:32:41: und meiner Familie gesehen habe. Und habe natürlich in der Zeit auch unheimlich viele
00:32:46: ja, böse Nachrichten von Frauen bekommen, die ich begleitet habe in der Zeit. Die natürlich
00:32:52: nicht wussten, wie es mir geht, weil da gehst du ja nicht mal direkt mit hausieren. Du gehst ja nicht
00:32:57: dahin und sagst, hallo, ich bin deine Heberma, aber ich habe anscheinend irgendwie psychische
00:33:01: Verstörungen. Und das hat mir dann auch nochmal zusätzlich den Boden so unter den Füßen weggerissen.
00:33:07: Ich kann denen nicht sagen, wie es mir geht. Und die nehmen mir das gerade richtig übeln.
00:33:12: Das war so, das war ganz schwer damit umzugehen. Und dann hat das glaube ich nochmal ein halbes Jahr
00:33:18: gedauert. Währenddessen ist auch mein Mann immer zu Hause geblieben. Der konnte ewig lang nicht
00:33:23: arbeiten gehen. Und ich bin so dankbar, dass er so einen tollen Arbeitgeber hat, dass er das so mit
00:33:27: gemacht hat. Und selbst der Arbeitgeber von meinem Mann hat irgendwann gesagt, wie können wir deiner
00:33:32: Frau helfen? Immerhin mal jemand, aber krass, dass es diese Person oder dieser Arbeitgeber war.
00:33:39: Das ist das, was ich finde, ist auch einfach, ich bin, ich glaube, es war, ich habe angefangen
00:33:42: zu arbeiten und bin dann zwei, drei Monate später von meiner Kreisachschefin angerufen worden. Mensch,
00:33:47: Alida, kannst du dir vorstellen, in der Elternzeit zu arbeiten, im Kreishaal, wir brauchen Sektionsdienst.
00:33:53: Und ich dachte, hm, okay, ich habe gedacht, weißt du was, vielleicht hilft das ja. Und bin dann
00:34:00: hingegangen und habe dieses Probearbeiten gemacht in dem Sektionsdienst und hatte im OP
00:34:05: beinahe Sektion ein Flashback. Also das erste Mal in meinem Leben, das war eine ganz komische
00:34:11: Erfahrung. Also dieses, ich habe gar nicht die Frau selber da liegen sehen, sondern einfach wieder
00:34:15: mich und meine Tochter und, ja, das ist alles, ja, einfach nochmal hochgekommen. Bin dann da eben im OP
00:34:21: und auch hinterher im Kreiswärts zusammengebrochen vor meinen Kolleginnen.
00:34:25: Hm, vielleicht können wir das ganz kurz erklären. Ein Flashback ist ja wirklich
00:34:31: ein Wort, was für eine Traumastörung oder eine PTBS, PTSD steht. Hast du diese Diagnose am
00:34:38: Ende auch erhalten sogar? Oder war das jetzt eher, dass es einmal vorgekommen ist, weil es so eine
00:34:44: richtig krasse Situation war? Oder wie würdest du es beschreiben?
00:34:47: Nee, ich habe die Diagnose tatsächlich, ist gar nicht so lange hier, da habe ich die bekommen,
00:34:52: diese PTBS, also posttraumatische Belastungsstörung. Ich wusste vorher nie, ich wusste okay,
00:34:59: Menschen, die aus dem Krieg kommen, so Soldaten oder so, die haben Flashbacks,
00:35:03: weil eben, wenn die auch einen Trauma erlitten haben, ich wusste nie, wie läuft so was ab.
00:35:08: Und ich habe aber da auch ganz, ich wusste das, ich habe das erlebt und habe auch das direkt so
00:35:12: benennen können. Man hat das auch so gesagt, ich kann das gerade nicht, ich hatte gerade ein Flashback
00:35:18: und ja, auch danach kam leider nichts vom Arbeitgeber. So, wo ich mir so dachte, okay,
00:35:27: da brauchst du auch nichts mehr hoffen, Alina. Und das war so, ne?
00:35:31: Und dann hat das noch zwei Monate gedauert, da war meine Tochter dann anderthalb Jahre alt,
00:35:38: bis mein Mann dann irgendwann gesagt hat, es reicht, ich kann das auch nicht mehr mit ansehen.
00:35:43: Wir gehen jetzt zu meinem Arzt und da bin ich dann mit ihm hingegangen und der Mann hat mich
00:35:49: angeguckt und mich in den Arm genommen und hat gesagt, es tut mir total leid, dass das so lang
00:35:55: gedauert hat, aber ich helfe dir und dann hat das keine vier Wochen gedauert und ich war in dieser
00:35:59: psychosomatischen Klinik. Ich muss richtig aufatmen. Ich dachte schon, wie lange soll diese, diese
00:36:07: Udice dieser Leidensweg weitergehen? Oh mein Gott. Ja, anderthalb Jahre. Endlich.
00:36:12: Und krass. Das war auch ganz intensiv, weil ich da wirklich dachte, oh Gott, jetzt hast du so
00:36:20: eine schwere Zeit gehabt schon mit diesem Kind und jetzt sollst du die alleine lassen.
00:36:25: Der nächste Schritt, ja. Wenn es hieß, ganz klar, Tagesklinik kommt nicht in Frage, eben geht es
00:36:32: wirklich schlecht, die müssen hier wirklich vollstationär und das heißt, ihr seht, ihr
00:36:38: Kind nicht, und dann sagt, oh Gott. Das ist das, wovon ich vorhin erzählt habe, das ist nämlich
00:36:43: so eine riesige Versorgungslücke in Deutschland. Du hast ja erst mal diese Postpartale oder auch
00:36:48: Wochenbettdepression entwickelt, ist übrigens gar nicht so selten, 10 bis 15 Prozent aller Frauen
00:36:53: haben das der Statistik nach, wahrscheinlich noch eine viel viel höhere Dunkelziffer dabei,
00:36:58: gerade bestes Beispiel, weil nicht geholfen wird, also weil es nicht erkannt wird, weil kein Budget
00:37:05: da ist, weil gar nicht richtig klar ist, wer ist dafür zuständig? Es gibt ja auch verschiedene
00:37:10: Ärzte, Ärzt*innen, die Psychopharmaka verschreiben dürfen, wie dieses Sertralin, was du bekommen
00:37:16: hast. Und dann ist das Ding eigentlich, dritt nämlich eine Wochenbettdepression, vier Wochen
00:37:21: in dem Zeitraum von vier Wochen nach der Geburt auf, da warst du ja voll drin. Und das bedeutet
00:37:27: auch, wenn es frühzeitig erkannt werden würde, müssen auf jeden Fall Mutter und Kind ja zusammen
00:37:31: bleiben, selbst bei dir wäre es ja schön gewesen mit einer einen halbjähriger Tochter. Aber ja,
00:37:36: wie gesagt, es gibt super, super Seiten in Deutschland, in Berlin in einer riesigen Großstadt,
00:37:40: glaube ich, nur eine Klinik, verbessert mich, wenn es irgendwie hört und es besser weiß. Aber ja,
00:37:44: das heißt, du musstest dann alleine oder konntest ja endlich in Therapie gehen, aber musstest dich
00:37:51: von deiner Tochter drinnen. Ja, das war richtig schlimm, weil das so auch eine meiner Ängste geträgt
00:37:56: hat, nämlich diese Beziehung zu dem Kind. Wie viel ist da in den ersten anderthalb Jahren kaputt
00:38:04: gegangen, kann da was kaputt gegangen sein? Wird die mir das ihr Leben lang nachtragen? Wird
00:38:11: die, also es ist ja ein bisschen schlimme Sachen gewesen, das sind schlimme Dinge passiert. Und
00:38:17: ich muss auch ehrlich sagen, ich habe ihr einmal auch aus dem Schlaf heraus, habe ich ihr versehentlich
00:38:22: auch wirklich wehgetat, weil das einfach, ja, ich habe sie gekniffen und da kann ich heute erst
00:38:29: darüber sprechen. Das muss sich unfassbar lange aufarbeiten, weil ich da wirklich gedacht habe,
00:38:35: wenn du das jemanden erzählst, die nehmen dir dein Kind weg, die schicken dir das Jugendamt,
00:38:38: werfen dir Misshandlung vor und ich musste erst mal in der Klinik lernen, das ist nicht deine
00:38:46: Schuld gewesen. Ich bin da in einem absoluten Ausnahmezustand gewesen und ich habe wirklich Hilfe
00:38:52: gebraucht und die habe ich nicht bekommen. Und nachdem das eben passiert ist, habe ich dann irgendwann
00:38:58: diese Sachen gegen mich gewendet und habe mir dann eben selber wehgetan, damit ich bloß
00:39:03: diesem Kind nicht mehr wehtur und das hat ewig lange dauert. Das sind so Sachen, die mussten
00:39:09: dann eben aufgearbeitet werden, diese Schuldgefühle, die ich hatte, habe ich unter der Geburt
00:39:14: was verkehrt gemacht, hätte ich als Hebamme nicht sagen können, nee, das machen wir jetzt nicht.
00:39:19: Ich habe doch gewusst, dass so eine Einleitung in einem Kälzerschnitt enden kann, also bin ich
00:39:23: ja auch irgendwo selber schuld und vielleicht habe ich nicht laut genug um Hilfe gerufen,
00:39:27: auch im Wochenbett nicht, vielleicht habe ich nicht oft genug um Hilfe gebeten. Das war ganz
00:39:32: lange so, dass ich mir da selber die Schuld für gegeben habe und auch gedacht habe, ja, die Leute
00:39:36: haben ja nichts falsch gemacht, es ist bis zu selber Schuld gewesen. Bis mir dann wirklich mal einer
00:39:42: ganz klipp und klar in der Klinik gesagt hat, sie sind daran nicht schuld gewesen und ihnen ist
00:39:48: da Gewalt unter der Geburt angetan worden. Dieses Trauma, das kann auch ganz ohne Gewalt passieren,
00:39:55: dieses Trauma ist passiert, weil ich einfach diese absolute Kontrollverlust, ich habe mein eigenes
00:40:01: Leben da bedroht gesehen und hatte dann diesen Kontrollverlust über mich und meinen Körper
00:40:07: und zusätzlich aber auch noch Leute, die respektlos mit mir umgegangen sind, die mich und mein Leiden
00:40:13: nicht gesehen oder gehört haben und das hat diese ganze Spirale ausgewöst, das ist nicht meine
00:40:19: Schuld gewesen, das muss ich mir immer wieder sagen und auch, ja, da bin ich eben da gewesen und
00:40:25: ich habe meine Tochter tatsächlich ganz bewusst immer nur am Wochenende gesehen, wir haben unter
00:40:30: der Woche mal telefoniert, sie hat das aber, die war anderthalb, das war so ein bisschen aus den
00:40:35: Augen, aus dem Sinn natürlich, hat sie sich immer gefreut, wenn wir uns am Wochenende gesehen haben,
00:40:39: aber es war für mich glaube ich schlimmer, ohne sie zu sein als anders herum und ich bin heute
00:40:47: noch so froh, dass das oder denke heute noch immer ist da irgendwo ein Knacks in der Beziehung zu uns
00:40:53: und das ist aber Gott sei Dank nicht, also das ist, da ist heute eine ganz innige Liebe und da bin
00:41:00: ich super dankbar für, weil ich da so groß angstvoll hatte, dass diese ganze Phase irgendwas
00:41:04: kaputt gemacht hat zwischen mir und meinem Kind, was keiner mehr fixen kann. Aber das ist heute
00:41:11: Gott sei Dank, die liebt Mama und Papa ab, Göttisch und Mama ist die erste auch in Laufstelle und
00:41:18: da freue ich mich immer wieder, das ist immer wieder so eine Bestätigung, wenn die sagt, oh meine
00:41:23: Mama und zu mir kommt, dann ist das immer wieder so wie so das nächste Pflaster auf dieser Wunde,
00:41:29: das ist ja. Kann ich total nachempfinden, ich glaube, das kann jede Mama, ich mache mir auch
00:41:38: bei jedem Poops schon Vorwürfe, keine Ahnung, heute ging es mir nicht so gut und ich denke mir so,
00:41:42: vielleicht bin ich heute keine gute Mutter, ja und dann deine Geschichte dazu im Vergleich,
00:41:48: ich kann es nicht annähernd nachempfinden, aber ich kann es mir nur ganz bisschen vorstellen, du
00:41:55: bist nicht schuld, ich sag es dir auch gerne nochmal, es war nicht deine Schuld und auch jede
00:42:02: Person oder jede Frau, die das da draußen hören muss, jede Mama, ihr seid nicht schuld, egal ob
00:42:07: das jetzt ein Geburtstrauma war, es kann ja auch eine Geburt traumatisch für ein sein, wo gar keine
00:42:14: Respektlosigkeit stattgefunden haben muss, bei dir in dem Falle war es das Doppelte, es wurde
00:42:19: dir durch die OP komplett alles aus der Hand genommen plus noch diese Respektlosigkeit obendrauf,
00:42:24: was übrigens, ich habe da erst letztens eine neue Studie zu gelesen, eine zehnfach höhere
00:42:30: Wahrscheinlichkeit hat, dass da noch eine Woche im Bett Depression entsteht, also auf dem Boden
00:42:35: eines Geburtstraumers, ja krass, ich danke dir von Herzen, dass du diesen Weg mit uns geteilt hast
00:42:41: und ich wollte dich fragen, hast du noch irgendwelche Tipps für Mama da draußen oder hast du noch
00:42:49: irgendwas aus deiner Geschichte extrem gelernt, was jede wissen sollte, hast du irgendwas noch?
00:42:55: Ja, das ist eine ganz schwierige Frage, ich bin auch letzten, ich glaube ich bin heute noch gefragt
00:43:00: worden, wenn du zurückgehen könntest, würdest du was anders machen und das ist eine ganz schwierige
00:43:06: Frage, natürlich würde ich alles andere, also das ist auch wieder so, sich vorzustellen an welcher
00:43:12: Ecke bin ich falsch abgewogen, ich glaube es ist ein ganz falsches Denken, weil ich bin wirklich
00:43:19: falsch, dieses sein Vertrauen als Schwanger in vertrauensvolle Hände zu geben in den
00:43:26: Gynokologen, in die Hebammer, das soll man auch ruhig weiterhin tun und sich dennoch da auch
00:43:34: drum herum außerhalb seines Familie, Freunde da vielleicht Leute suchen, wo man auch noch
00:43:39: aufgefangen werden kann, wenn es mal wirklich blöd läuft, weil davor kannst du dich als Frau,
00:43:44: ich glaube das muss ich offen und ehrlich sagen, du kannst dich da so gut vorbereiten,
00:43:48: wie du möchtest, du kannst dich da am Ende nicht verschützen, dass das passiert, du kannst
00:43:52: dich nur da verschützen, dass du am Ende nicht alleine damit bist, dass du da jemand hast,
00:43:56: der dich da aufhängt und der dir eben zuhört, das war bei mir ganz arg mein Mann, aber vielleicht
00:44:03: einfach schon vorher und auch wenn das total blöd ist als Gewurzvorbereitung, aber ich bin
00:44:08: das heute schon in meine Geburtsvorbereitungskurse mit ein, dass ich den Frauen hier aus dem
00:44:13: Umkreis Listen mitgebe von zum Beispiel Schatten und Licht, Hilfe, Telefon, schwierige Geburt,
00:44:20: ich pack den alle umliegenden Psychologen und Psychosozialen bla bla bla mit rein, dass die
00:44:28: Anlaufstellen haben, wenn sie sie brauchen und wenn sie gerade niemanden zur Hand haben, der das
00:44:33: für sie hat und dass man da einfach guckt, dass man das einfach so zur Sicherheit dazu packt zu
00:44:42: seinem, keine Ahnung, zu seinem Geburtsplan oder so, wenn man einen hat, macht das ruhig dazu,
00:44:48: das ist, das heißt nicht, dass euch das passiert, aber es ist leider heutzutage so, ihr müsst was
00:44:54: an der Hand haben, wo ihr euch hinwenden könnt und dass man da vielleicht auch einfach ein Partner
00:45:00: oder eine Freundin brieft, wenn es mir nicht gut geht, kann man auch machen, gibt es dein Partner
00:45:04: oder deiner Freundin, wenn es dir nicht gut geht, hier, du hast mir damals die Liste gegeben,
00:45:08: da steht drauf, wohin du dich wenden kannst und wenn du möchtest, helfe ich dir dabei. Ich glaube,
00:45:12: hast du das Wichtigste, weil das ist auch was mir gefehlt hat, dass da jemand ist, der weiß,
00:45:19: wie er mir helfen kann und der mir dann auch wirklich sagt, du wirst da ernst genommen und ich
00:45:25: sehe dich damit und ich helfe dir, auch wenn ich gerade selber nicht weiß, wohin wir müssen,
00:45:29: wir gucken das gemeinsam nach. Und ich glaube, das hätte schon ganz, ganz viel bei mir geändert.
00:45:35: Ich glaube, ich hätte selber nichts, ich hätte selber nichts anderes gemacht,
00:45:38: jetzt auch nicht anders machen können. Ich habe da mein Vertrauen in Hände gelegt,
00:45:42: ich habe den Leuten da wirklich vertraut zu 100 Prozent und das ist auch okay und das Vertrauen
00:45:49: ist halt einfach in gewisser Weise ein bisschen missbraucht worden und das ist jetzt einfach so.
00:45:53: Das hat am Ende so seine Resultate, aber das ist dann einfach so. Wichtig ist einfach nur,
00:46:00: dass es jetzt wirklich am Ende mir gut geht. Sehr schön, danke dir, das waren Megatips.
00:46:07: Ich finde es richtig cool, dass du das jetzt eingebunden hast in deiner Arbeit.
00:46:10: Wäre ich mir sofort merkt für mich selbst, weil ich jetzt auch in einer neuen Klinik
00:46:14: angefangen habe und noch gar nicht weiß, wie sehr dieses psychosoziale Netzwerk ist,
00:46:19: werde ich direkt mal rausfinden. Und genau, meine Abschlussfrage wäre jetzt auch an dich
00:46:23: tatsächlich gewesen. Geht es dir wieder richtig gut, kann man das so sagen oder meinst du,
00:46:28: dass auf jeden Fall noch was da und da bleibt vielleicht sogar auch was für immer? Wie ist
00:46:34: so deine Einschätzung? Kann man das überhaupt jemals überwinden? Also in Bezug auf die Geburt
00:46:39: meiner Tochter würde ich sagen, geht es mir gut. Das wird immer ein Teil von unserer Geschichte
00:46:45: bleiben. Es wird immer ihre Geburtsgeschichte sein. Die werde ich da auch immer so erzählen,
00:46:49: wenn sie das mal wissen möchte. Was das alles so mit sich gebracht hat mit diesen Angststörungen,
00:46:56: das hängt mir schon zwischendurch noch nach. Ich bin auch heute noch, meine Tochter ist jetzt
00:47:02: zwei, heute noch in Therapie wegen diesen Angststörungen und das ist halt einfach so ein bisschen,
00:47:08: das ist so nachgeschwappt, diese unerkannte PPD und das hat alles nicht irgendwo angekommen
00:47:17: und dann sind diese Angststörungen entstanden und die spielen sich da immer noch so ein bisschen
00:47:22: mit rein in das Leben. Aber lang nicht mehr so schlimm wie vorher. Ich würde fast sagen,
00:47:28: die hatten mich vorher ganz gut im Griff, aber heute habe ich die ganz gut im Griff. Also so
00:47:32: umgekehrt. Es gibt immer mal Tage, da darf es einfach Löd gehen und da muss ich auch mal Sachen
00:47:38: absagen, weil ich dachte, okay ist mir gerade doch zu viel. Aber ich glaube, das ist auch so ein
00:47:42: Ding, was Mamas ganz oft verlieren. So, das muss ich jetzt auch noch lernen, diese Selbstfelsorge,
00:47:46: dieses etwas für sich selbst tun, damit man was für andere tun kann. Das fällt mir noch sehr
00:47:54: schwer. Das ist aber nicht so einfach unterzukriegen mit Kind und Kegel. Man kennt es selber, man arbeitet
00:48:03: viel und man vergisst sich dabei so ein bisschen und ich glaube, ganz oft höre ich, dass von Mamas
00:48:08: auf dieses schlechte Gewissen mein Kind irgendwo hinzugeben, damit ich jetzt eine Stunde was für
00:48:12: mich tun kann. Wer ist das völlig bestreitet, weil man kein schlechtes Gewissen haben, damit du als
00:48:17: Mama deine Akkus wieder aufladen kannst, weil sonst kannst du dich ja gar nicht vernünftig
00:48:21: und dein Kind zu wagen. Mein Kind ist auch gerade bei meiner Mama. Aber ich kann hier gut abschalten,
00:48:27: zum Glück mit dir, weil es so mitreißend war. Danke dir, liebe Alina. Du hast dir so krass
00:48:36: aufgemacht und es ist so so wertvoll. Ich hoffe, dass das ganz, ganz viele Menschen, Frauen da draußen
00:48:41: hören, vielleicht sogar auch Geburtshilfer*innen, die sich nicht bewusst sind, was sie da für eine
00:48:46: Verantwortung im Kreisseil tragen oder auch ein Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt ist
00:48:52: dahingestellt. Wir haben da so eine riesige Verantwortung, was allein Worte für eine Macht
00:48:56: haben, sondern eine rave Situation. Genau, danke, danke, danke dir. Und ich wollte nochmal sagen,
00:49:03: wir haben auch mal eine Folge hier aufgenommen mit Frau Högemann, heißt sie bei Instagram,
00:49:08: die hat ein ganz, ganz tolles Buch geschrieben. So wollte ich mein Kind nicht zur Welt bringen,
00:49:11: werde irgendwie nochmal ein bisschen mehr rein hören möchte und das ganze Thema rund um
00:49:15: Gewalt unter der Geburt kann auch gerne in die Folge rein hören und ansonsten sind wir leider
00:49:21: schon am Ende der Zeit und ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei dir und hoffe oder ich muss
00:49:27: es dir nicht, ich muss es nicht hoffen oder mir wünschen, du bist auf einem tollen Weg. Genau,
00:49:31: ich muss gar nichts wünschen, du machst das großartig. Ich schaue zu dir auf, alles Gute für dich.
00:49:36: Danke, danke dir.
00:49:39: Mama Talk, der Podcast von Mamas für Mamas, eine Antenne Niedersachsen-Produktion.
00:49:45: SWR 2021
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